Erster Tag im Prozess gegen Ratko Mladic
Fernsehen
ZiB1
Berichte Bosnien
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Belgrad
Insert1: Dermot Groome, Ankläger des Haager Tribunals
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Ohne sichtbare Regung verfolgte Ratko Mladic die Ausführungen des Anklägers Dermot Groome. Durch Darstellung von Opferschicksalen war er bestrebt, den Mladic zur Last gelegten Verbrechen ein Gesicht zu verleihen. Mladic habe das Ziel gehabt, alle Bosniaken und Kroaten aus serbischen Siedlungsgebieten zu vertreiben:
„Zivilisten wurden ins Visier genommen, nur weil sie keine Serben waren. Ihr Land, ihr Leben, ihre Würde wurde in einer sorgfältig geplanten und koordinierten Weise angegriffen. An manchen Orten wurde aus diesem Angriff ein Völkermord.“
Dieser Vorwurf betrifft auch Srebrenica. Nach dem Fall der Stadt im Sommer 1995 verübten bosnischen Serben unter den Augen niederländischer UNO-Soldaten ein Massaker an etwa 7000 Bosniaken. Die Identifizierung der Opfer durch forensische Pathologen dauert immer noch an. Bestattet werden sie dann in der Gedenkstätte von Potocari am Gedenktag für Srebrenica. Die Angehörigen mussten 16 Jahre auf den Prozess in Den Haag warten. Er begann knapp ein Jahr nach Mladics Verhaftung in diesem serbischen Dorf. Dass Belgrad nicht wusste, wo sich Mladic versteckt hielt, glaubt am Balkan kaum jemand.