20240524 MiJ Häftlinge als freiwillige Soldaten Wehrschütz Mod
Das ukrainische Justizministerium schätzt das Potential von Häftlingen, die bereit sind, für ihr Land zu kämpfen auf zwischen 4000 und 5000. Das wären etwa 10 Prozent aller Strafgefangenen. Ausgeschlossen sind Personen, die folgende Straftaten begangen haben: vorsätzlicher Mord, Sexualverbrechen wie Vergewaltigungen, terroristische Straftaten, Verbrechen gegen die nationale Sicherheit der Ukraine. Ebenfalls von einer freiwilligen Meldung ausgeschlossen sind Personen, die Verkehrsunfälle unter Einfluss von Alkohol oder Drogen mit Todesfolge begangen haben. Ausgeschlossen sind auch Personen mit ansteckenden Krankheiten. Zustimmen zur Mobilisierung müssen auch die Kommandanten der militärischen Einheiten, die auch die körperliche Fitness der Häftlinge überprüfen. In der Haftanstalt in der Hafenstadt Odessa konnte der ORF mit vier Häftlingen sprechen, die sich zum Kriegsdienst gemeldet haben. Sie sind wegen Diebstahls im Gefängnis; dazu zählt Alexej Masowski; er nennt folgende Motive für die Freiwilligenmeldung:
Alexej Wladimirowitsch Masowski (Häftling 2)
4-06 Häftling.
„Meine Tochter ist im Vorjahr in Cherson gestorben, wegen der russischen Angriffe. Sie kommen zu uns, um Menschen zu töten, friedliche Bürger. Wir müssen etwas unternehmen, um sie davon abzuhalten, unsere Liebsten zu töten.“
Hinzu kommt die Zusage auf Freiheit, wenn der Häftling den Kriegsdienst überlebt hat. Die meisten Häftlinge in dem Gefängnis in Odessa haben bisher keinen Wehrdienst abgeleistet und fragwürdige Vorstellungen, wie rasch eine Ausbildung erfolgen kann; ein Beispiel dafür ist Valerij Dirden, der folgende Vorbildung angibt:
Valerij Sergeevich Dirden (Häftling 1)
• 3-07 Gefangener
„Mein Bruder und ich sind oft in Schießstände gegangen. Schießen kann ich sehr gut, aber was die Ausbildung angeht, würde es höchstens einen Monat dauern.
Durch kurze Ausbildung, die nur wenige Monate dauert, ist das Fehlen kampferprobter Soldaten aber kaum zu kompensieren; viele von ihnen sind bereits gefallen. Die Ukraine setzt daher auch auf die Automatisierung von Waffensystemen sowie auf die Lenkung von Waffen mit Fernsteuerung; das betrifft nicht nur Drohnen, sondern auch Maschinengewehre. Denn zahlenmäßig kann die Ukraine das größere menschliche Potential Russlands auf keinen Fall ausgleichen.
- Dyrden Valerij Sergeevich.
Geboren in der Stadt Odessa. 36 Jahre alt. Lebte hier. Was soll ich Ihnen noch sagen? Hier leben meine Mutter, mein Vater, meine Schwester.
2-12 Gefangener • •
Wahrscheinlich irgendwo in den Sturmbrigaden. Ich war noch nie in diesem Bereich tätig, also... Irgendwo bei den Bodentruppen. Das wäre auf jeden Fall möglich...
- 3-07 Gefangener • •
Mit Waffen habe ich oft zu tun gehabt, mein Bruder und ich sind oft in Schießstände gegangen. Schießen kann ich sehr gut, aber was die Ausbildung angeht, würde es höchstens einen Monat dauern. - 4-11 Gefangener • •
Ich möchte, dass die Leute nachdenken. Es ist besser zu helfen, als hier zu sitzen. Es ist sehr schwer dort und es werden dringend Leute gebraucht. Statt hier zu sitzen, ist es besser, dort nützlich zu sein. - 4-45 Gefangener • •
Sie wissen, hier gibt es Leute, die sagen, dass sie gehen würden, aber das ist wahrscheinlich nur Gerede. Es gibt natürlich auch solche, die wirklich gehen wollen, weil sie sich Sorgen um ihre Familien machen. Es ist eine angespannte Situation.
Häftling2:
Alexej Wladimirowitsch Masowski
Verhaftet während des Krieges; hat Freunde, die dienen.
Etwa 200 Personen sollen sich gemeldet haben.
