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Unsterblich für irdische mediale und literarische Maße – so lässt sich wohl Perry Rhodan, die größte Science-Fiction-Serie der Welt bezeichnen. Was bei der Entstehung im Jahre 1961 als Serie mit 30 Bänden geplant war, hat dieser Tage nun mit Heft 3000 in der ersten Auflage einen neuen Rekord an Langlebigkeit vorgelegt. Als längster, jemals geschriebener Roman der Welt gilt „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ von Marcel Proust mit sieben Bänden und 6.000 Manuskriptseiten. Alle 3000 Perry-Rhodan Bände zählen etwa 300.000 Manuskriptseiten, das entspricht dem 50-fachen von Prousts Werk, der allerdings allein geschrieben hat, während bei Perry Rhodan etwa 11 Autoren bereits in der vierten Generation am Werke sind; dazu zählen mit Leo Lukas und Markus Michael Thurner auch zwei Österreicher. Leser und Autoren haben bei einem Festakt in München und bei ihren Stammtischen in Deutschland und Österreich dieser Tage gemeinsam das Erscheinen von Heft 3000 gefeiert, ein literarisches Phänomen, das der Bestseller-Autor Andreas Eschbach so formulierte: „Seit der Erfindung der Schrift ist niemals und nirgend eine längere fortlaufende Geschichte erzählt worden als Perry Rhodan.“ Auf seinen Spuren ebenfalls unterwegs war Christian Wehrschütz, der nicht nur ein Kenner von Balkan und Ukraine, sondern auch von Perry Rhodan ist:

Im Jahre 1961 stand die Welt am Abgrund – durch die Kuba-Krise drohte der Kalte Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion heiß zu werden. Der Atomkrieg fand gerade noch nicht statt. 1961 ist auch die Geburtsstunde der Perry-Rhodan-Serie, die zeitlich mit dem Jahr 1971 einsetzt. Zu Beginn der Serie fliegt das amerikanische Raumschiff Stardust zum Mond. An Bord sind Major Perry Rhodan und weitere drei Astronauten. Am Mond entdeckt sie ein notgelandetes Raumschiff der Arkoniden, eines humanoiden Volkes. Deren Chefwissenschaftler Crest überlässt Rhodan die Supertechnik, die er jedoch nicht den irdischen Supermächten ausliefert. Die Stardust landet in der Wüste Gobi, Rhodan wird vom US-Amerikaner zum ersten Terraner, gründet die Dritte Macht, eint die Menschheit und führt sie zu den Sternen – und das schon fast 60 Jahre und 3000 Hefte lang. Mindestens eine Milliarde Romane wurden bisher verkauft; erzählt wird die fortlaufende Geschichte der Menschheit, die bereits das sechst Jahrtausend erreicht hat, in Zyklen zu 100 Heften. Die Redaktion der Serie sitzt in Rastatt, im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Frankreich. Chefredakteur ist Klaus Frick, Christian Montillon ist einer von zwei Exposee-Autoren, die die anderen 11 Autoren der Serie mit Handlungsrichtlinien für jedes einzelne Heft ausstatten. Christian Montillon war auch einer der zwei Autoren von Heft 3000:  

"Das war schon etwas Besonderes ... das war schon Sensationell."

Seit dem Erscheinen von Heft 1 im September 1961 entwickelte die Serie nicht nur eine eigene Schöpfungsgeschichte der Universen und der Menschheit, sondern auch eine enorme technische Vielfalt. Konstant ist eine kleine Gruppe von Helden um Perry Rhodan, die alle von einem Superwesen die potentielle Unsterblichkeit durch einen Zellaktivator-Chip erhielten. Dazu zählen der Mausbiber und Supermutant Gucki, Atlan, der 10.000 Jahre alte Arkonide, der Namensgeber von Atlantis, und der Haluter Icho Tolot, der gutmütige Riese und Freund der Menschheit. Wie findet sich ein Autor in diesem „Perryversium“ zurecht? Dazu sagt Christian Montillon:

"Die Recherche im Perryversum, in der Perry-Rhodan-Serie ist eine ganz, ganz knifflige Sache, weil es eine unglaubliche Fülle von Daten gibt. Ich habe eine Mitarbeiterin, die das für mich wirklich macht. Das geht auch auf die technische Ebene. Perry Rhodan fliegt in irgendein System. Ich persönlich weiß nicht, welches Raumschiff braucht da wir lange für die 20.000 Lichtjahre, das rechnet sie mir dann einfach auch aus."  

