Berichte Ukraine
Bericht 161 bis 170 von 1338
Landwirtschaftsminister zur Lage
Die Landwirtschaft ist derzeit der wichtigste Wirtschaftszwei der Ukraine; etwa 60 Prozent der Gesamtexporte entfallen auf Agrarprodukte. Unter dem russischen Angriffskrieg leidet die Landwirtschaft massiv, doch Probleme gibt es auch mit EU-Staaten wie Polen, Ungarn, die Slowakei aber auch Kroatien; die Bauern dieser Länder protestieren gegen Billigimporte von Getreide aus der Ukraine, und die Führung in Kiew und die EU haben alle Hände voll zu tun, um die Bauern zu beruhigen.
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus der Ukraine
Insert1: Mikola Solksji, Landwirtschaftsminister der Ukraine
Insert2: Mikola Solksji, Landwirtschaftsminister der Ukraine
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Der Hafen von Odessa bildet die Hauptschlagader für die ukrainische Landwirtschaft. Mehr als die Hälfte aller Getreideexporte laufen über diesen Umschlagplatz, doch auch der Landweg hat große Bedeutung. Über die ukrainische Westgrenze werden pro Monat ebenfalls einige Millionen Tonnen exportiert; das meiste ist Transit, aber eben nicht alles:
20230420 Mykola Solskyi ministar poljoprivrede SKYPE ITV
1'17'2 - Bedeutung Transit - 4'29'9
"Es gab auch lokale Käufer in den Nachbarstaaten; heuer war das mehr als gewöhnlich, und das führte zu Protesten der Bauern. Doch würden diese Bauern ihre Produkte teurer verkaufen, dann müssten auch alle anderen Lebensmittelerzeuger höhere Preise zahlen; die Lebensmittel wären dann teurer und die Erzeuger nicht konkurrenzfähig. Daher verhandeln wir jetzt mit diesen Ländern und der EU, um eine Regelung zu finden."
Polen war das einzige Land Ost-Mitteleuropas, das kurzfristig auch den Transit ukrainischen Getreides verboten hatte. Doch strenge Kontrollen und plombierte Züge wurden vereinbart und seit Donnerstag ist der Transit wieder möglich. Im Vorjahr betrug die ukrainische Ernte 70 Millionen Tonnen; und was ist für heuer zu erwarten?
11'06'7 - Ernte 2023 - 11'50'2
"Wenn wir durchschnittliche Wetterverhältnisse haben, erwarten wir in Tonnen gerechnet eine Ernte, die etwa 10 Prozent geringer ist als im Vorjahr. Von dieser Ernte gehen etwa 70 Prozent in den Export."
Verminte Felder und Arbeitskräftemangel wegen des Kriegsdienstes sind nur einige der Herausforderungen, die ukrainische Agrarproduzenten zu bewältigen haben.
