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Skanderbeg Ausstellung löste Massenansturm aus

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Berichte Albanien
In Albanien ist gestern die Ausstellung der beiden Schwerter und des Helms von Nationalheld Skanderbeg zu Ende gegangen, und die Objekte kehren nun wieder nach Wien in die Hofjagd- und Rüstkammer zurück. Zu bewältigen hatte das Nationalmuseum in Tirana seit Ende November einen wahren Ansturm der Massen, denn etwa 1,7 Millionen Albaner haben nach Angaben der Museumsverwaltung die Ausstellung besucht. Warum Skanderbeg, der im 15. Jahrhundert gegen die Türken kämpfte, bei den Albanern derart populär sind, erläutert unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz:

Die Ausstellung in Tirana erinnerte fast an eine Art Staatsbegräbnis. Die drei Gegenstände Skanderbegs waren in einer Vitrine ausgestellt, die rechts und links von Gardesoldaten flankiert war. Die Besucher durften nur einen kurzen Blick darauf werfen und mussten dann sofort weitergehen, um den Massenandrang bewältigen zu können. Ihre Gefühle nach dem Anblick drückte eine Lehrerin aus Tirana so aus:

„Große Emotion und Zufriedenheit, die wir dabei fühlen Albaner zu sein und Stolz.“

Viele Besucher kamen aus den Nachbarstaaten, aus dem Kosovo oder Mazedonien. Die Bedeutung Skanderbegs erläutert ein Kosovo-Albaner:

„Skanderbeg ist einfach unser größter Held; und das bedeutet er für uns alle. Das ist unsere Geschichte, das ist unsere Ehre, das ist alles, was man mit Würde beschreiben kann.“

Der Weg zum Mythos begann im 19. Jahrhundert als die albanische Nationalbewegung eine Identifikationsfigur suchte, die auch in Europa bekannt war. Doch ein christlicher Türkenkrieger konnte diese Rolle unter der stark islamisierten albanischen Bevölkerung nicht spielen, und so wurde aus Skanderbeg ein Vorkämpfer für die nationale Unabhängigkeit. Diesen Mythos nutzten alle politischen Regime und so ist Skanderbeg auch heute der zentrale Bezugspunkt des albanischen Nationalismus, weitgehend losgelöst von seiner historischen Rolle. Dazu gehört, dass auch bei der Ausstellung in Tirana die Tatsache ignoriert wurde, dass die Schwerter eine Fälschung aus dem späten 16. Jahrhundert sind und wohl nur der Oberteil des Helms mit dem charakteristischen Ziegenkopf aus der Zeit Skanderbegs stammen dürfte.

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