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Krieg in der Ukraine: Das Jahr, das die Welt veränderte

Fernsehen
ORFIII
Berichte Ukraine

Text UKRAINE

0:06
Februar 2022, es herrscht Krieg in Europa, die Welt ist schockiert.

0:22
Es ist kein lokaler Krieg, es ist ein Krieg mit weitreichenden geopolitischen Verwerfungen und Gefahren.

0:36
Und es gibt die Angst vor dem Einsatz von Atomwaffen. Die Atomwaffen der Ukraine wurden schon vor 30 Jahren
abgerüstet und zerstört, nur ein Museum erinnert noch an sie

0:47
Russland hat seine Atomwaffen weiterentwickelt und es besteht die Gefahr dass Putin sie einsetzten könnte, sollte der Verlust der Krim drohen

0:57
Ot Mangot:
Ich glaube aber nicht, das es Putin im Ernstfall davon abhielt, tatsächlich auf solche Waffen zurück zu greifen.

1:08
Für die Ukrainer geht es ums nackte Überleben,

1:16
Ot: Übersetzung :
„Wir haben unsere Wohnung und unser Haus verloren. Jetzt müssen wir schauen wie wir überleben können,

1:23
Aber es geht auch um das Überleben der Ukraine als Staat

1:29
Mann Krivonos: Übersetzung
Es war klar, dass sie versuchen würden, einen Blitzkrieg zu führen ud die Hauptaufgabe bestand darin das Herz unseres Landes – Kiew zu treffen

1:42
Für Vladimir Putin und sein Militär ist dieser Krieg kein Krieg sondern eine militärische Spezialoperation, die mit einem raschen Sieg beendet werden sollte.

1:53 OT Reisner:

2:04
Soldaten sterben auf dem Schlachtfeld,

2:07
Zivilisten auf den Straßen und in ihren Häusern.

2:16
Ein Jahr Krieg in der Ukraine und kein Ende in Sicht. Nur ein Schrecken ohne Ende:

TITEL

2:28
Kiew, die Hauptstadt der Ukraine mit ihren 3 Millionen, wenn man das Umfeld dazurechnet, 4 Millionen Einwohnern, das historische und kulturelle Zentrum des Landes.

2:53
Noch in der Sowjetzeit wurde die Einigkeit zwischen Russen und Ukrainern durch das Denkmal der Völkerfreundschaft beschworen, doch nach der Annexion der Halbinsel Krim durch Russland im Frühling 2014, war es mit der Völkerfreundschaft endgültig vorbei.

3:16
Noch im Jahr 2021 führten die Bewohner der Hauptstadt zwar kein leichtes, aber doch eher unbeschwertes Leben.

3:26
Krieg hatte es 2014 im östlichen Donbass gegeben, weit weg von Kiev. An einen Krieg im Zentrum des Landes dachte hier wohl niemand.

3:46
Dennoch, die Ukraine hatte vor allem seit dem Krieg 2014 im Donbass, und der Besetzung der Krieg durch Russland den Ausbau der eigenen Armee, vor allem mit Unterstützung der USA, vorangetrieben.

4:07
Die große Bewährungsprobe für die ukrainische Armee kam am 24.Februar 2022, ein Datum, das wohl in die Geschichte des 21. Jahrhunderts eingehen wird.
Russische Streitkräfte überfallen die Ukraine und dringen von drei Seiten in das Land des angeblichen Brudervolkes ein.

4:26
In allen TV-Sendungen der Welt ist dieser Überfall Russlands das Thema Nummer 1

4:46
Der Westen reagiert entschlossen und stellt sich ganz klar auf die Seite der Ukraine. Als erster der reagiert der amerikanische Präsident Joe Biden.
4:58
Biden: Übersetzung
Putin ist der Aggressor er hat entschieden diesen Krieg zu führen. Dafür wird er die Konsequenzen tragen..

5:06
und der damalige britische Ministerpräsident Boris Johnson legt nach:

5:12
Johnson Übersetzung
Jetzt sehen wir, was er wirklich ist. Ein blutrünstiger Aggressor, dem es um imperialistische Eroberungen geht.

5:19
aus der Ukraine berichtet am Tage des Kriegsbeginns live ORF Korrespondent Christian Wehrschütz.

6:21
Vladimir Putin lässt seine Maske fallen und erklärt unverblümt, was das Kriegsziel Russlands ist.
6:29
Ot Putin Übersetzung
Wir haben beschlossen eine spezielle Militäroperation durchzuführen. Das Ziel ist die Verteidigung der Menschen, die seit 8 Jahren einem Genozid durch das ukrainische Regime ausgesetzt sind. Und daher setzten wir alles daran die Ukraine zu demilitarisieren und zu entnazifizieren.

