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20240911 Praxis Kampf gegen die Kirche in der Ukraine Wehrsch Mod

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UOK und Kirchenkonflikt
Berichte Ukraine

Das vom ukrainischen Parlament im August beschlossene Gesetz trägt den Titel: „Über den Schutz der verfassungsmäßigen Ordnung im Bereich der Tätigkeit religiöser Organisationen.“ Festgeschrieben sind darin Verfahren und Kriterien, mit denen festgestellt wird, ob eine religiöse Organisation mit Russland verbunden ist oder nicht. Zu betonen ist, dass die UOK, die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche, keine streng hierarchische Organisation ist, somit eigentlich für jedes Kloster und für jede Diözese diese Frage geklärt werden müsste. Für das Gesetz stimmte auch Jevhenija Krawtschuk, eine Abgeordnete der Präsidenten-Partei „Diener des Volkes“; das Verfahren, das in Kiew die Religionsbehörde durchführen muss, beschreibt Jevhenija Krawtschuk so:

3'07'4 - Kein Zentrum und Kommission - 6'17'1
„Um diese Verbindung mit Russland, mit dem Aggressor-Staat festzustellen, muss der Staatliche Dienst für Ethnopolitik und Gewissensfreiheit eine bestimmte Kommission bilden; sie hat jede religiöse Organisation und nicht nur eine einzige Struktur zu überprüfen, wobei es nach ukrainischem Recht Tausende davon gibt. Das könnte einerseits ein langwieriger Prozess sein, andererseits besteht bei der UOK aber auch eine Struktur, die eine gewisse Unterordnung hat. Deshalb könnte die erste Überprüfung in der Kiewer Metropolie stattfinden. Das wäre zunächst ausreichend. Diese Kommission, die aus religiösen Experten besteht, muss ihr Urteil fällen, woraufhin die staatliche Religionsbehörde eine Entscheidung trifft.“

Nicht nur in der Ukraine kann bereits durch die Zusammensetzung einer Kommission Einfluss darauf genommen werden, wie ein Gutachten ausfallen wird. Weit schwerer wiegen im Falle dieses Gesetzes die Kriterien, die herangezogen werden, um festzustellen, ob eine religiöse Organisation mit Russland verbunden ist. Dazu sagt die deutsche Theologin Regina Elsner, die sich seit vielen Jahren mit den Kirchen in Osteuropa befasst:

3'23'6 - 3'46 - 4'25'7 - 4'53'6 (39)
"Es geht eben darum, dass der Staat nachweist .... Es sind insgesamt sieben Kriterien ... halte ich für sehr fragwürdig ... zustimmt oder nicht."

Als Indiz für die Verbindungen zwischen der Ukrainisch-Orthodoxen und der Russisch-Orthodoxen Kirche dienen jedenfalls in der öffentlichen Debatte auch Fälle von tatsächlicher und vermeintlicher Kollaboration von ukrainischen Angehörigen der UOK mit Russland. Nach Angaben der Staatssicherheit, dem SBU, wurden seit Kriegsbeginn mehr als 100 Fälle ermittelt, wobei es in 25 bereits ein Gerichtsurteil gibt. Zu den Verbrechen zählen demnach Hochverrat, Kollaboration, Propaganda und die Rechtfertigung des Krieges. Der britische Anwalt der UOK, Robert Amsterdam, verweist zunächst darauf, dass diese Kirche Millionen an Gläubigen und Tausende Priester zählt, und betont dann:

5'12'2 - Vorwürfe der Kollaboration - 5'31‘5
„Die Vorwürfe der Ukraine, dass irgendwelche Personen innerhalb der Kirche Moskau gegenüber sympathisch waren, sind ganz einfach: Wenn jemand Moskau gegenüber sympathisch ist, dann sollte man ihn wegen Hochverrats anklagen und ins Gefängnis stecken, dafür sind Gesetze da. Man verbietet nicht eine ganze Kirche.“

Demgegenüber stehen außerdem massive Hilfeleistungen der UOK auch für die Streitkräfte der Ukraine. Ein Beispiel dafür ist die Diözese Odessa; sie hat seit Kriegsbeginn etwa sechs Millionen Euro für die Streitkräfte gesammelt, 15 Autos der Armee gespendet und versorgt 140 Soldaten regelmäßig mit warmen Mahlzeiten. Doch die Gretchenfrage des Gesetzes und des Konflikts ist die Frage nach dem Status der UOK, sprich wie selbständig ist sie, wie sehr hat sie sich im Frühsommer 2022 tatsächlich von Moskau losgesagt; die Lesart der UOK formuliert ihr Pressesprecher, Metropolit Kliment, in Kiew so:

