Gedenken an das Attentat und Verherrlichung von Princip
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Berichte Bosnien
In Bosnien und Herzegowina ist gestern des Attentats am Thronfolgerehepaar in Sarajewo gedacht worden. Während in Sarajewo ein Gedenkkonzert der Wiener Philharmoniker stattfand, feierten die bosnischen Serben getrennt den Attentäter Gavrilo Princip. Aus Sarajewo Christian Wehrschütz:
In Sarajewo fanden viele Gedenkveranstaltungen zum Attentat auf Franz Ferdinand und seine Gattin Sophie statt. Am Ort des Anschlags konnten sich Touristen in einen Oldtimer setzen, in dem ein junger Mann eine ähnliche Uniform wie der Thronfolger trug. Außerdem fand dort in der Nacht eine Modernschau statt. Höhepunkt war das Konzert der Wiener Philharmoniker, an dem auch Bundespräsident Heinz Fischer teilnahm. Zur Lage in Bosnien und am Balkan sagte Fischer:
"Ein 100 Jahr Jubiläum ist schon ein signifikantes Datum, und die Situation am Balkan ist nicht die einfachste. Daher glaube ich, dass es richtig ist, aus diesem Anlass klare Botschaften zu formulieren, in erster Linie eine Friedensbotschaft, eine Botschaft für alle hier lebenden Volksgruppen, die Konflikte zurückzustellen, und die europäische Perspektive in den Vordergrund zu stellen."
Doch Bosnien ist Schlusslicht auf dem Weg Richtung EU und die bosnischen Serben boykottierten das Konzert. Sie feierten den Attentäter Gavrilo Princip durch die Wiedereröffnung seines Geburtshauses im Ort Grahovo, das 1995 durch einen Brand zerstört worden war. Außerdem wurde Princip in der Touristenstadt Andricgrad auch durch den Filmregisseur Emir Kusturica und den Präsidenten des serbischen Teilstaates Milorad Dodik als Freiheitsheld verherrlicht. In diesem Sinne titelte eine Belgrader Tageszeitung: „Mit den Ideen Princips bis zur Unabhängigkeit der Serbenrepublik.“ Die bosnischen Serben streben nach Unabhängigkeit und diesem Zweck soll nun auch die Verehrung von Gavrilo Princip dienen.