6:54
In Kiew, in dem die Menschen in den Morgenstunden des 24. Februar noch schlafen, gehen die Sirenen los.

7:01
Die ersten Raketen schlagen in der Ukrainischen Hauptstadt ein.
Als es hell wird, werden die Schäden sichtbar.

7:10
Sogar in der Nähe des Regierungsviertels gehen Geschosse nieder.

7:15
In Kiew bricht Panik aus. Viele versuchen zu flüchten, wer kein Auto hat, versucht es mit Bussen.

7:23
Auch die Bahnhöfe sind mit Flüchtenden überfüllt

7:28
Viele suchen Schutz in den Stationen der Metro

7:36
An den Tankstellen bilden sich Autoschlangen, die Ukraine ist groß, wer flüchten will, braucht viel Treibstoff, solange es noch welchen gibt.

7:48
Und die, die flüchten hören bereits die Explosionen der russischen Geschütze

8:07
In Kiew flüchten die Österreicher, die noch in der Ukraine leben, in die österreichische Botschaft,

8:18
hier wird ein Notlager wird eingerichtet.

8:22
Ot : Österreicherin

8:32
Die Tage davor hatte sie mit ihren 2 Kindern und ihrer Mutter in einem Luftschutzkeller verbracht.

Ot Österreicherin

9:02
In Kiew werden in den ersten Tagen des Krieges die Supermärkte gestürmt.
Vor allem die Fleisch und Fischvorräte werden auf gekauft

9:13
Auch die Bankomaten werden gestürmt. Wer weiß, wie lange sie noch funktionieren

9:19
Zivilisten helfen beim Barrikaden Bau

9:23
Freiwillige bereiten sich mit Molotovcocktails für Straßenkämpfe vor.
Ukrainische Soldaten verbrennen geheime Dokumente, damit sie den Russen nicht in die Hände fallen können.

9:39
Die Menschen hoffen auf den Widerstand ihrer Armee und applaudieren.

9:49
Die Russen kommen in den ersten Kriegstagen vor allem im Süden schnell voran, doch das haben die ukrainischen Militärstrategen auch erwartet

10:01
OT Reisner

10:29
Durch die russische Aggression setzt nun auch in Deutschland, das bis dahin gute politische aber auch wirtschaftliche Beziehungen zu Russland pflegte, ein Umdenken ein.
Der an sich eher zurückhaltende deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz verwendet nun ein Wort, dass die bisherige weltweite Politik des friedlichen Miteinander der Nebeneinander der Großmächte über den Haufen wirft.

10:53
Ot: Scholz

11:26
Auch die EU in Brüssel ist alarmiert und verschärft in einem ersten Schritt ihre seit 2014 bestehenden Sanktionen gegen Russland. Exporte nach Russland werden beschränkt und auch die Geschäfte mit bestimmten russischen Banken sollen eingeschränkt werden. Diese Maßnahmen sollen die russische Wirtschaft treffen und – so heißt es - „dafür sorgen, die russischen Möglichkeiten zur Fortsetzung der Aggression wirksam zu vereiteln“.

11:53
Putin ist nun gezwungen sich umzuorientieren und versucht Russlands Beziehungen zu Peking zu intensivieren. Vor allem auf dem Energiesektor sollen nun Peking aber auch Indien die größten Abnehmer von russischen Energielieferungen werden .

12:12
Auf den Kriegsverlauf haben die Reaktionen des Westens für die Ukraine zunächst keinen Einfluss
Hohe Kampfmoral, taktisches Geschick aber auch die knapp vor Kriegsbeginn vom Westen gelieferten Panzerabwehrwaffen fügen den Russen schwere Verluste zu und überraschen den Westen, der eher mit einer raschen ukrainischen Niederlage gerechnet hat.

12:32
Der bis dahin von vielen als Polit-Neuling nicht immer ganz ernst genommene ukrainische Präsident Selenski zeigt nun, dass auch er ein Kämpfertyp ist

12:44
Selenski Ot
„Wir wollen keinen Krieg, weder ein kalten, noch einen heißen Krieg, auch keinen hybriden Krieg. Aber wenn uns eine Armee angreift, wenn sie versuchen unser Land einzunehmen und unsere Freiheit und unser Leben zu zerstören, das Leben unserer Kinder, dann werden wir uns verteidigen. Nicht angreifen sondern uns verteidigen. Wenn ihr uns angreift, werdet ihr nicht unsere Rücken sehen, ihr werdet unsere Gesichter sehen, nicht unsere Rücken ihr werdet in unsere Gesichter sehen. „

 

