20231222 ORFIII Weihnachten in der Ukraine Wehrschütz

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Lemberg

Insert1: Svitlana, Verkäuferin von Souvenirs in Lemberg

Insert2: Volodimir, Fußballtrainer einer Jugendmannschaft

Insert3: Ruslan, Schüler in Lemberg

Insert4: Ruslan, Schüler in Lemberg

Insert5: Andri Sadovi, Bürgermeister von Lemberg

Gesamtlänge: 3‘57

Es ist ein festliches, friedliches und vorweihnachtliches Bild, das das Zentrum von Lemberg insbesondere nach Einbruch der Dunkelheit vermittelt. Nicht nur die zentralen Plätze sind geschmückt; auch die Gassen im Zentrum sowie Geschäfte und Restaurants versuchen, Weihnachtsatmosphäre zu verbreiten. Ins Auge springt, dass es viel weniger Standeln gibt, die Punsch- und Glühwein anbieten, der auf Ukrainisch „Glintwein“ heißt. Christkindlmärkte wie in Österreich gibt es gar nicht. Fliegeralarm, war einmal zu hören, doch Lemberg selbst blieb von Angriffen verschont.

Am Tag wirkt das Bild der Stadt noch nüchterner, obwohl Lembergs Zentrum den altösterreichischen architektonischen Charakter bewahrt hat. Der Markt mit den Andenken und Souvenirs ist kaum besucht; Svetlana verkauft Figuren aller Art, die in Lemberg erzeugt werden. Mein Drache kostet umgerechnet vier Euro. Wie sind die Einnahmen?

1'110 - Tagesgeschäft - 1'28'0
"Es kann sein, dass ich an einem Tag gar nichts verkaufe, an einem anderen dann aber dieser Kleinigkeiten, doch dann kommen auch Leute, die teure Sachen kaufen."

Gut besucht ist der Platz vor der Oper; er ist als Motiv für Erinnerungsfotos sehr beliebt; diese Gruppe stammt aus der Stadt Ivano-Frankivsk; die Kinder nahmen an einem Fußballturnier teil. Wie werden Sie Weihnachten feiern?

14'3 - Frauen NEIN -
"Wir feiern nicht!"

CW: Warum?

"Nach dem Sieg werden wir feiern; es ist Krieg."

Diese Haltung ist eher die Ausnahme, denn die Regel. Volodimir wird jedenfalls feiern:

Volodimir 41'3 - Ritual - 1'12'2
"Jede Familia macht das auf ihre Weise; wir sind aus Ivano-Frankivsk, da ist es etwas anders. Das Abendessen beginnt, sobald der erste Stern aufgeht, da kommt der Hausherr und dann sitzen alle zu Tisch, und es wird gebetet. Geschenke gibt es in der Regel erst am 25. Dezember, wobei die meisten bekommen die Kinder eigentlich zum Nikolo."

Die Umstellung des Kirchenkalenders und damit das Feiern von Weihnachten am 25. Dezember ist in der nationalbewussten Westukraine auf umfassende Zustimmung gestoßen. Selbst Jugendliche sind sich der Bedeutung des neuen Kalenders bewusst, wie der 13-jährige Ruslan zeigt:

20231220 Ruslan vox pops Lviv

20'2 – Ohne Russland - 25‘2 -
"Früher haben wir mit den Russen zeitgleich gefeiert, jetzt ist es besser ohne Russland"

Und wie werdet ihr feiern?

1'25'9 - Lieder und Kirche - 1'42'6
„Wir werden Lieder singen wie „Gott ist geboren“, „Erde und Himmel“ und in die Michael-Kirche gehen."

Die Zeit bis zum Heiligen Abend ist auch in der Ukraine eine Fastenzeit; am Heiligen Abend selbst gibt es eine besondere Tradition aber auch klare protokollarische Verpflichtungen für den Bürgermeister:

14'00'5 - Wie Weihnachten - 14'43'4
"Am Abend gehe ich in die Römisch-Katholische Kathedrale zur Heiligen Messe; danach feiern wir Heiligen Abend zu Hause. Da gibt es nur Fastenspeisen, und es müssen 12 Speisen sein. es wird ein spezielles Getreidegericht geben, Knoblauch, Fisch, dann Wareniki, also halbmondförmige gefüllte Teigtaschen; das entspricht unserer Tradition. Am 25. Dezember in der Früh gehe ich dann in die Griechisch-Katholische Kirche zur Frühmesse. Darauf folgen dann Mittag- und Abendessen mit der Familie und Freunden. In Lemberg und in der Westukraine halten wir streng an Traditionen fest."

Feiertagsstimmung und Ablenkung bietet auch die Oper. Auf dem Programm vor und zum Jahreswechsel stehen die „Fledermaus“ und Konzerte mit Werken von Johann Strauß; somit sorgt auch in Lemberg ein Stück österreichischer Musiktradition für entspannte Stunden in schwieriger Zeit.