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Stand der Ermittlungen im Fall Pukanic

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Berichte Kroatien


Auf einem Friedhof in der Nähe der kroatischen Hauptstadt Agram ist gestern der ermordete Journalist Ivo Pukanic beigesetzt worden. Pukanic war Herausgeber des Wochenmagazins National; er und sein Marketingchef wurden vergangenen Donnerstag im Zentrum von Agram durch einen Bombenanschlag getötet. Es war das der dritte Mord im Mafia-Stil in Agram binnen eines Monats. Dementsprechend große war die Empörung in Kroatien. Ministerpräsident Ivo Sanader kündigte einen entschlossenen Kampf gegen die Organisierte Kriminalität in Kroatien an. In Agram sind gestern auch 250 Polizisten aus ganz Kroatien stationiert worden, um das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu erhöhen. Über den Stand der Ermittlungen im Fall Ivo Pukanic berichtet unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz:

Im Zusammenhang mit der Fahndung nach dem Attentäter im Fall Ivo Pukanic hat die kroatische Polizei mehrere Personen verhaftet; weder ihre Identität noch die Zahl der Festgenommenen wurde mitgeteilt. Bekannt ist nur, dass die Verhaftungen in Agram und in der Stadt Vukovar im Osten Kroatiens erfolgten. Nach Angaben kroatischer Medien sollen auch ehemalige Soldaten, ehemalige Polizisten und Personen festgenommen worden sein, die technisch dazu in der Lage sind eine Bombe zu bauen oder bereits einmal derartiger Anschläge verdächtigt wurden. Geklärt hat die Polizei unterdessen den Tathergang. Demnach war die Bombe auf einem gestohlenen Motorrad montiert, dass der Attentäter neben dem Wagen von Ivo Pukanic im Hof des Redaktionsgebäudes abstellte. Als sich Pukanic und sein Marketingchef dem Auto näherten wurde die Bombe ferngezündet. Unmittelbar danach soll ein Mann mit einem Motorradhelm am Kopf die Umgebung des Tatortes verlassen haben. Die Polizei hat bereits ein Phantombild des möglichen Attentäters veröffentlicht. Möglich wurde das durch Überwachungskameras in der Nähe des Tatortes, die den Verdächtigen ohne Helm vor der Tat gefilmt haben. Möglicherweise hatte der Attentäter auch einen Helfershelfer unter den Personen, die als Wächter in dem Gebäude gearbeitet haben. Noch nichts bekannt geworden ist über die Auftraggeber des Anschlages. Die Polizei ermittelt in alle Richtungen. Ivo Pukanic arbeitete als investigativer Journalist und hatte viele Feinde aber auch viele Verbindungen zur Unterwelt. Bei den Ermittlungen arbeitet Kroatien auch mit den Polizeibehörden in Bosnien und Herzegowina sowie in Serbien zusammen. Spekulationen serbischer Medien wonach Angehörige des Mafia-Klans von Zemun die Tat ausgeführt haben könnten, wurden bisher nicht bestätigt. Der Klan von Zemun ist für die Ermordung des serbischen Ministerpräsidenten Zoran Djindjic verantwortlich. Einige Mafiosi sind noch flüchtig, und einer der Flüchtigen hat auch einen kroatischen Pass. Serbiens Innenminister teilte jedoch mit, bisher gebe es keine Hinweise dafür, dass serbische Kriminelle in den Anschlag verwickelt seien.

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