In der Region Donezk, Eindringen in ein Haus. Ich sitze nach Artikel 162, Teil 1, und Artikel 71, Teil 1. Die Strafe beträgt 5 Jahre und 3 Monate.
1-15 Häftling.
Nun, ich hoffe, dass ich im Austausch dafür aus der Haft entlassen werde und dann in der ukrainischen Armee dienen kann, um mein Vaterland zu verteidigen.
1-29 Häftling.
Ja, ich hoffe, dass meine Strafe verkürzt wird und ich dann in der Armee dienen kann.
1-53 Häftling.
Nein, ich habe nicht gedient, aber ich weiß, wie man schießt, und was Krieg ist. Ich habe mit Freunden gesprochen, die kämpfen, sie haben mir erzählt und gezeigt, wie es geht. Grundsätzlich weiß ich, was im Krieg zu tun ist, um nicht zu sterben, sondern zu überleben. Es ist mir egal, ob ich in die Infanterie oder Aufklärung gehe. Ich habe keine Angst zu sterben im Krieg, denn es ist notwendig, unser Vaterland zu verteidigen, da andere auch sterben und es kaum noch Leute gibt.
3-20 Häftling.
Ja, ich kann mit einem Gewehr umgehen. In unserem Viertel war ich mit Jungs, die am Kontrollpunkt standen, ich habe sie gefragt, ob sie mich in den Krieg mitnehmen. Sie haben mir ein Gewehr gegeben und gesagt, dass ich zeigen soll, wie ich schieße. Ich habe den Verschluss gespannt und gesagt, hier, schalte um auf Einzelschuss, dann auf Zwei-Schuss und dann auf Dauerfeuer. Sie haben gesagt, gut gemacht. Aber sie konnten mich nicht mitnehmen, also sagten sie, ich solle ins Rekrutierungsbüro gehen.
4-06 Häftling.
Was soll ich noch sagen? Ich möchte in den Krieg ziehen, um mein Vaterland zu verteidigen. Meine Tochter ist letztes Jahr in Cherson gestorben, wegen der russischen Angriffe. Wir sind nicht in ihr Land gegangen, um Krieg zu führen. Sie kommen zu uns, um Menschen zu töten, friedliche Bürger. Es sterben Zivilisten, Kinder, Mütter, Ehefrauen. Wir müssen etwas unternehmen, um sie davon abzuhalten, unsere Liebsten zu töten.
Häftling 3 ohne Namen
Ein Vertrag, der auch danach... Wie kann ich das mit meinen eigenen Worten erklären? In den Krieg zu ziehen, nicht um des Geldes willen, sondern aus anderen Gründen. Ich gehe, wenn ich will, und später, wenn das alles vorbei ist, wird es sowieso etwas bringen... Es wird Vorteile geben, du wirst dich nicht mehr wie ein Gefangener fühlen, auch wenn du die ganze Zeit gesessen hast. Es wird einfacher sein, einen Job zu finden, und die Einstellung wird anders sein. Selbst wenn du nach Hause kommst, wird man dich anders ansehen, weil du im Dienst warst und nicht nur ein Strafgefangener bist. So sehe ich das.
Häftling4:
Wanja Podolenko,
ich lebe im Kiliya Bezirk der Region Odessa, im Dorf Dmitrievka. Ich komme aus der Ukraine. Was kann ich noch sagen? Ich sitze hier wegen Dummheit und aufgrund der Umstände. Ich trinke nicht und nehme keine Drogen.
Ja, Freistilringen und Griechisch-Römisches Ringen, also habe ich Erfahrung. Haft bereits vor dem Krieg.
Jeder sollte seinem Vaterland dienen, jeder hat eine Familie und Kinder. Das muss jeder verstehen.
Grenztruppen oder eine spezielle Einheit. Ich lerne schnell und kann mich schnell anpassen.
2:08 Wanja
„Viele wollen gehen, viele sagen, dass sie Familien zu Hause haben. Viele versuchen, auf irgendeine Weise zu helfen, sogar moralisch. Moralische Unterstützung ist auch eine Hilfe. Wenn es die Möglichkeit gibt zu dienen und zu verteidigen, warum nicht? Niemand lehnt das ab. Früher oder später wird es passieren. Ob du hier bist oder dort, du wirst sowieso einberufen. Als Bürger der Ukraine wirst du auf jeden Fall dienen. Wenn du wirklich Bürger der Ukraine bist, gibt es keine andere Wahl.“
Keine Erfahrung mit der Waffe, hat nicht gedient, ein Monat Ausbildung reicht, lautet seine Einschätzung