20250203 MiJ Ukraine und die Wirtschaft Wehrsch Mod
Mit weit mehr als 100 Milliarden Euro hat der Westen die Ukraine in den drei Jahren des Krieges am Leben erhalten. Trotzdem war ein Rückgang der Wirtschaftsleistung unvermeidlich. Lag das Bruttoinlandsprodukt 2021 bei 200 Milliarden US-Dollar, so lag es im Vorjahr bei 194 Milliarden und eine Rückkehr zum Vorkriegswert ist erst für 2030 zu erwarten. Im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Achterbahnfahrt müsse auch das prognostizierte Wachstum für heuer gesehen werden, erläutert in Kiew der Wirtschaftsexperte Grigori Kukuruza:
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„In der Wirtschaft erwarte ich keine drastischen Veränderungen. Es wird so sein, wie es ist, mit einem unbedeutenden Wachstum. Plus 5 %, plus 6 %. Nachdem wir im ersten Kriegsjahr 30 Prozent der Wirtschaftsleistung bei der Produktion verloren haben, sind das unbedeutende Zahlen. Der durchschnittliche Lohn liegt jetzt bei etwa 500-550 Euro. Das ist ein Niveau, das nicht ausreicht, um normal zu leben. Mit einem unbedeutenden Wachstum wird es so weitergehen.“
Das größte Problem sei aber nicht das Geld, sondern der Mangel an Arbeitskräften, sagt Grigori Kukuruza:
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„Der Personalmangel betrifft alle Altersgruppen, sowohl 30, 40, 50 als auch 20-jährige. Nehmen Sie als Beispiel den schweren Beruf des LKW-Fahrers. Der Lohn eines Lkw-Fahrers liegt in der Ukraine tatsächlich bei etwa 1500 bis 2000 Euro, denn er wird diesen Job aufgeben und nach Polen gehen, um dort für 3000 zu arbeiten, und in diesem Wettbewerb mit dem europäischen Markt kannst du keinen signifikant niedrigeren Lohn anbieten. Daher können bei diesen Löhnen Arbeiter aus Moldawien, Rumänien und der Türkei in die Ukraine kommen.“
Wann wie viele kommen werden, hängt wohl auch vom Kriegsverlauf ab. Sicher ist, dass der Krieg zu massiven regionalen Änderungen führen wird und bereits geführt hat. So wird die von Schwerindustrie geprägte Ostukraine wegen Besatzung und Zerstörung nie wieder jene Rolle spielen, die sie noch vor zehn Jahren hatte. Dazu nennt Grigori Kukuruza folgende Beispiele:
8’18: (prema kraju)
„Es wird definitiv eine Kluft zwischen den Regionen geben, die sich vollständig in Sicherheit befinden, in denen es fast keine Angriffe gab, und den Regionen, die ständig beschossen werden. Diese Kluft ist bereits sichtbar in den Unterschieden bei den Immobilienpreisen, wir sehen es in den Unterschieden beim Bauvolumen. Die kleine Stadt Iwano-Frankiwsk ist jetzt unter den Top 3 in Bezug auf das Bauvolumen in der Ukraine. Sich das noch vor ein paar Jahren vorzustellen, wäre absolut unmöglich gewesen. Denn niemand baut derzeit in Dnipro oder in anderen Städten, die sich nahe der Frontlinie befinden.“
Die offizielle Schätzung der Schäden und Ausfälle an Wirtschaftsentwicklung durch den Krieg schätzen ukrainische Experten derzeit auf 1000 Milliarden Dollar – von den vielen Gefallenen und Verwundeten ganz zu schweigen, denn menschliches Leid lässt sich mit Geld nicht messen.