20240914 MiJ Das neue Schuljahr in der Ukraine Wehrsch Mod
Luftalarm ist für viele ukrainische Schüler eine fast tägliche Begleiterscheinung des Unterrichts sofern er offline, als in den Klassen stattfindet. Offline oder online hängen davon ab, wie gut die Schulen mit Luftschutzkellern ausgestattet sind. In der Ukraine werden etwa 300.000 Kinder online und etwa 800.000 in gemischten Formaten unterrichtet. Ziel ist es, so viel wie möglich Kinder in Schulklassen zu unterrichten; dabei geht es auch um Klassen, die unter der Erde sind, wie etwa in adaptierten U-Bahnstationen in Charkiw. Dazu sagt der stellvertretende Unterrichtsminister Ewgen Kudrajwez:
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„Seit diesem Jahr arbeiten wir daran, vollwertige Schutzbunker zu eröffnen, in denen unterirdischer Unterricht möglich ist. In diesem Jahr hat die Ukraine aus dem staatlichen Budget mehr als 50 Millionen Euro dafür bereitgestellt. Diese Mittel sind auf acht Schlüsselregionen an der Frontlinie konzentriert, und bis Ende des Jahres werden etwa 50 neue Schutzbunker eingerichtet, in denen Kinder in einer sicheren Umgebung vollwertig unterrichtet werden können.“
Abgesehen vom menschlichen Leid hat der Krieg aber auch massive Schäden an Bildungseinrichtungen versursacht; 3500 wurden beschädigt; dazu zählen mehr als 1.600 Schulen, 200 wurden zerstört. Langsam zeichnen sich nun auch die mittel- und langfristigen Folgen des Krieges für das Bildungswesen ab, erläutert Ewgen Kudrajwez:
„Hunderttausende Kinder haben ihren ständigen Wohnsitz verlassen und die Schulen wechseln müssen. Darüber hinaus stellen wir gemeinsam mit internationalen Studien einen starken Rückgang der emotionalen Fähigkeiten und in anderen Bereichen der Bildung fest, insbesondere in Bezug auf die Bildungsqualität. Denn der Online-Unterricht und der Unterricht für Vertriebene haben erhebliche Auswirkungen auf die Qualität der Bildung. Die Folgen des Krieges und die Verluste sind daher nicht nur infrastruktureller, sondern auch psychologischer und bildungsbezogener Natur. Diese Verluste werden auch in Jahren nach internationalen Ansätzen geschätzt. Es wird angenommen, dass wir bis heute etwa 2,5 Jahre an Bildungsverlusten haben.“
Besonders bemühen sie die Schulbehörden auch um die Kinder, die ins Ausland geflohen sind. Ihre Zahl wird auf knapp 650.000 geschätzt; etwa die Hälfte nimmt online auch am Unterricht in der Ukraine teil.