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20250703 ORF III Herausforderungen für ukrainische Armee Wehrsch Mod Beim Krieg in der Ukraine wird bei militärischen Bewertungen vor allem über Waffensysteme, Truppenstärken und Kräfteverhältnisse diskutiert. Weit weniger oft wird die Frage nach der Qu

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ORF III
Berichte Ukraine

Beim Krieg in der Ukraine wird bei militärischen Bewertungen vor allem über Waffensysteme, Truppenstärken und Kräfteverhältnisse diskutiert. Weit weniger oft wird die Frage nach der Qualität der Streitkräfte, nach Führungsfähigkeit und militärischer Ausbildung gestellt. Doch dieses Bereiche sind nicht weniger wichig als Waffen und ihre Verfügbarkeit, weil diese Mittel auch effizient eingesetzt werden müssen. Mit diesen Fragen beschäftigt sich in der Ukraine seit Jahren der ehemalige Chefredakteur des bekannten Onlineportals „Censor.Net“, Juri Botusiw, der derzeit als Infanterist in der Armee dient; mit ihm hat in Dnipro unser Korrespondent Christian Wehrschütz über die Herausforderungen für die ukrainischen Streitkräfte gesprochen; hier sein Bericht:

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus der Ukraine

Inserts: Juri Butusow, Ukrainischer Journalist und Soldat

Gesamtlänge: 4’08

In der Ukraine ist im Vorjahr auch über die Herabsetzung des Wehrdienstalters debattiert worden, das derzeit bei 25 Jahren liegt. Hinzu kommen von Jänner bis Ende Mai dieses Jahres etwa 90.000 Soldaten, die ihre Einheiten unerlaubt verlassen haben; diese Zahl hat Juri Butusow veröffentlicht; trotzdem sieht er in der militärischen Personaldecke nicht das grundlegende Problem:

6’03 (38)
„Das Hauptproblem ist nicht, dass uns Leute fehlen. Ich bin der Meinung, dass es in der Ukraine genug Menschen gibt. Das Problem liegt in ihrem Einsatz, in der Organisation und Vorbereitung. Das ist das Problem unserer militärischen Führung, der Führung der Einheiten und das Problem der Regierung, die das nötige Budget bereitstellen muss, konkret und richtig. Und das ist das Problem der öffentlichen Kontrolle. Wenn große Geldsummen bereitgestellt und viele Menschen mobilisiert werden, ist es wichtig, dass es eine öffentliche Kontrolle gibt.“

Im Norden der Ukraine im Oblast Sumi sind dem russischen Angreifer Vorstöße geglückt; die Front liegt nur mehr etwa 20 Kilometer von der gleichnamigen Kreishauptstadt entfernt; das Fehlen massiver Verteidigungsstellungen hat zu massiver Kritik in der Ukraine führt, die auch der ehemalige Journalist teilt:

12’55 (44)
„Jetzt, ohne eine Verteidigungslinie, töten wir sie einfach so viel, wie wir können. Sie erleiden Verluste, und wenn ihnen die Menschen ausgehen, halten sie für eine Zeit an. Dann mobilisieren sie in Russland, dort treiben sie mit verschiedenen Methoden noch einige Zehntausend Menschen in die Armee, und der Vorstoß geht wieder weiter. Der Vorstoß erfolgt Gruppe für Gruppe, kleine Infanterieeinheiten gehen nach vorne, sie werden von Drohnen und Artillerie unterstützt. Dieses Kriegsformat ist für uns nicht vorteilhaft und´muss geändert werden. Doch leider haben wir eine große Kluft zwischen den Slogans, und der praktischen Umsetzung.“

Die Rüstungsindustrie in der Ukraine hat gerade im Bereich der Drohnen massive Entwicklungen durchlaufen; das gilt auch für die Robotisierung der Kriegsführung sowie den Einsatz von künstlicher Intelligenz; aber:

20’12 ( 43)
„Aber es gibt viele Bereiche, in denen Russland einen großen Vorteil hat. Das sind vor allem Luftkontrollsysteme, Radaranlagen, Systeme zur elektronischen Kriegsführung, verschiedene Typen von Luftfahrzeugen, Bomben, Raketen, also Mittel zur Zerstörung. So wie früher auch sind jetzt Luftüberlegenheit und Lufthoheit eine entscheidende Bedingung für die effektive Durchführung von Kampfhandlungen. Eine Armee, die in der Luft herrscht, kann angreifen. Eine Armee, die die Luft nicht kontrollieren kann, ist nur zur Verteidigung verurteilt. Daher gibt es in diesem Bereich ernsthafte Probleme für die Ukraine und zwar seit Kriegsbeginn.“
Und ist für die kommenden Monate militärisch zu erwarten?

22’39: (40)
„Ein langsamer Vorstoß der russischen Truppen, wenn sie versuchen, unsere Verteidigung zu durchbrechen. Und der Gegner wird die Anzahl der Drohnen erhöhen. Ende des Jahres werden wir bereits 15 km bis zur Frontlinie haben, wo man mit dem Auto so einfach nicht hinfahren kann. Um jetzt an die vorderen Positionen zu gelangen, muss man immer mehr zu Fuß gehen. Ohne Fahrzeuge muss man alles selbst tragen. Das ist die Realität. Ich denke, der Krieg der Drohnen beginnt gerade erst. Er wird an der Front noch viel größere Ausmaße annehmen.“

Der Landkreis Dnipropetrowsk, an den der Landkreis Donezk grenzt, könnte schon ein weiterer Kriegsschauplatz auch zu Lande werden. Russische Infanterie steht in so machen Abschnitten bereits an der Verwaltungsgrenze zwsichen beiden Oblasts.

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