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Kroatischer Kardinal besucht zum ersten Mal das KZ Jasenovac

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Der kroatische Kardinal Josip Bozanic hat zum ersten Mal das Konzentrationslager Jasenovac besucht. In Jasenovac sind unter der Herrschaft des faschistischen Ustasa-Regimes im Zweiten Weltkrieg etwa 100.000 Menschen ermordet worden. Die Opfer waren vor allem Serben, Juden und Roma. Kardinal Josip Bozanic war das erste Oberhaupt der katholischen Kirche in Kroatien, das das KZ-Jasenovac besucht hat. Doch dieser Besuch und vor allem die Predigt des Kardinals stießen auch auf heftige Kritik, berichtet aus Belgrad Christian Wehrschütz:

Kardinal Josip Bozanic besuchte die Gedenkstätte von Jasenovac mit 300 katholischen Geistlichen auf einer Pilgerreise, die die Gruppe auch an Orte führte, an denen katholische Geistliche ermordet worden sind. In der Pfarrkirche von Jasenovac sagte Bozanic zu den Verbrechen des Ustasa-Regimes:

„Hier in Jasenovac empfinden wir tiefen Schmerz wegen aller Opfer, besonders aber wegen jener, die hier litten und ermordet wurden von Angehörigen des kroatischen Volkes und noch mehr von Angehörigen der katholischen Kirche. Selbst wenn wir die Sünde jener erkennen, die den Namen der katholischen Kirche trugen, so hat die Katholische Kirche niemals an derartigen Verbrechen teilgenommen oder sie unterstützt.“

Eine Entschuldigung im Namen der Kirche lehnte der Kardinal ab. Dafür widmete sich Bozanic in seiner Predigt ausführlich den Verbrechen des kommunistischen Regimes unmittelbar nach Kriegsende für die Bleiburg in Unterkärnten symbolhaft steht. Bozanic sagte:

„Ein gutwilliger Mensch kann die Interpretation einfach nicht verstehen oder gar akzeptieren, dass die Opfer von Bleiburg und der Kreuzwege eine Folge dessen sind, was das Ustasa-Regime in Jasenovac begangen hat.“

Diese Gleichsetzung der Opfer und die Betonung der kommunistischen Verbrechen gerade in Jasenovac wurden in Kroatien und Serbien zum Teil heftig kritisiert. So sagte der kroatische Historiker Slavko Goldstein, die Rede des Kardinals Bozanic zeige, dass die Kirche noch immer nur teilweise bereit sei, sich den Verbrechen des Ustasa-Regimes zu stellen. Trotzdem war der Besuch in Jasenovac sicher ein erster historischer Schritt; ihm müssen aber noch weitere auf allen Seiten in Kroatien folgenden, um eine umfassende Aussöhnung zu erreichen.

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