20240228 FJ8 Gipfeltreffen Südosteuropa Ukraine in Tirana Wehrschütz Mod
Am Balkan bestand einige Zeit die Befürchtung, durch die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen zwischen Brüssel und Kiew auf dem Weg Richtung EU völlig ins Hintertreffen zu geraten. Doch das grüne Licht der EU für die Ukraine hat das Thema der Erweiterung der Union wieder auf die europäische Tagesordnung gesetzt, nach zehn Jahren der herrschenden Erweiterungsmündigkeit. Aus diesem Grund bewertet in Skopje der Politologe Albert Musliu die Haltung des Westbalkan zur EU-Annäherung der Ukraine positiv:
6'06'0 - Balkan-Politiker und Ukraine und EU positiv - 6'49'5
"Die Balkan-Politiker, die ernsthaft für einen EU-Beitritt sind, haben den Beginn der EU-Verhandlungen mit der Ukraine positiv betrachtet, weil das auch den Beitrittsprozess der Balkan-Staaten beschleunigen könnte. Da gab es keine negativen Gefühle. Zweitens sind wir eine Region, die durch die Stürme des Krieges gegangen sind. Drittens sind wir keine Neulinge in diesem Prozess, und wir wissen, wie Bulgarien und Rumänien aufgenommen wurden. Daher weiß man, dass die Geopolitik auch tagtägliche bürokratische Prozesse übersteigen kann."
Doch auch für die Ukraine können die oft auch frustrierenden Erfahrung des Westbalkan auf dem Verhandlungsmarathon mit Brüssel Richtung EU sehr wertvoll sein, weil Kiew das detaillierte Abarbeiten einzelner Kapitel noch vor sich habe, betont Albert Musliu:
8'09'0 - Gipfeltreffen in Tirana - 8'55'5
Die Balkan-Staaten können sich als nützlich für die EU fühlen, weil sie den Vorteil ihrer Erfahrung und ihres Wissens bei der Balkan-Integration haben. Doch auch für die Ukraine ist wichtig, dass das Volk weiß, dass es auch vom Westbalkan unterstützt wird; dazu zählt die Mentalität des Westbalkan, weil wir aus ähnlichen politischen Systemen hervorgegangen sind."
Gemeint sind damit die totalitären Erfahrungen im Kommunismus und Doch auch jetzt sieht etwa der nordmazedonische Außenminister Bujar Osmani den Westbalkan und die Ukraine in einem Boot; in Skopje sagte Osmani:
Bujar Osmani
"Sollte Russland in der Ukraine siegen, wird die nächste Station Europa sein. Und die erste Region, die am verwundbarsten ist, das ist der Westbalkan, und das multiethnische Nord-Mazedonien. Daher müssen wir die Ukraine unterstützen."
Und das geschieht auch, denn mit Ausnahme von Serbien und Bosnien und Herzegowina sind alle international anerkannten Staaten des Westbalkan Mitglied der NATO, und im Kosovo sind NATO-Truppen stationiert.