Karla Del Ponte am Balkan

Die Chefanklägerin des Haager Tribunals, Karla Del Ponte, ist zu einem zweitägigen Besuch im ehemaligen Jugoslawien. Erste Station war gestern Serbien und Montenegro. Heute wird Del Ponte in der kroatischen Hauptstadt Zagreb Ministerpräsident Ivo Sanader treffen. Bei all diesen Gesprächen geht es um die Auslieferung mutmaßlicher Kriegsverbrecher. Christian Wehrschütz berichtet:

Mehr Lob als Tadel gab es von Karla Del Ponte für Serbien nach ihrem Gespräche mit Ministerpräsident Vojislav Kostunica. So bewertete die Chefanklägerin des Haager Tribunals die Kooperation mit als positiv; enttäuscht zeigte sie sich, dass Ratko Mladic, noch immer in Freiheit ist. Del Ponte hofft nun, dass Mladic bis Dezember gefasst wird. Vojislav Kostunica sagte die volle Zusammenarbeit Serbiens mit dem Tribunal zu. Was das für Mladic heißt, ist jedoch offen. Denn ein Druckmittel fehlt dem Tribunal, weil die EU gestern beschlossen hat, mit Serbien-Montenegro noch im Oktober über eine weitere Annäherung zu verhandeln, und diese Gespräche werden ein Jahr dauern. Für Kroatien ist dagegen Del Pontes Bewertung von entscheidender Bedeutung. Gibt sie heute in Zagreb grünes Licht, könnte die EU vielleicht sogar noch kommende Woche den Beginn der Beitrittsgespräche beschließen, die wegen des flüchtigen General Ante Gotovina schon zwei Mal verschoben wurden.