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20231212 ORF III Advent in Kiew und Stimmung Wehrschütz Mod

Fernsehen
ORF III
Berichte Ukraine

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Kiew

Insert1: Leonid Lewtschenko, Leiter des Entminungsdienstes der ukrainischen Streitkräfte

Insert2: Olena Kostenjuk, Jugendzentrum des ukrainischen Parlaments

Insert3: Ludmilla Hartschenko, Stiftung des Heiligen Ägidius in Kiew

Insert4; Inessa Krawtschenko, Einkaufszentrum „Gorodok Gallery“ in Kiew

Insert5; Inessa Krawtschenko, Einkaufszentrum „Gorodok Gallery“ in Kiew

Gesamtlänge: 5’08

Die zweiten Kriegsweihnachten stehen heuer Kiew und der Ukraine bevor. Trotzdem soll gerade die Adventzeit auch etwas Ablenkung von Krieg und Krise bringen. Bedacht vom Nikolo wurden diese Woche in einem Hotel auch Kinder aus frontnahen Gebieten. Die Sackerl mit Süßigkeiten verteilte ein Soldat des Entminungsdienstes; statt eines Krampusses hatte er seinen Minenspürhund mit; er heißt Almas, auf Deutsch heißt das Diamant:

1'16'2 - Minenspürhund - 1'33'4
"Mit diesem Hund arbeiten wir schon seit April des Vorjahres; er war im befreiten Gebiet im Landkreis von Kiew im Einsatz; wir sind mit ihm als erstes in die Städte Irpin, Butscha und Gostomel im Einsatz gewesen."

Die Kinder stammen aus frontnahmen Gebieten nördlich von Kiew; sie alle nahmen mit weiteren eintausend Kindern an einem Malwettbewerb teil:

1'30'4 - Auswahl der Kinder - 1'42'8
"Das sind die Sieger eines Malwettbewerbs mit dem Titel „Malen wir den Krieg.“ Sie haben speziell für den Tag des Heiligen Nikolaus Bilder zum neuen Jahr gemalt. Das sind somit nicht nur Kinder, sondern junge Künstler, und die Schöpfe der schönsten Bilder sind heute in Kiew."

In Kiew aber auch in anderen großen Städten ist Armut auf den ersten Blick nicht sichtbar; dass es sie gibt, und dass sie der Krieg nicht zuletzt auch bei alten und älteren Menschen verstärkt hat, zeigt ein Besuch bei der Stiftung des Heiligen Ägidius im Zentrum von Kiew. 35 Personen sind gekommen, um einen netten Nachmittag gemeinsam zu verbringen. Auf dem Programm stehen zunächst ein gemeinsames Gebet und dann eine Jause; die Stiftung wurde 1960 in Rom gegründet, hat überkonfessionellen Charakter, und ist in mehreren Städten der Ukraine aktiv:

4'26'5 - Welche Hilfe - 5'39'3
"Wir bemühen uns, den Menschen nicht nur mit Verpflegung zu helfen. So sind heute auch Personen hier, denen wir die Miete zahlen, die in einer Herberge untergekommen sind oder in einem Zimmer wohnen. Außerdem versuchen wir, Obdachlosen bei elementaren Fragen zu helfen, wie bei der Ausstellung von Dokumenten. Zu uns kommen viele alte Menschen, die allein leben; ihre Pension reicht nicht aus, um die Miete zu bezahlen und auch noch Essen und Medikamente zu kaufen, während sich kein Angehöriger mehr um sie kümmert."

Doch auch viele Unternehmen sind in Zeiten des Krieges besonders sozial engagiert. Ein Beispiel dafür ist dieses Einkaufszentrum in Kiew; betritt man es, fällt es dem Besucher schwer, nicht zu vergessen, dass es auch in dieser Stadt immer wieder Fliegeralarm gibt und die Ukraine um ihre Existenz kämpft. Natürlich hat das Einkaufszentrum eine Spielecke für Kinder; doch die Aktivitäten gehen weit darüber hinaus:

13'48'7 - Unterhaltung - 14'49'3
"Pro Monat haben wir fast immer zwei große Veranstaltungen, und für Kinder haben wir jede Woche eine Show am Wochenende. Dazu zählen Kurse oder auch Märchen, wobei wir diese Aktionen oft inhaltlich 33mit Feiertagen verbinden. Am Feiertag zur Christianisierung des Kiewer Rus hatten wir das Thema Heiliges Wasser; da gab es Brunnen und Basseins. Kinder und Eltern sollen Freude spüren, weil sie das Leben verlängert und Hoffnung spendet. Doch bei jedem Feiertag sammeln wir auch Geld für wohltätige Zwecke; im Vormonat haben wir Geld für einen Pickup und für Drohnen für die Soldaten und für ein mobiles Spital gesammelt."

Das Einkaufszentrum hat die Mieten für Geschäftslokale kriegsbedingt gesenkt; dass Besucher nun weniger kaufen, preisbewusster sind und vor allem Grundbedürfnisse decken, ist wahrscheinlich aber statistisch nicht feststellbar, Kaum zurückgegangen ist die Zahl der Besucher:

11'32'8 - Flucht und Vertreibung und Leben - 12'24'5
"Viele sind weggefahren, doch wir haben auch viele Binnenflüchtlinge; daher haben wir in unserem Einkaufszentrum schon fast denselben Kundenverkehr wie vor dem Großangriff. Ungeachtet der Gefahr wollen die Menschen leben, ihre Bedürfnisse befriedigen und das Leben spüren. Und sie sorgen sich auch um ihre Kinder; die Eltern wollen nicht, dass sie ihre Kindheit verlieren. Doch niemals vergessen wir, dass es unsere Soldaten in den Schützengräben sind, die uns dieses Leben ermöglichen."
Auch Konzerte zählen zu den Veranstaltungen; bei einem standen Titelmelodien aus bekannten Filmen auf dem Programm. Begonnen wurde mit der Musik aus der Science-Fiction-Saga „Krieg der Sterne“. Wen die Masse der Ukrainer in Zeiten wie diesen mit Darth Vader und der „Dunklen Seite der Macht“ assoziiert ist unschwer zu erraten.

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