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20250628 ORFIII Die Einsame der Ruinenstadt Marjanka Wehrsch Mod

Fernsehen
ORF III
Berichte Ukraine

Der 30-jährige Krieg und seine Verwüstungen, die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs und Endzeitfilme ala Hollywood – all das ist traurige Realität heute in der Ostukraine. Ein Beispiel dafür ist die Stadt Marjinka, 30 Kilometer westlich von Donezk, die seit Ende 2023 unter völliger russischer Kontrolle steht. Vor dem Krieg lebten etwa 10.000 Personen in Marjinka, im April dieses Jahres ist nun die erste Frau in die Ruinen zurückgekehrt;

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus der Ukraine

Inserts: Galina Grigoriewna, derzeit einzige Bewohnerin von Marjinka

Gesamtlänge:

Ruinen so weit das Auge reicht – das ist das Bild das Marjinka auch eineinhalb Jahre nach dem Ende der Kämpfe bietet. Stille, abgesehen vom Wind – oder doch nicht? Aus dieser Ruine wirft jemand Kriegsrelikte aus dem Fenster, vor dem sich bereits viele Granathülsen stapeln. Im Haus treffen wir Galina Grigorjewna, die als erste Person Mitte April zurückgekehrt ist. Wie schwierig ist der Wiederaufbau?

14:39 (Sitzend)

„Materialien gibt es immer genug. Vor kurzem kam eine Freundin zu mir und sagte, ich habe da in der Garage Teerpappe, Ziegel, Kunststofftüren, viel Schiefer, nimm alles mit. Ich fand da auch eine Wasserwaage und bekam einen ganzen Kasten Schiefer.“

Zwei Katzen sind ihre Mitbewohner; hin und wieder bringen Bekannte und Soldaten Nahrungsmittel, doch so ganz allein – geht das?

13:26 (Sitzend)
„Ja, alleine ist es schwierig. Erstens gibt es viel Arbeit, die man alleine nicht erledigen kann. Man muss essen, kochen, waschen und im Zimmer aufräumen. Ich werde nicht im Schweinestall leben, oder?

Frisches Wasser holt die Frau vom Brunnen, einen Generator hat sie ebenso wie eine Powerbank, ein Mobiltelefon und eine Waschmaschine; Waschtag ist einmal pro Woche:

6’08 (Sitzend ) (Waschen)

„Einen Teil wasche ich mit der Hand, natürlich, ich werde nicht die Maschine für Socken einschalten. Wenn ich wasche, schalte ich die Powerbank zum Laden ein, sie lädt und ich wasche.“

Unverzichtbarer Bestandteil ihrer Lebensmittel sind Konserven, die Galina vor allem im Keller aufbewahrt; doch natürlich kann sie auch einfache Speisen kochen. Zurückgekehrt sei sie aus Nostalgie:

3:24 (Stehend draußen)

„Es gibt ein Sprichwort. Gut lebt der, der in seinem eigenen Haus lebt.“

Doch von Luft und Liebe allein lässt sich nicht leben; auch Brot und andere Produkte des täglichen Bedarfs gilt es zu bezahlen; daher arbeitet Galina gelegentlich auch im Nachbardorf:

2:27 (Stehend draußen) (Geld)

„Ich arbeite bei den Leuten im Garten, bei denen, die Kunststofffenster einbauen, mache die Abdeckungen.“

Noch ist Sommer, doch der nächste Winter und die Kälte kommen bestimmt. Wie sie ihr Haus winterfest machen will, ist der einzigen Bewohnerin von Marjinka noch nicht klar, noch sei genug Zeit, lautet die zuversichtliche Begründung.

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