Lage der Migranten in Bosnien entspannt sich
In Bosnien und Herzegowina hat sich die humanitäre Krise bei der Unterbringung von Migranten in den vergangenen Tagen entspannt. Im Aufnahmezentrum bei Bihac haben die bosnischen Streitkräfte beheizbare Zelte aufgestellt und die Arbeiten haben begonnen, um das Zentrum winterfest zu machen und zu einem permanenten Aufnahmelager auszubauen. Das Außenministerium in Wien hat der IOM, der Internationalen Organisation für Migration eine Millionen Euro zur Verfügung gestellt, weitere 3,5 Millionen hat die EU bereitgestellt. Das Geld soll zum Aufbau von Lipa verwendet werden, in dem künftigt auch Familien und unbegleitete Minderjährige und nicht nur Männer aufgenommen werden sollen. Über die Lage berichtet unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz:
Im Aufnahmelager Lipa sind nun etwa 800 Migranten untergebracht. Sie müssen nicht mehr frieren, die Stromversorgung wurde ebenso sichergestellt wie Verpflegung und medizinische Betreuung. Zu lösen gilt es noch die Unterbringung von einigen Hundert Migranten, die in den Wäldern oder alleinstehenden Gebäuden hausen. Sie sollen einerseits in Lipa, andererseits aber auch in Aufnahmezentren im Raum Sarajewo untergebracht werden. Dazu werden in Lipa demnächst auch beheizbare Container aufgestellt, die das Innenministerium in Wien bereitgestellt hat. Das Lager Lipa hat jüngst auch der Boschafter der EU-Delegation in Bosnien, der Österreicher Johannes Sattler besucht. Was muss getan werden, um im nächsten Winter eine weitere humanitäre Krise zu vermeiden? Darauf antwortet Johannes Sattler so:
Sattler: 3'42'2 - Vermeidung der nächsten Krise, faire Verteilung - 4'18'4 -4'25'5
"Was es braucht ist eine faire Verteilung; was wir momentan sehen, dass nur zwei Kantone, diese Flüchtlingslast tragen. Es braucht hier eine Aufteilung, es braucht hier das ganze Land, wie zum Beispiel in Serbien, wo wir 20,25 kleinere Zentren, das ist auch sehr wichtig, dass wir nicht diese riesen Zentren haben, wie hier, wo 2000, 3000 Leute sind, wo es dann auch zu Sicherheitsproblemen kommt. Man muss eben in die Richtung gehen, dass mehrere Regionen sich beteiligen, und daß man eben kleinere Lager macht. Ich werde mich dafür einsetzen, dass das im Laufe des Jahres passiert."
Die humanitäre Krise in Bosnien hat auch mit dem komplizierten Staatswesen zutun, das für die drei Volksgruppen, Bosniaken, Serben und Kroaten, vom Westen nach dem Krieg im Jahre 1995 geschaffen wurde. Trotzdem sieht der Leiter der IMO, der Internationalen Organisation für Migration in Bosnien, Peter Van der Auweraert, Fortschritte:
7'11' - BiH Fortschritt LIPA-Verantwortung - 8'02
"Dieses neue provisorische Lager Lipa wird völlig von den staatlichen Behörden geleitet werden, und das ist völlig neu; das soll ein Modell werden für alle anderen Zentren. Trotz der humanitären Krise geht es voran in Richtung eines mittelfristigen Managements der Migration; es geht langsam, doch das politische System in Bosnien ist so, dass es per Definition langsam geht, weil es so viele Akteure gibt, die zusammenarbeiten müssen, und das ist schwierig."
50 Millionen Euro hat die IOM seit drei Jahren, seit Beginn des Transits von Migranten durch Bosnien bisher ausgegeben. Der Löwenanteil des Geldes stammt von der EU. Zur Verwendung der Mittel sagt Peter Van der Auweraert:
IOM 9'17'7 - Ausgabenstruktur - 10'39'4
"Zu Beginn des Jahres 2018 hatte Bosnien und Herzegowina überhaupt keine Kapazitäten für die Unterbringung von Migranten. Jetzt haben wir, abgesehen von Lipa, 6.000 Plätze. All diese Aufnahmezentren mussten gebaut oder hergerichtet werden. All das kostet beträchtliche Summen; dann müssen diese Zentren auch betrieben werden. Im Durchschnitt stellen wir täglich 20.000 Mahlzeiten bereit, und wir haben in den vergangenen drei Jahren 60.000 Migranten versorgt; dazu zählen medizinische Versorgung, Kleidung, Reinigung der Zentren, Instandhaltung und Mitarbeiter. Hinzu kommt institutionelle Unterstützung etwa für die Grenzpolizei, die Polizei, oder das Gesundheitswesen in den Kantonen und die Stadt Bihac."
Über die Verwendung des Geldes berichtet die IOM regelmäßig den bosnischen Behörden, der EU aber auch anderen Geldgebern wie etwa Österreich.