× Logo Mobil

Interview mit Ministerpräsident Ivo Sanader

Radio
FJ7
Berichte Kroatien
Ministerpräsident Ivo Sanader hofft, dass die Europäische Union im Herbst grünes Licht für die Beitrittsverhandlungen mit Kroatien geben wird. Der Beginn der Gespräche ist im März an Ante Gotina, dem letzten noch flüchtigen mutmaßlichen kroatischen Kriegsverbrecher, gescheitert. Das Haager Tribunal war der Regierung in Zagreb vor, nicht alles zu tun, um Gotovina zu finden, und daher verschob Brüssel die Verhandlungen. Kroatien gibt an, nicht zu wissen wo Gotovina ist; trotzdem beschloss die Regierung im April einen Aktionsplan, der zur Aufspürung des Flüchtigen führen und auch alle möglichen Netzwerke beseitigen soll, die Gotovina von Kroatien aus noch unterstützen könnten. Bei einem Vortrag in Salzburg beteuerte Sanader, die Regierung tue alles, um den Fall zu lösen. Außerdem betonte er die Bedeutung der Aufnahme von Kroatien und andere Staaten des ehemaligen Jugoslawien in die EU für die Stabilität des gesamten Balkan. In Salzburg hat unser Korrespondent Christian Wehrschütz mit Ivo Sanader gesprochen und folgenden Bericht gestaltet:

Seit der Krise in der EU sind Kroatien und die Suche nach General Ante Gotovina in Brüssel klar in den Hindergrund getreten. Still geworden ist es auch um den im April verkündeten Aktionsplan, mit dem Kroatien Haager Tribunal und EU überzeugen will, dass alles getan wird, um Gotovina zu finden und seine kroatischen Helfer zu entmachten. Der General gilt vielen Kroaten als Held, war er doch einer jener Offiziere, die für die Rückeroberung der von Serbien besetzen Krajina verantwortlich war, die sich in zwei Tagen zum zehnten Mal jährt. Zu Ante Gotovina sagte der kroatische Ministerpräsident Ivo Sanader:

„Den Patriotismus, den er gezeigt hat im Krieg, muss er auch hier zeigen, wenn er angeklagt ist. Also wenn jemand angeklagt wird, dann muss der Rechtsstaat funktionieren und er muss auch auf diese Anklage eine Antwort geben.“

Doch Gotovina wird sich wohl nicht stellen und so wie er die Kroaten trennt, spaltet die Rückeroberung der Krajina noch heute Kroatien und Serbien. Für die Kroaten bedeutet der Sieg die Wiederherstellung der staatlichen Einheit, die Serben beklagen die Vertreibung von 250.000 Landsleuten aus Kroatien. Zwar sind die meisten Flüchtlinge wieder zurückgekehrt, doch politisch ist die Krajina noch immer ein sensibles Thema, das zu Wortgefechten zwischen Belgrad und Zagreb Anlass gibt. Trotzdem setzt Ivo Sanader weiter auf regionale Zusammenarbeit:

„Die Zusammenarbeit und die Normalisierung der Beziehungen zwischen Kroatien und Serbien ist von enormer Bedeutung nicht nur für die zwei Länder, sondern auch für die gesamte Region von Südosteuropa. Ich glaube dass diese Normalisierung gut vorangeht. Ich war voriges Jahr zum ersten offiziellen Besuch eines kroatischen Ministerpräsidenten in Belgrad; es wird auch zu einem Gegenbesuch von Ministerpräsident Kostunica kommen, und da werden wir auch genug Zeit haben, um zu diskutieren, wie es weiter geht, auf jeden die Normalisierung geht weiter.“

Normalisierung und regionale Zusammenarbeit sind auch eine Voraussetzung für den Beitritt zur EU, dessen Bedeutung Sanader so beschreibt:

„Die Bedeutung ist so groß, weil die Perspektive auf eine volle Mitgliedschaft in der Europäischen Union für alle Länder, nicht nur für Sudosteuropa, sondern auch für die zehn, die voriges Jahr dazu gekommen sind in die EU, hat es sich gezeigt, dass die EU-Mitgliedschaft als ein Motor, als eine Motivation dient, die nötigen Reformen durchzuführen.“

Doch das ist nur einer der Gründe, warum Ivo Sanader auf einen raschen Beginn der Beitrittsverhandlungen mit Kroatien drängt. Ivo Sanader:

„Wir brauchen sehr bald den Verhandlungsbeginn, denn sonst wird das zu lange dauern, und es besteht die Gefahr, dass, die Popularität und die Unterstützung der kroatischen Bürger für Europa weiter fällt. Es ist schon jetzt unter 50 Prozent, doch ich bin sicher, dass am Tag, an dem wir die Verhandlungen beginnen, die Umfragen zeigen werden, dass die Unterstützungswerte viel größer sind.“

Ob diese Argumentation auch in Brüssel Gehör findet, wird sich im Herbst zeigen, wenn die EU neuerlich über den Verhandlungsbeginn mit Kroatien entscheiden wird.

Facebook Facebook