13:13
Die russischen Soldaten blicken zwar nicht in die Gesichter der ukrainischen Kämpfer, wie es Präsident Selenski angekündigt hat, aber dafür in die Waffenrohre der Ukrainischen Soldaten.
Die Russen versuchen einen so genannten Enthauptungsschlag, mit Luftlandetruppen wollen sie den Flughafen Hostimel bei Kiew einnehmen und die Landung von 14 vollbesetzten Großraumflugzeugen mit vielen Hunderten Soldaten vorbereiten.
13:43
Doch die Ukrainer kommen ihnen zuvor und schlagen diese ersten Truppen erfolgreich zurück. Die 14 russischen Flugzeuge müssen in der Luft umkehren und fliegen zu ihren Basen zurück. Es ist die erste Niederlage Russlands

14:00
Einer der besten Kenner der militärischen Lage in der Ukraine ist Oberst Markus Reisner vom österreichischen Bundesheer. Er analysiert mit seinem Team alle militärischen und zivilen Informationen über den Kriegsverlauf

14:13
Ot Reisner:

14:45
General Sergej Krivonos, ehemaliger Vizekommandant der ukrainischen operativen Spezialeinheiten, weiß genau, warum die Russen die Lage so falsch eingeschätzt haben.

14:57 OT Krivonos
„Die Russen haben die Ukraine nicht als eigenständige Nation wahrgenommen. Sie haben geglaubt sie könnten die Szenarien wiederholen, wie 1956 die Einnahme von Budapest und 1968 Prag und 1979 bei der Einnahme von Kabul handelten sie nach dem gleichen Prinzip, dem gleichen Muster, aber es hat in der Ukraine nicht funktioniert, weil in den 30 Jahren der Unabhängigkeit das Nationalbewusstsein und die Fähigkeit, das eigene Land zu verteidigen, bei den Ukrainern erheblich gewachsen ist.„

15:30
Trotzdem, die Russen dringend zunächst vor und können als erste größere Stadt Cherson im Süden der Ukraine einnehmen.
Sie dringen auch bis Charkiw , der zweitgrößten Stadt der Ukraine im Osten des Landes vor, beschießen die Stadt, erobern können sie sie nicht.

15:49
An manchen Orten, vor allem um die Hauptstadt Kiew, gelingen den Ukrainer Gegenschläge. Bemerkenswert, im Ort Butscha, das später nach der Wiedereroberung durch ukrainische Truppen wegen der dort begangenen russischen Gräueltaten weltweit in die Schlagzeilen kommt, werden zunächst russische Panzer und andere Fahrzeuge durch ukrainische Raketen vernichtet. Vielleicht ist das auch ein Umstand der die Verbrechen erklärt, die die russischen Soldaten an der Zivilbevölkerung nach der Eroberung von Butscha begangen haben, eine Rechtfertigung dafür gibt es aber nicht.
16:23
Als die Ukrainer den Ort zurückerobern, werden die Verbrechen der russischen Soldaten an den Einwohnern des Ortes sichtbar.

16:33
Vor allem das Bild des erschossenen Radfahrers geht um die Welt.

16:42
Übersetzung Frau:
Ein Postbeamter, der bei uns schon Jahre lebt, ging auf den Balkon um eine Zigarette zu rauchen, und dann hat ihn ein Scharfschütze mit einem Schuss erschossen.

16:54
Übersetzung Mann
Da war einer, der ging einfach auf der Straße, einer von unseren Leuten, dann ein Schuss, warum

17:06
Gerade bei offensichtlichen Kriegsverbrechen stellt sich die Frage der persönlichen rechtlichen Verantwortung des einzelnen Soldaten.

17:15
OT Coracini

17:42
Doch die Frage der Kriegsverbrechen und der völkerrechtlichen Verantwortung wird sich wohl erst nach Kriegsende stellen, wenn überhaupt.

17:52
Präsident Selenski besucht persönlich den Ort und macht ihn zum einem Symbol für die russischen Verbrechen und der Schwierigkeit, mit ihnen zu einer Einigung zu kommen.

18:06
Die dramatischste Schlacht findet zunächst in der Stadt Mariupol im Südosten der Ukraine statt.
Hier kämpfen ukrainische Streitkräfte fast 3 Monate gegen die Übermacht der Russen.

18:20
Hauptkämpfer auf ukrainischer Seite ist das berüchtigte freiwillige Azov – Bataillon, mit teilweise neonazistischem Hintergrund, das aber in die offizielle ukrainische Nationalgarde eingegliedert wurde

18:34
Ihre Kämpfer, es sind wohl mehr als 1000, ziehen sich unter russischem Druck in das riesige Gelände und die Tunnel des gleichnamigen Azov Stahlwerks zurück und leisten erbitterten Widerstand.

18:49
Die Menschen in der Stadt müssen Unglaubliches erleiden:

18:55
Fast alle Häuser der Stand liegen in Schutt und Asche

19:03 Ot Frau Übersetzung
Wenn ich in den dritten Stocke gehe, fliege ich runter in den 2 Stock. Da schauen Sie.

