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Der Krieg und der Durchhaltewille

Fernsehen
ORFIII
Berichte Ukraine

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus der Ukraine

Inserts: Vjatscheslav Klimow, Mitbegründer des Unternehmens „neue Post“

Gesamtlänge:

Der Widerstandswille und die Moral ukrainischer Soldaten war und ist ein sehr wichtiger Faktor im Kampf gegen den russischen Angreifer. Doch über Sieg und Niederlage einer Armee und eines Volkes entscheidet insbesondere die Logistik, und da spielt und spielte das Großunternehmen „Neue Post“ eine wesentliche Rolle. Beschäftigt werden mehr als 30.000 Mitarbeiter, jeder zehnte dient in der Armee. Das größte Verteilerzentrum steht in Kiew; bis zu 25.000 Pakete können pro Stunde abgefertigt werden; eine führende Rolle spielt die „Neue Post“ auch beim Transport humanitärer Hilfe:

20230628 Vjatscheslav Klimow Nova Poshta interview Kiew
8'35'3 - Humanitäre Hilfe - 9'50'7
"Wir haben ein Projekt, das den Titel trägt: "Humanitäre Post der Ukraine". Dieses Projekt bedeutet, dass wir seit dem Jahre 2014 Organisationen von freiwilligen Helfern unterstützen, indem wir Sendungen gratis zustellen. Dieses Projekt war auch sehr wichtig während der Corona-Krise, doch mit Kriegsbeginn nahm die Bedeutung noch viel mehr zu. Mehr als 1000 Hilfsfonds sind bei uns registriert, für die wir Hilfe aus dem Westen der Ukraine in den Osten gratis zustellen, und das war vor allem in den ersten drei Monaten des Krieges eine enorme Auslastung für unsere Autos."

Doch auch bei der Bewahrung von Schlüsselbetrieben für die Verteidigung spielte das Unternehmen insbesondere in den Wochen nach Kriegsbeginn eine wichtig:

9'51'1 Hilfe für Armee und Verteidigung - 10'28'3
"Vom Osten in den Westen des Landes evakuierten wir bedeutende Unternehmen; auch da ein Beispiel: in der Ukraine besteht eine sehr bekannte Firma mit dem Namen AJAX, die Verteidigungssysteme entwickelt. Diese bedeutsame Fabrik haben wir binnen einer Woche abgebaut und von Kiew in die Westukraine verlegt. Somit haben wir aus dem Osten in den Westen Betriebe evakuiert, während wir in den Osten humanitäre Hilfe transportiert haben."

Star Link ist auch in den Terminals der „Neuen Post“ im Einsatz. Wie wichtig war dieses Internet-System und wie gelang es, den russischen Angriffen auf die Stromversorgung standzuhalten?

 

5'47'4 - Star Link und Generatoren mobile NP - 7'48'2
"Wir kauften mehrere hundert Einheiten von Star Link. Außerdem besorgten wir für unsere Filialen und Terminals so rasch wie möglich Dieselgeneratoren. Doch wir organisierten auch mobile Filialen. Zum Beispiel: als die ukrainischen Streitkräfte die Stadt Isjum befreiten, kam mit den Soldaten auch die "Neue Post" in die Stadt. Da stellten wir unsere Autos am Hauptplatz auf, die mit einem Star Link und einem Dieselgenerator ausgestattet waren. Da gab es keine Pakete zu transportieren, doch wir brachten Wasser, Nahrung und das Internet und Treibstoff. Zu diesen Autos kamen dann die Bewohner, auch um ihre Mobiltelefone aufzuladen. Auch unser Terminal in Kiew kann völlig autonom arbeiten; da haben wir zwei gigantische Dieselgeneratoren und Dutzende Star Links."

Die Schäden, die der Krieg dem Unternehmen bisher versursacht hat, werden auf mehr als 25 Millionen Euro geschätzt:

20230628 Vjatscheslav Klimow Nova Poshta setnja hala Kiew

16'48‘8 - Verluste Mariupol usw Kramatorsk - 15'56'1
"Wir verloren unseren Terminal in der Hafenstadt Mariupol, der völlig zerstört wurde. Beschädigt wurden unsere Terminals in Charkiw und Mikolajew durch Raketen, wobei in Charkiw leider ein Mitarbeiter durch den Angriff starb. Trotzdem konnten wir diese Terminals binnen weniger Wochen erneuern. Jüngst kam es zum Beschuss des Einkaufszentrums in der Stadt Kramatorsk; dort befand sich auch unsere Filiale, die de facto zerstört wurde."

Unmittelbar nach Kriegsausbruch standen de facto alle Räder und Bänder still. Doch der Konzern und seine Mitarbeiter gaben nicht auf und retteten den Betrieb, eine Tat, die wohl für das Überleben der Ukraine nicht weniger bedeutsam ist, wie der Opfermut ihrer Soldaten und die Hilfe aus dem Westen.

 

 

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