20240614 ZiB2 Reportage aus Odessa Wehrschütz Mod
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Odessa
Insert1: Dmitro Barinow, stellvertretender Direktor der Häfen der Ukraine
Insert2: Wolodimir Hetrenko, Pressesprecher des Verkehrsstadtrates vom Odessa
Insert3: Vitalij Dobrovolskij, Direktor einer Brotfabrik in Odessa
Gesamtlänge: 2’57
Gemessen an der Größe der Stadt Odessa sind die Schäden durch russische Angriffe im Zentrum bisher eher überschaubau; trotzdem sind sie ein mahnendes Zeichen dafür, dass es auch in Odessa keinen wirklich sicheren Ort gibt. Dabei war die Lage der Stadt zu Kriegsbeginn vor mehr als zwei Jahren viel schlimmer. Doch der Ukraine gelang es schrittweise, die Schifffahrtswege freizukämpfen; damit sind umfangreiche Exporte von Getreide und anderen Rohstoffen wieder möglich:
Dmitro Barinow:
6'48'0 - Tonnage seit der Befreiung - 7'21'5
"Seit der Sicherstellung sicherer Schifffahrtswege im August des Vorjahres haben wir bis Ende Mai bereits mehr als 50 Millionen Tonnen exportiert. Hinzu kommen noch an den drei Donau-Häfen bis zu einer Millionen Tonnen, die jedes Monat umgeschlagen werden. Das heißt, wir haben bereits wieder 75 Prozent des Vorkriegsumfanges erreicht."
Andererseits sind die Folgen der russischen Großangriffe auf die Stromversorgung der Ukraine bereits mit freiem Auge und auch am Tage sichtbar. Dazu zählen die vielen Generatoren, die das Stadtbild im Zentrum bereits prägen. Auch der öffentliche Verkehr leidet unter den Stromengpässen; sie sind durch den Einsatz von Autobussen nur bedingt kompensierbar, weil Treibstoff teuer ist und auch Fahrer zur Armee eingezogen wurden:
Wolodimir Hetrenko,
Pressesprecher des Verkehrsstadtrates vom Odessa
47'7 - Einschränkungen durch Stromengpässe - 1'33'5
„Im Durchschnitt sind nur etwa 30 Prozent der geplanten Straßenbahnen und O-Busse im Einsatz. Dank unseres gut ausgebauten Netzes von Buslinien können wir jedoch die wichtigsten Routen abdecken.“
Zu den Betrieben der kritischen Infrastruktur in Odessa zählt diese Brotfabrik; sie hat nur in Ausnahmefällen mit Stromabschaltungen zu kämpfen, leidet aber auch darunter, dass die Preise für Brennstoffe, Mehl und Strom massiv gestiegen sind. Hinzu kommt auch in diesem Betrieb der Mangel an Arbeitskräften:
5'18'5 - Mitarbeiter - 5'56'3
„Heute fehlt uns katastrophal die ausreichende Zahl von Männern für grundlegende Arbeiten, die Frauen leider nicht ausführen können. Dies betreffen Verpackung und -lieferung sowie die Reparatur technischer Ausrüstung. Leider sind es die verantwortungsvollsten Mitarbeiter, die eingezogen werden.“
Völlig konträr dazu wirkt das Leben in den Restaurants und Kaffes der Stadt; es ist das Streben nach einer Normalität in einer abnormalen Lage, ein Leben, das auch ein Besuch am Strand zeigt; die Strände sind wieder geöffnet und Sonnenbaden weniger gefährlich, seit die Russen zurückgedrängt wurden. Wer diese Bilder sieht, denkt nicht an eine Stadt im Krieg.
Doch dieser Krieg holt Odessa an vielen Nächten ein, wenn Fliegeralarm herrscht, und der Einsatz der Luftabwehr über der Stadt deutlich zu hören ist.