Cherson Frontstadt nach Befreiung Reportage
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Cherson
Inert1: Tatjana, Händlerin in Cherson
Insert2: Natalja, Pensionistin in Cherson
Insert3: Oleksandar Tolokonikov, Pressechef der Militärverwaltung von Cherson
Insert4: Svitlana, Mitarbeiterin der „Neuen Post“ in Cherson
Insert5: Valerie, Freiwilliger Mitarbeiter einer Hilfsorganisation
Insert6: Jevgenij, Leiter des Terminals der „Neuen Post“ in Cherson
Gesamtlänge: 3’52
Die Antonivskij Brücke über den Dnipro liegt am Stadtrand von Cherson. Mehrmals bombardierten die Russen jüngst das Ufer, um einen ukrainischen Brückenkopf zu beseitigen. Ob das gelungen ist, ist unklar. Zum Dnipro haben Journalisten keinen Zugang; in Cherson selbst, war immer wieder ukrainische Artillerie zu hören. Auffällig sind die vielen Bunker, die vor allem im Zentrum stehen; sie sollen an neuralgischen Punkten Schutz bieten. Auf diesem steht „Überlebenskünstler“, und das muss die verbliebene Bevölkerung sein, denn die Wirtschaft liegt danieder:
3'16'9 - Händlerin Gemüse - 4'193
"Arbeit gibt es keine. Ich habe ich einer Fabrik gearbeitet, die Süßwaren herstellte. Jetzt handle ich mit Gemüse, denn man muss überleben. Wir lassen uns nicht unterkriegen."
Die Stimmung am Markt ist gereizt; er wurde jüngst beschossen; dafür werden Journalisten verantwortlich gemacht, die hier gedreht haben. Doch für Unzufriedenheit gibt es viele Gründe:
20230701 Natalia rinok vox pops Kherson
49'5 - Unzufriedenheit - 1'03'4
"Wie soll ich mit 50 US-Dollar überleben?! So hoch ist meine Pension. 25 Jahre habe ich in einer Fabrik gearbeitet."
Kein Problem hat Cherson mit der Wasserversorgung, ein sehr wichtiger Umstand, gerade wegen des bevorstehenden Hochsummers:
3'29'4 - Frage Seuchengefahr in Cherson - 4'43'8
"Die Stadt Cherson versorgt sich mit Wasser nicht aus dem Fluss, sondern aus mehr als 140 artesischen Brunnen. Deren Zustand wird ständig kontrolliert, sodass Cherson bisher keine Probleme mit der Trinkwasserqualität hat. Das gilt auch für die Dörfer, wobei es nur wenige derartige Brunnen gibt, die wegen Viren gesperrt wurden. Bei Trinkwasser und Lebensmitteln helfen uns auch internationale Organisationen sowie freiwillige Helfer aus der Ukraine; daher gibt es keine Versorgungsprobleme."
Bei dieser Versorgung ist Cherson eine wichtige Drehscheibe. Im Terminal dieses privaten Zustellers kommen viele Hilfsgüter an, die an die Bewohner der Überschwemmungsgebiete verteilt werden. Nach der Überschwemmung lieferte das Unternehmen diese Hilfe gratis aus:
Svitlana 40'4 - Umschlagplatz für Hilfe - 1'09'1
"Die gesamte Menge an humanitärer Hilfe, die nach Cherson kam, umfasste 50.000 Pakete. Dazu zählten Kleidung, Lebensmittel, Wasser, Medikamente. Auf Wasser entfielen etwa 15 Prozent. Menschen schickte auch nur eine Galone Wasser, doch wir haben auch sie an die Hilfsorganisationen weitergegeben."
Was so alles geliefert wird, sehen wir bei der Ladestation am Terminal. Diese Konserven stammen offensichtlich aus Deutschland, doch nach Cherson geschickt hat sie eine Hilfsorganisation aus der Westukraine:
38'0 - An wen gehen die Konserven? - 53'1
"Das liefern wir an die Bewohner in den Überschwemmungsgebieten. Manche haben noch weder Gas noch Strom; diese Konserven können sie aufwärmen und Essen. Wir liefern aber auch an Soldaten, wenn sie es brauchen."
Doch aller Hilfsbereitschaft kann die wirtschaftlichen und sozialen Folgen des Krieges nur lindern. Dazu zählt, dass zwei Drittel des Gebietes des Landkreises von Cherson nach wie vor russisch besetzt sind, und das wirkt sie auch auf die Menge der Paketlieferungen aus:
28'8 - Wie viel weniger Pakete - 0'42'6
"Etwa 70 Prozent weniger. Denn auch unsere Zentren in den besetzten Teilen des Landkreises arbeiten derzeit nicht."
Im Zentrum steht dieses Plakat aus einer anderen Zeit. „Gott, pass auf die Ukraine und die Welt auf.“ Diesem umfassenden Wunsch gibt es wohl nichts hinzuzufügen.