ukrainischer Landwirtschaftsminister zur Lage
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat zwangsläufig auch die ukrainische Wirtschaft massiv getroffen. Das gilt nicht nur für direkte Schäden, sondern auch für indirekte Folgen des Krieges; so kann die Stahlindustrie nur ein Viertel ihrer Kapazitäten nutzen, weil nicht genügend Transportmittel vorhanden sind. Denn der Hafen von Odessa ist nur für Getreideexporte offen. 60 Prozent aller ukrainischen Ausfuhren entfallen auf die Landwirtschaft; genutzt werden auch Bahn und Schiene vor allem nach Westen; das hat nun die Bauern in Polen, Ungarn der Slowakei und anderen Staaten Ostmitteleuropas auf den Plan gerufen, die wegen der ukrainischen Konkurrenz um ihre Existenz fürchten; über diese Frage und die Herausforderungen für den Agrarsektor hat unser Ukraine-Korrespondent Christian Wehrschütz mit Landwirtschaftsminister Mikola Solskji gesprochen; hier sein Bericht:
In vielen Ländern Europas sind die Getreidepreise drastisch gesunken; auf dem Weltmarkt herrscht auch durch eine sehr gute Ernte in Russland kein Mangel, während der Ukraine natürlich bestrebt ist, so viel wie möglich Getreide im Ausland zu verkaufen. Dabei ist das derzeit bis Mitte Mai verlängerte und durch die UNO vermittelte Getreideabkommen die Grundlage für ukrainische Exporte über den Hafen Odessa; doch auch andere Routen haben an Bedeutung gewonnen, betont der ukrainische Landwirtschaftsminister Mikola Solskij; die Probleme mit den westlichen Nachbarstaaten erläutert Solskji so:
Osternachlese in der Ukraine
Auch in der Ukraine sind am Montag die Feiern zum orthodoxen Osterfest zu Ende gegangen; es waren das die zweiten Ostern, die das Land unter den Bedingungen des Krieges mit Russland feiern musste. Dieser Krieg und seine Folgen überschatteten zwangsläufig auch heuer die religiösen Feierlichkeiten; aus Lamberg berichtet unser Korrespondent Christian Wehrschütz:
Ukraine Der Kampf ums Höhlenkloster
20230329 ZiB1 Ukraine Der Kampf ums Höhlenkloster Wehrsch Mod
In der Ukraine hat nun der Konflikt zwischen dem Staat und der ehemaligen Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats auch das berühmte Höhlenkloster in Kiew erfasst. So hat Kulturministerium den Mietvertrag für das Kloster gekündigt und der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche bis Mitternacht eine Frist gesetzt, das Kloster zu räumen. 220 Mönche und 300 Theologie-Studenten droht die Delogierung; die Kirche wirft der ukrainischen Führung politische Motive vor und will die Räumungsanordnung vor Gericht bekämpfen. UNO und Papst Franziskus zeigten sich besorgt über die Wahrung der religiösen Freiheit in der Ukraine
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Kiew
Insert1: Konstantin Bondarenko, Politologe in Kiew
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Im Kiewer Höhlenkloster versammelten sich heute hunderte Gläubige, um dafür zu beten, dass Mönche und Studenten bleiben können. Die Führung des Klosters soll unter anderem Bauvorschriften verletzt haben; daher kündigte das Kulturministerium den Mietvertrag; es war ebenso wenig zu einem Interview bereit wie die Staatspolizei Die Ukrainisch-Orthodoxe-Kirche wird der Kollaboration mit Russland beschuldigt, weist den Vorwurf aber zurück:
12'41'6 - Kollaboration und Verfahren - 13'33'6
"Unsere Kirche zählt 16.000 Geistliche. Es gibt 60 Fälle, die auch strafrechtlich untersucht werden, doch nur drei Urteile erster Instanz wurden bisher gesprochen.“
Ein Verbot dieser Kirche empfahl der Nationale Sicherheitsrat der Ukraine. Politische Motive sind nicht ausgeschlossen:
12'27'2 - Einzige unabhängige Organisation - 13'28'1
"Nach der russischen Aggression hat die Mehrheit der Gläubigen und Geistlichen eine patriotische Haltung eingenommen. Auch der Metropolit verurteilte die Aggression; doch das Büro des Präsidenten versteht, dass das die einzige Organisation ist, die heute nicht von der präsidialen Hierarchie kontrolliert wird.“
Handgreiflichkeiten um die Kontrolle über ein Kirchengebäude gab es jüngst in der Westukraine. Ob derartige Bilder und die Kirchenpolitik mit den westlichen Werten vereinbar sind, die die Führung in Kiew beschwört, ist fraglich.
