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Drohnen-Krieg Handgemacht

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Berichte Ukraine

Sie sieht aus wie ein Kinderspielzeug, das man auch in Österreich problemlos kaufen kann – die handgefertigte kleine Drohne mit den vier weißen Propellern, die auf dem Schreibtisch meines 33 Jahre alten Gesprächspartners in Odessa liegt. Der Mann heißt Alexander Jakovenko und leitet seit 10 Jahren seinen eigenen zivilen Betrieb mit 300 Mitarbeitern. Nach Kriegsbeginn begann er aus Vaterlandsliebe mit dem Bau kleiner Drohnen, um die ukrainischen Soldaten zu unterstützen. Sprechen könne man bereits von einer Massenproduktion, erläutert Alexander Jakovenko:

9'37'0 - Kapazitäten pro Monat und Test und Charakteristik - 10'51'7
"Jetzt fertigen wir 1000 Drohnen pro Monat, das sind dann etwas mehr als 30 pro Tag. Sehr wichtig ist dabei die Qualität, damit die Drohne, die eine Granate trägt, diese nicht über den eigenen Soldaten fallen lässt. Daher testen wir jede Drohne sehr gründlich. Beschäftigt sind 20 Freiwillige, die die Drohnen bauen. Noch mehr zu bauen wäre sinnlos, weil die Drohne ziemlich schwierig zu fliegen ist. Sie wieg ein Kilo und ist stark genug, eine Granate zu tragen, die gegen gepanzerte Fahrzeuge und angreifende Infanterie eingesetzt werden kann. Die Batterie hat eine Lebensdauer von 20 bis 40 Minuten; das reicht, weil ein Rückflug nicht erfolgt."

Herausfordernd ist die Pilotenausbildung, weil die Drohne Marke Eigenbau über keinerlei technische Hilfsmittel zur Stabilisierung und Lenkung verfügt. Daher bilden die Hersteller die Piloten selbst aus, betont Alexander Jakovenko:

11'02'5 - Ausbildung schwierig - 12'15'2
"Jedes Kleinkind kann das Manual für eine kommerzielle Drohne bedienen, weil sie über GPS und Stabilisatoren verfügt. Bei unserer Drohne fehlt das alles, und man muss das Gerät selbst bedienen, und das ist nicht leicht. Die Piloten müssen fingerfertig sein; meistens sind es junge Männer, die als Drohnenpiloten eine etwas sicherere Position haben als unsere Soldaten in den Schützengräben."

Drohnen zählen zu den herausragenden Waffensystemen, die in der Ukraine zum Einsatz kommen. Das betrifft bei weitem nicht nur teure und industriell gefertigte Geräte. Im Falle von Odessa werden die meisten Teile aus Asien importiert, doch auch Drei-D-Drucker kommen zum Einsatz. Je nach Ausstattung kostet eine Drohne zwischen 200 und 300 US-Dollar, ein Spottpreis im Vergleich zur Wirkung, betont Alexander Jakovenko:

12'50'9 - Preis-Leistungsverhältnis - 13'13'4
"Die Erfolgsrate ist nicht schlecht; sie liegt bei 20 Prozent, das heißt jede fünfte Drohne trifft ihr Ziel: Wenn das ein Schützenpanzerwagen ist, dann haben sich all unsere Drohen ausgezahlt, die wir in drei Monaten produziert haben."

Die Drohne kann einen Kilo Nutzlast tragen und hat eine Reichweite von fünf bis acht Kilometern. Was aussieht wie ein Spielzeug, ist eine tödliche Waffe, die jedoch auch die Russen im Krieg massiv zum Einsatz bringen.

 

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