Nadgemachte Drohnen im Krieg
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus der Ukraine
Inserts: Alexander Jakovenko, Unternehmer in der Hafenstadt Odessa
Gesamtlänge: 3‘58
Drohnen zählen zu den herausragenden Waffensystemen, die in der Ukraine zum Einsatz kommen. Das betrifft bei weitem nicht nur teure und industriell gefertigte Geräte. Das zeigt dieses Beispiel in der Hafenstadt Odessa. Die Drohnen fertigen Freiwillige; die meisten Teile werden aus Asien importiert, doch auch Drei-D-Drucker kommen zum Einsatz. Je nach Ausstattung kostet eine Drohne zwischen 200 und 300 US-Dollar, ein Spottpreis im Vergleich zur Wirkung:
12'50'9 - Preis-Leistungsverhältnis - 13'13'4
"Die Erfolgsrate ist nicht schlecht; sie liegt bei 20 Prozent, das heißt jede fünfte Drohne trifft ihr Ziel: Wenn das ein Schützenpanzerwagen ist, dann haben sich all unsere Drohen ausgezahlt, die wir in drei Monaten produziert haben."
Alexander Jakovenko leitet seit 10 Jahren seinen eigenen zivilen Betrieb mit 300 Mitarbeitern. Nach Kriegsbeginn begann er aus Vaterlandsliebe mit dem Bau kleiner Drohnen, um die ukrainischen Soldaten zu unterstützen:
9'37'0 - Kapazitäten pro Monat und Test und Charakteristik - 10'51'7
"Jetzt fertigen wir 1000 Drohnen pro Monat, das sind dann etwas mehr als 30 pro Tag. Sehr wichtig ist dabei die Qualität, damit die Drohne, die eine Granate trägt, diese nicht über den eigenen Soldaten fallen lässt. Daher testen wir jede Drohne sehr gründlich. Beschäftigt sind 20 Freiwillige, die die Drohnen bauen. Noch mehr zu bauen wäre sinnlos, weil die Drohne ziemlich schwierig zu fliegen ist. Sie wieg ein Kilo und ist stark genug, eine Granate zu tragen, die gegen gepanzerte Fahrzeuge und angreifende Infanterie eingesetzt werden kann. Die Batterie hat eine Lebensdauer von 20 bis 40 Minuten; das reicht, weil ein Rückflug nicht erfolgt."
Herausfordernd ist die Pilotenausbildung, weil die Drohne Marke Eigenbau über keinerlei technische Hilfsmittel zur Stabilisierung und Lenkung verfügt. Daher bilden die Hersteller die Piloten selbst aus
11'02'5 - Ausbildung schwierig - 12'15'2
" Jedes Kleinkind kann das Manual für eine kommerzielle Drohne bedienen, weil sie über GPS und Stabilisatoren verfügt. Bei unserer Drohne fehlt das alles, und man muss das Gerät selbst bedienen, und das ist nicht leicht. Die Piloten müssen fingerfertig sein; meistens sind es junge Männer, die als Drohnenpiloten eine etwas sicherere Position haben als unsere Soldaten in den Schützengräben." …
… 14'23'8 - Basiskurs für Piloten - 15'34'8
"Der Grundkurs dauert zwischen zwei und drei Wochen. Dazu zählen theoretische und praktische Ausbildung im Gelände; hinzu kommt noch eine Woche Flugtraining, wenn das nötig sein sollte. An der Front muss der Pilot immer mit Beschuss durch feindliche Artillerie rechnen, weil sein Signal aufgeklärt werden kann."
Die Drohne kann einen Kilo Nutzlast tragen und hat eine Reichweite von fünf bis acht Kilometern. Gearbeitet wird in Odessa aber bereits an einer verbesserten Version dieser Kamikaze-Drohne:
8'31'7 - Neues Modell - 9'10'8
"Jetzt haben wir begonnen, etwas kompliziertere Drohnen zu bauen, die eine Wärmebildkamera und ein Nachtsichtgerät haben. Da verwenden wir auch bereits Bauelemente aus Europa, doch alle sind zivilen Ursprungs. Wir haben nicht das Geld für professionelle Drohnen, die hunderttausende Euro kosten; wir nutzen das, was wir finanzieren und bauen können, daher verwenden wir zivile Bauteile und zivile Drohnen."
Was aussieht wie ein Spielzeug, ist somit eine tödliche Waffe, die jedoch auch die Russen im Krieg massiv zum Einsatz bringen. Sie setzten natürlich auch kleinere Modelle ein; doch ihre stärkste Waffe im Drohnen-Krieg war bisher ein iranisches Modell, das den ukrainischen Streitkräften immer wieder schmerzliche Verluste zufügt.