Zwar nicht über die Galaxis aber über Deutschland und Österreich verstreut leben die Autoren. Zu ihnen zählen zwei Österreicher; der eine ist der Kabarettist Leo Lukas; wie so viele Kollegen begann er als Leser und wurde dann Autor. Seine Romane schreibt er auch in einem Wiener Kaffeehaus; etwa 100 sind es bisher. Gibt es eine Wechselwirkung zwischen dem Kabarettist und dem Science Fiction-Autor Leo Lukas?

„Der Kabarettist ist sehr hilfreich dem Perry-Rhodan-Scheiber, weil er gute Dialoge liefern kann … einfach auch durch meine Bühnenerfahrung.“

Eine Bühne bieten den Autoren auch die verschiedenen Fan-Treffen; dazu zählen die Conventions, wie der „Austria-Con“ im Jahre 2016. Bei sollen Treffen können Leser Fan-Artikel vom Heferl bis hin zum Kugelschreiber kaufen. Auch Autogramm-Jäger kommen bei derartigen Anlässen auf ihre Kosten, aber auch Gespräche mit den Autoren sind möglich. Wie wird man in der Perry Rhodan Serie unsterblich? Dazu sagt der zweite Österreicher im Autoren-Team, Markus Michael Thurner:

"Es werden Figuren immer wieder neu eingeführt, und wenn man sieht, die passen, die sind für die Leser interessant, die bieten etwas Neues, dann kann es sein, dass sie länger in der Handlung bleiben, und unweigerlich irgendwann einmal zu einem Unsterblichen werden."

Zu den Gastautoren zählt der Bestsellerautor Andreas Eschbach, dessen Buch „Das Jesus-Video“ auch verfilmt wurde. Aus Anlass von Band 3000 schrieb er eine fiktive Biographie der Kindheit und Jugend von Perry Rhodan. Auch Eschbach begann in jungen Jahren als Leser der Serie. Was ist für ihn das Faszinierende? Andreas Eschbach:

"Perry Rhodan ist die längste fortlaufende Erzählung der Literaturgeschichte; nicht einmal das Gilgamesch-Epos ist so lang, das ist einfach ein literarisches Phänomen."

Die beiden Autoren aus Österreich, Markus Michael Thurner und Leo Lukas erklären das Phänomen Perry Rhodan so:

"Letztendlich ist Rhodan einfach immer eine Serie, die den Aufbruch zeigt, den positiven Gedanken, die Menschheit entwickelt sich weiter, also das sind wirklich ganz starke Elemente in der Serie."

"Perry Rhodan ist in aller Unbescheidenheit das größte literarische Projekt der Menschheitsgeschichte. ... was sehr, sehr tolles. ... dass es nach wie vor sehr gut vorangeht."

Das stimmt, weil die Leser weiter sehr treu sind. Zum Festakt für das Heft 3000 kamen nach München mehr als 300 zahlende Fans. Dazu zählte auch eine Delegation vom Perry-Rhodan Stammtisch in Wien, der sich einmal pro Monat trifft. Der Wiener Wolfgang Zenker liest Perry Rhodan seit gut 40 Jahren – warum?

"PR ist, wenn man in der Jugend das eine gelesen hat, so der Karl May ... dass man friedlich und miteinander weiter kommt als wenn man einander bekriegt."

Die Serie hat eine fast globale Verbreitung und erscheint auch in China und Japan. Doch an der Leserschaft nagt sichtbar der Zahn der Zeit; seit eh und je gering ist der Anteil weiblicher Rhodan-Fans. Kann man in die Perry-Rhodan-Serie nach 3000 Heften überhaupt neu einsteigen, und sich in dieser Kosmologie zu Recht finden? Ja, gerade jetzt sei der richtige Zeitpunkt, betont in Rastatt Chefredakteur Klaus Frick:

"Ich glaube, dass man mit Band 3000 wunderbar einsteigen kann; Band 3000 eröffnet eine neue Ära innerhalb der Serie. Mit Band 3000 leiten wir die Cairanische Epoche ein, wie das von unseren Autoren bezeichnet wird. Der Neuleser ist sofort in der Handlung drinnen, weil es für ihn genauso neu ist wie für PR und seine Begleiter."

Wird es noch Band 4.000 in etwa 20 Jahren geben? Dazu sagt der Stammleser Wolfgang Zenker:

"Ich bin nicht Nostradamus, aber ich hoffe es natürlich, und ich hoffe auch, dass ich es erlebe."

Denn im Perryversum gibt es noch so viel zu entdecken; daher werden die Leser ihren Autoren und Perry Rhodan wohl weiter die Treue halten, wohin es ihn im Kosmos mit seinen unendlichen Weiten auch verschlagen mag.

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