20241216 ORF III Wien hilft Ukraine mit mediz Ausstattung Wehrsch Mod
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus der Ukraine
Kamera: Zurab Tedeluri, Schnitt: Mica Vasiljevic
Insert1: Igor Kijaschka, Leiter des Zentrums für Notfallmedizin in Odessa
Insert2: Igor Kijaschka, Leiter des Zentrums für Notfallmedizin in Odessa
Insert3: Dmitro Litjanskij, Chefarzt im Kreiskrankenhaus in Podilsk
Insert4: Dmitro Litjanskij, Chefarzt im Kreiskrankenhaus in Podilsk
Insert5: Michael Ludwig, Bürgermeister von Wien
Gesamtlänge: 4‘58
Die Hafenstadt Odessa zählt zu den Gebieten in der Ukraine, die immer wieder von russischen Drohnen und Raketen beschossen werden. Diese Angriffe sind auch für die Rettungskräfte eine enorme Herausforderung, von der Gefahr für Leib und Leben beim Einsatz ganz zu schweigen. Doch es gibt auch viele zivile Rettungseinsätze, die zu bewältigen sind. Gute Autos sind somit lebenswichtig; dazu zählen diese beiden Fahrzeuge, die die Gemeinde Wien Odessa gespendet hat; die Freude darüber ist groß, zumal die erste Rettung in Odessa vor mehr als 100 Jahren nach Wiener Vorbild gegründet wurde:
2:08: Kijaschka
„Täglich gehen 180 Teams in den Dienst, und damit sind jeden Tag 180 Fahrzeuge im Einsatz. Fahrzeuge fallen manchmal aus, daher müssen wir eine starke Reserve haben. Überhaupt sollte ein Rettungswagen nicht länger als fünf Jahre im Einsatz sein. Daher ist die ständige Erneuerung unserer Flotte nötig.“
3:56: Kijaschka
Es gibt viele schwere, lebensgefährliche, aber auch kombinierte Verletzungen. Dazu zählen Schädel-Hirn-Traumata, Verletzungen durch Minen- und Explosionen – das ist die Herausforderung der Gegenwart. Daher ist Ihre Hilfe für uns sehr wichtig, denn ohne das Fahrzeug, das über die nötige Ausstattung verfügt, ist die Bewältigung dieser Herausforderungen fast unmöglich.
Doch nicht nur bei der Notfallmedizin ist der Hilfsbedarf groß, sondern insbesondere auch in Kleinstädten, die abseits der Aufmerksamkeit großer Hilfsorganisationen liegen. Dazu zählt der das Kreiskrankenhaus in Podilsk, einer Stadt mit 40.000 Einwohnern im Grenzgebiet zu Moldawien in der Westukraine. Hierher spendete die Gemeinde Wien mehr als 100 Betten; sie sind verstellbar und erleichtern daher die Arbeit der Krankenschwestern und der Ärzte massiv erleichtern.
Trotzdem ist der Bedarf an technischer Hilfe nach wie vor groß; für eine Mammographie müssen Patienten mehrere Stunden mit dem Bus nach Odessa fahren, und der Saal für Rehabilitationen muss erneuert werden. Krieg und Krise wirken sich auf die Geburtenrate aus:
Litjanskij 0:19
„In diesem Jahr haben wir ungefähr 450 bis 460 Neugeborene. Das ist ein Rückgang von etwa 20 Prozent seit Beginn der umfassenden Invasion. Wir haben eine gesunkene Geburtenrate, weil viele Frauen ausgewandert sind, viele Männer an der Front sind und die wirtschaftliche Situation im Land aufgrund des Krieges sehr schwierig ist. Daher entscheiden sich viele dafür, kein Kind zu bekommen.“
Und wie ist die Lage in größeren Städten?
Litjanski 0:56
> In den urbanen Zentren ist die Situation noch schlimmer, da dort mehr Menschen ausgewandert sind, die ein Kind bekommen könnten. Dort kann ein Rückgang der Geburtenrate von etwa 50 % in einigen Entbindungsheimen beobachtet werden.“
Das Krankenhaus hat auch einen behelfsmäßigen Luftschutzkeller; doch eine rasche Evakuierung der bis zu 250 Patienten ist nicht möglich, weil der Lift zu klein ist. Wie sehr reagieren die Ukrainer generell nach drei Jahren Krieg auf Fliegeralarm:
Litjanskij 1:38
„Die Menschen befinden sich in einem solchen emotionalen Zustand, dass ihnen alles gleichgültig ist. Und sie haben sich so an den Alarm gewöhnt, dass sie denken, es wird schon alles gut sein. Ich sehe es bei meinen Eltern, die in Odessa leben. Ich sage, kommt zu mir, lebt hier, hier gibt es weniger Beschuss, doch sie wollen nicht. Die Menschen sind in einem ständigen, permanenten depressiven Zustand, sagen wir mal.“
Die Hilfe aus dem Ausland ist daher auch psychologisch wichtig, weil sie das Gefühl vermittelt, nicht allein gelassen zu werden. Diese Betten in Podilsk stammen aus der Klinik in Wien Favoriten; die Stadt hilft seit zehn Jahren der Ukraine; mehr als 400 Tonnen Hilfsgüter wurden entsandt; dazu zählen 24 Rettungs- und Feuerwehrautos. Wie ist diese Hilfe möglich?
Michael Ludwig 5'22'9 - Woher kommen die Hilfsgüter - 5'45'3 (0’23)
"Wir nehmen im Rahmen der Stadt Wien ... die nach wie vor eine hohe Qualität haben."
Der Hilfsbedarf ist weiter groß, weil in der Ukraine auch Spitäler getroffen werden und das Gesundheitswesen noch immer mit einer Mangelwirtschaft zu kämpfen hat, die bereits vor Kriegsbeginn bestanden hat.