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Spannungen im Norden des Kosovo

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Berichte Kosovo


Im Norden des Kosovo ist heute neuerlich mit Spannungen zu rechnen. Die lokalen Serben blockieren seit drei Tagen bereits wieder die Straßen zu den beiden Grenzübergängen zu Serbien. Grund dafür ist, dass heute aus der Kosovo-Hauptstadt Pristina zum ersten Mal albanische Zöllner und Polizisten an diesen Grenzübergängen stationiert werden sollen. Die Kosovo-Serben und Serbien sehen darin den Versuch der albanischen Führung, den abtrünnigen serbisch dominierten Norden unter die Kontrolle der Zentralregierung zu bringen. Doch es bestehen kaum Möglichkeiten für die Serben, diese Entwicklung zu verhindern, berichtet unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz

Der kompakt serbisch besiedelte Nordkosovo wird bisher nicht von der Regierung in Pristina kontrolliert. Daher wollte Ministerpräsident Hashim Thaci im Juli Zöllner und Polizisten an den zwei Übergängen zu Serbien zu stationieren, um staatliche Autorität durchzusetzen. Der Versuch scheiterte weil die Friedenstruppe KFOR und die EU-Diplomatie nicht entschlossen reagierten, und die lokalen Serben so genug Zeit hatten, einen Grenzübergang abzufackeln und Straßenblockaden zu errichten. Schließlich übernahm KFOR doch die Kontrolle, und die Übergänge sind fest in ihrer Hand. Thaci einigte sich nun mit USA und EU über ein neues Zollregime. Demnach soll die EULEX die Grenzkontrollen durchführen, allerdings unter der formellen Leitung eines albanischen Kommandanten, der von je einem albanischen Zöllner und Grenzpolizisten unterstützt wird. Möglich wurde diese Einigung auch, weil Pristina und Belgrad einen Kompromiss über den Zollstempel fanden. Auf ihm steht nur Kosovo-Zoll und gestempelt wird nur auf einem Papier, das keinen Hinweis auf die Eigenstaatlichkeit des Kosovo enthält, die Serbien weiter ablehnt. Dieser Kompromiss nutzt auch Serbien, weil der Kosovo im Gegenzug das Importverbot serbischer Waren seit heute wieder aufgehoben hat, das serbische Firmen empfindlich getroffen hatte. Außerdem dürfte nun der Schmuggel im Norden des Kosovo wirksamer unterbunden werden, der auch den serbischen Fiskus schädigte. Das Angelende zu den beiden Grenzübergängen wird nun von der KFOR ernsthaft überwacht, während sensible Waren wie Treibstoff, Alkohol und Zigaretten überhaupt nur über einen dritten Grenzübergang aus Serbien eingeführt werden dürfen. Trotzdem lehnt Belgrad die Stationierung albanischer Beamter an den Grenzen vehement ab, weil damit die auch die letzten Hoffnungen auf einen Anschluss des Nordens schwinden. Doch außer Protesten bleibt den Serben kaum eine andere Reaktionsmöglichkeit. Die Grenzübergänge können aus der Luft versorgt werden, Serbien will seine EU-Annäherung nicht wieder gefährden, und NATO und EU wollen den Kosovo einfach befrieden, weil sie ihre Truppen in anderen Weltgegenden dringender brauchen.

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