Hohe Siegeserwartung und Ukrainisierung
20230225 FJ7 Hohe Siegeserwartung und Ukrainisierung Wehrsch Mod
Ein Jahr Krieg in der Ukraine hat zwangsläufig auch die Denkweise der Bevölkerung der Ukraine beeinflusst und verändert. Das zeigen Umfragen, die verschiedene Meinungsforschungsinstitute durchgeführt haben. So haben Nationalstolz und das Bewusstsein Ukrainer zu sein, Höchstwerte erreicht, die es bis zum Kriegsbeginn nicht gab; ablesbar wird aus der Meinungsforschung auch eine Abkehr vom Russischen, das verstärkt als die Sprache des Aggressors und der Besatzungsmacht angesehen wird; groß ist auch die Zuversicht der Bevölkerung, dass die ukrainischen Streitkräfte siegen werden, berichtet aus Kiew unser Ukraine-Korrespondent Christian Wehrschütz:
Ukraine und die Demokratie in Kriegszeiten
Ukraine und die Demokratie in Kriegszeiten
Seit dem Ausbruch des Krieges vor einem Jahr dominiert in der Ukraine Präsident Volodimir Selenskij das politische Leben völlig. Seine Administration trifft de facto alle wichtigen Entscheidungen in Zusammenarbeit mit Behörden wie dem Nationalen Sicherheitsrat, der ebenfalls vom Präsidenten besetzt wird. Ein Schattendasein spielt nur mehr das Parlament; erstens hat die Partei des Präsidenten dort die absolute Mehrheit; zweitens finden alle Sitzungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, und auch Journalisten haben keinen Zugang. Über die Möglichkeiten der Opposition in Zeiten des Kriegsrechts hat in Kiew unser Korrespondent Christian Wehrschütz mit Julia Timoschenko gesprochen:
Reportage aus Tschasiv Jar
20230310 ORF III Reportage aus Tschasiv Jar Wehrschütz Mod
Während die Kämpfe um die Stadt Bachmut in der Ostukraine immer härter werden, haben die ukrainischen Streitkräfte auch einige Kilometer hinter der Front bereits neue Verteidigungsstellungen vorbereitet. Einen dieser Punkte bildet die Stadt Tschasiv Jar, nur zehn Kilometer von Bachmut entfernt. Die Front dürfte noch näher liegen, weil russische Söldner der Wagner-Truppe bestrebt sind, Bachmut von Süden und Norden einzukesseln.
Reportage aus Tschasiv Jar
20230310 MiJ Reportage aus Tschasiv Jar Wehrschütz Mod
Während die Kämpfe um die Stadt Bachmut in der Ostukraine immer härter werden, haben die ukrainischen Streitkräfte auch einige Kilometer hinter der Front bereits neue Verteidigungsstellungen vorbereitet. Einen dieser Punkte bildet die Stadt Tschasiv Jar, nur zehn Kilometer von Bachmut entfernt. Die Front dürfte noch näher liegen, weil russische Söldner der Wagner-Truppe bestrebt sind, Bachmut von Süden und Norden einzukesseln. In Tschasiv Jar war vor zwei Tagen unser Ukraine-Korrespondent Christian Wehrschütz, hier sein Bericht:
Reportage aus Tschasiv Jar
20230309 ZiB1 Reportage aus Tschasiv Jar Wehrschütz Mod
Während die Kämpfe um die Stadt Bachmut in der Ostukraine immer härter werden, haben die ukrainischen Streitkräfte auch einige Kilometer hinter der Front bereits neue Verteidigungsstellungen vorbereitet. Einen dieser Punkte bildet die Stadt Tschasiv Jar, nur zehn Kilometer von Bachmut entfernt. Die Front dürfte noch deutlich näher liegen, weil russische Söldner der Wagner-Truppe bestrebt sind, Bachmut von Süden und Norden einzukesseln.
Interview Timoschenko
20230228 Kleine Zeitung Interview Timoschenko Wehrsch
CW: Wie sieht jetzt die Arbeit des Parlaments unter den Bedingungen des Kriegsrechts aus? Journalisten ist es verboten, die Arbeit Parlaments vor Ort zu begleiten, sogar die Sitzungstermine sind offiziell geheim. Haben unter diesen Bedingungen Oppositionsparteien noch Entfaltungsmöglichkeiten?
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