5'56'2 - Status der UPZ1 - 7'07'13'9
„Wir sind eine unabhängige Kirche in unserer Verwaltung und in unserem Management. Unsere Gebetsverbindung bleibt sowohl mit der Russisch-Orthodoxen Kirche als auch mit anderen autokephalen orthodoxen Kirchen bestehen. In Bezug auf die Vorwürfe, dass wir eine Verbindung zur Moskauer Kirche haben, antworten wir immer, dass diese Verbindung nichts mit der nationalen Sicherheit oder anderen Fragen zu tun hat, die mit der Situation im Staat zusammenhängen, denn in unserer Verwaltung und Aktivitäten sind wir unabhängig und autonom.“

Doch autokephal, das heißt auch von allen anderen Orthodoxen Kirchen anerkannt, ist die UOK nicht, wobei erschwerend hinzukommt, dass es strittig ist, wie diese Autokephalie erlangt werden kann. Diese Zwitterstellung charakterisiert die deutsche Theologin Regina Elsner so:

12'38'3 - Selbständig aber nicht autokephal - 13'41'3
"Rein kirchenrechtlich ist das ein ... gibt es in der Kirche."
Dieses Lavieren ist ein Punkt, den viele Ukrainer als Beweis dafür werten, dass die Beziehungen zu Moskau nach wie vor weit enger und aufrecht sind. hinzu komme die zweifelhafte Haltung der UOK zum Verhalten Russlands in den besetzten Gebieten; dazu sagt Regina Elsner:

Elsner 23'2'1 - 23'39'8
"Man darf nie vergessen, dass ... Aber man darf auch nicht unterschätzen, wie wenig ... die ihr vorgehalten wird."

Trotzdem bewertet die Theologin das Gesetz als Gefahr für die Religionsfreiheit in der Ukraine. Dabei darf nicht vergessen werden, dass ukrainische Kirchen in den russisch besetzten Gebieten überhaupt nicht arbeiten dürfen, und es um die Religionsfreiheit in Russland weit schlechter bestellt ist als in der Ukraine. Bleibt zu hoffen, dass die neun-monatige Frist, die im Gesetz bis zum Beginn von Verbotsverfahren verankert ist, genutzt wird, um eine Regelung zu finden, die den Standards entspricht, die Anwärter auf einen EU-Beitritt zu erfüllen haben.

19-02 Jelenskij
„Zum Beispiel kann die UOK verkünden, dass sie aus dem Verband der Russischen Kirche austritt, dass sie aus der Gemeinschaft der Bischöfe und aus dem Synod austritt. Dafür müssen sie weder die Orthodoxie verraten noch auf einen anderen Kalender umsteigen noch, wie sie sagen, eine andere liturgische Sprache verwenden. Sie müssen auch nicht Teil einer anderen Kirche, etwa der Orthodoxen Kirch der Ukraine werden, oder die Autokephalie verkünden, wenn das die UOK nicht will. Eine derartige Erklärung kann sogar ein Erstsemester-Seminarschüler verfassen, in der steht, dass der russische Patriarch Kirill das Evangelium und das Christentum verraten hat, und die UOK daher nicht mehr ihm untergeordnet sein kann. Das ist alles, was von ihnen verlangt wird.“

20240901 Kost Bondarenko interview Wien
1'43'6 - Die Rolle von Konstantinopel - 2'31'2
„Der Konstantinopeler Patriarchat möchte seinen Einfluss auf die gesamte Ukraine ausweiten, obwohl bereits 2018 die Orthodoxe Kirche der Ukraine gegründet wurde. Der Patriarch von Konstantinopel beabsichtigt, heute ein Exarchat auf dem Territorium der Ukraine zu schaffen, eine weitere Jurisdiktion, die direkt dem Patriarchen Bartholomäus unterstellt wäre. Damit wollen sie die Ukrainische Orthodoxe Kirche zerstören und auf deren Basis eine völlig neue Jurisdiktion gründen. Dies stellt eine absolute Herausforderung für die Ukrainische Orthodoxe Kirche dar, und dass Präsident Selenskyj sowie sein Team sich auf solche Abenteuer einlassen, ist einfach keine Ehre für die Führung der Ukraine.“
NEUN MONATE

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