Reaktionen auf die Verhaftung von Sanader

In Kroatien hat gestern die Verhaftung des früheren Ministerpräsidenten Ivo Sanader auf der Tauernautobahn wie eine Bombe eingeschlagen. Die Verhaftung war das beherrschende Thema in allen Medien. Sanader wird in Kroatien Amtsmissbrauch und die Bildung einer kriminellen Vereinigung zur Last gelegt, um die Staatsfinanzen zu schädigen. Als Summe werden mindestens vier Millionen Euro genannt. Unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz hat die Reaktionen verfolgt und den folgenden Bericht gestaltet:

„Sanader verhaftet“, lautete die einzige Schlagzeile der Abendnachrichten des staatlichen Fernsehens in Kroatien. Versucht wurde der Fluchtweg zu rekonstruieren, wobei neben Salzburg auch Innsbruck erwähnt wurde. Dort hat Sanader, der fließend Deutsch spricht, lange gelebt, dort lebt sein Bruder, dort hat Sanader auch eine Firma. Nach kroatischen Angaben war Sanader bereits in München und wollte von dort in die USA fliegen, doch wegen des internationalen Haftbefehls war die Gültigkeit seines Visums nicht mehr sicher. Daher kehrte er um. Am meisten erörtern die Medien die Frage, wie lange nun die Auslieferung aus Österreich dauern könnte. Zweitens wird über die Immunität debattiert. Denn Sanader konnte als Abgeordneter Kroatien verlassen, obwohl das Verfahren zur Aufhebung seiner Immunität im Parlament bereits lief. Die größten Berichte brachten die kroatischen Tageszeitungen bereits gestern nach seiner Flucht. In Sonderbeilagen wurden Sanaders Aufstieg und Fall, und die meisten Vorwürfe dargestellt. Die Boulevardzeitung „24 Stunden“ zeigte Sanader auf der Titelseite in eine Fotomontage in Sträflingskleidung hinter Gittern. „Vercernij List“ zeigte Sanader auf einer Doppelseite als Krake; am Ende der Fangarme sind ehemalige Mitstreiter, die bereits wegen Korruptionsvorwürfen von der Justiz verfolgt wurden und noch werden. Medial wird Ivo Sanader von denselben Medien nun offensichtlich vorverurteilt, die ihm einst weitgehend dienten als er noch der mächtigste Mann in Kroatien war.