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Regierung und Kirche im Dialog

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Berichte Kroatien
In Kroatien intensivieren Regierung und katholische Kirche ihren Dialog. So trafen gestern Erzbischof Josip Bozanic sowie sechs Bischöfe in Agram mit Ministerpräsident Ivica Racan und einigen Ministern zu einem mehrstündigen Gespräch zusammen. Mit Staatspräsident Stipe Mesic hatten die Vertreter der kroatischen Bischofskonferenz bereits vor zwei Wochen ein Gespräch. Die Treffen sollten dazu dienen die Spannungen abzubauen, die Anfang November offen ausbrachen als die katholische Kirche in einem Hirtenbrief die schwierige soziale Lage in Kroatien kritisierte. Einige Mitglieder des Koalitionskabinetts hatten darin auch eine Parteinahme zugunsten der oppositionellen HDZ, der Partei des früheren kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman, gesehen. Aus Belgrad berichtet Christian Wehrschütz:

Sichtbarstes Zeichen für die Entspannung des Konflikts zwischen katholischer Kirche und kroatischer Regierung ist die gemeinsame Erklärung, die nach dem Treffen gestern ver-öffentlicht wurde. Darin bekennen sich beide Seite zu einer Fortsetzung des Dialogs und zu einem verstärkten Informationsaustausch. In der Erklärung bekräftigte die katholische Kirche zwar ihr Eintreten für die Interessen der armen Bevölkerungsschichten, drückte aber auch ihre Hochachtung gegenüber der Regierung, deren Aufgaben und deren Sorge für die Schwächsten in der Gesellschaft aus. Die Regierung wiederum bekräftigte, sie werde die Vereinbarung zwischen Kroatien und dem Vatikan einhalten, und zwar auch auf dem Gebiet des Religions-unterrichts in den Kindergärten. Dieses Thema sowie die Regelung der Feiertage zählte zu den Streitpunkten zwischen Kirche und Staat. Zu den in Kroatien nach wie vor offen Fragen zählt auch die Rückgabe des Kircheneigentums, das nach dem Zweiten Weltkrieg von den Kommunisten enteignet worden ist. Entzündet hatte sich der offene Konflikt mit der Regierung jedoch an einer Erklärung der Bischöfe Anfang November zur sozialen Lage in Kroatien. Daran hatten die Bischöfe Kritik an der Reform des Pensions-, des Gesundheits- und des Schulsystems geübt, auf mangelnde soziale Sicherheit und Korruption hingewiesen, die hohe Arbeitslosenrate sowie die niedrige Geburtenrate kritisiert. Diese Kritik traf einige Regierungsparteien besonders hart, denn das durchschnittliche Monatsgehalt der in Unternehmen beschäftigten Kroaten liegt derzeit bei 5.600 Schilling. Zwar hat der Tourismus, die Haupteinnahmequelle für Devisen, in Kroatien im vergangenen Jahr um 12 Prozent zugenommen, doch die wirtschaftliche und soziale Lage sind nach wie vor schwierig. Mit dem gestrigen Treffen zwischen katholischer Kirche und Regierung dürfte jedoch ein wichtiger Schritt gesetzt worden sein, um die bestehenden Differenzen abzubauen und die Gesprächsbasis zu verbessern.
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