19:13
Zum Essen gibt es gerade noch etwas.

19:19
Ot Frau
Flugzeuge, Raketen, das kommt alles von oben.

19:24
Dem Roten Kreuz gelingt es noch währender der Kämpfe Einwohner aus der zerstörten Stadt zu bringen.

19:32
Ot Frau
Ihr wisst gar nicht wie schrecklich das ist, wir sitzen im feuchten Keller, und alles fliegt durcheinander.

19:46
Der Widerstand der Kämpfer im Azow Stahlwerk dauert fast 3 Monate, doch dann müssen sie aufgeben.

19:54
Für die Russen wird die Gefangennahme vieler ukrainischer Soldaten zum Triumph, noch dazu wo sie diese Soldaten als Neonazis vorführen können.

20:14
Gleich zu Beginn des Krieges gibt es erste Gespräche von Unterhändlern zwischen der Ukraine und Russland in Belarus nahe der ukrainischen Grenze,
Ergebnisse gab es nur wenige. Humanitäre Korridore für die Evakuierung ziviler Bevölkerung wurden vereinbart und eine dafür mögliche vorübergehende Waffenruhe in den umkämpften Gebieten

20:43
Gleich nach Kriegsbeginn war der damalige israelische Ministerpräsident Naftali Bennet als Vermittler im Einsatz. Als erster westlicher Politiker sprach er in Moskau mit Präsident Putin. In einem TV-Interview sagte Bennet, Putin habe sich bereit erklärt auf eine Entwaffnung und Entnazifizierung der Ukraine zu verzichten und er habe ihm versprochen Selenski nicht zu töten. Dieser wiederum sei bereit gewesen auf einen Natobetritt zu verzichten, verlangte aber Sicherheitsgarantien für sein Land. Er, Bennet habe Selenski daraufhin folgendes erklärt.

21:22 Übersetzung Mann Ot Bennet
Glauben Sie wirklich, dass sie von den Amerikanern Sicherheitsgarantien bekommen, wenn die Russen nach 7 Jahren wieder angreifen, da werden die Amerikaner Soldaten schicken, jetzt, wo sie gerade aus Afganistan abgezogen sind ? Ich sagte, Wolodimir, das wird nicht passieren, du musst das nach dem israelischen Modell machen, wir haben auch keine Garantien. Vergesst die Garantien
Ihr müsst einfach eine eigene starke Armee aufbauen.

21:54
Am 10.März werden die Verhandlungen in der türkischen Stadt Antalya fortgesetzt, dieses mal auf höherer Ebene zwischen den beiden Außenminister Sergej Lawrow aus Russland und dem ukrainischen Außenminister Dmitro Kuleba

22.08
Als erstes wird über einen Gefangenenaustausch verhandelt, später auch über die Frage eines Waffenstillstandes und eines möglichen Kriegsendes. Die Ukraine ist zunächst zu Zugeständnissen bereit, Verzicht auf die Krim für 15 Jahre und einen eventuellen Neutralitätsstatus.

22:27
Naftali Bennet, der damalige israelische Ministerpräsident vermittelte bis Ende März zwischen Wolodimir Selensky, Vladimir Putin und westlichen Spitzenpolitikern. Warum war seine Mission nicht erfolgreich ?

22:43 Übersetzung Mann OT. Bennet
Alles was ich vermittelt habe war abgesprochen bis ins letzte Detail, mit den USA, Deutschland und Frankreich
---- und dann haben die das blockiert ?
Im Grunde JA, sie haben das blockiert. Ich war überzeugt, das war falsch. Es ist jetzt noch zu früh die Vorteile und Nachteile abzuwägen. Aber die schreckliche Seite des Krieges zeigte sich ja immer mehr, mit den Opfern in der Ukraine und den russischen Opfern. Der Krieg ist ja wirklich ein harter Schlag für die Ukraine. Die ganze Infrastruktur muss ja wieder aufgebaut werden, so wie beim Marshall Plan

23:24
Die Verhandlungen mit Russland scheitern, nach offizieller ukrainischer Darstellung wegen der Verbrechen von Butscha. Aber auch ein westlicher Politiker soll klar dagegen gewesen sein.

23:36 Übersetzung Mann Ot Bodarenko
Doch die Verhandlungen gerieten Anfang April in eine Sackgasse, und ich glaube, dass es eine Person gibt, den einzigen Politiker, der die Tatsache beeinflusst hat, dass sie in eine Sackgasse gerieten, damit der Krieg weiterging, und das war der britische Premierminister Boris Johnson, der nach Kiew kam; und nach seiner Ankunft änderte die Ukraine tatsächlich ihren Standpunkt, außerdem begannen völlig andere Erklärungen von Selensky und die Ukraine zog sich aus dem Verhandlungsprozess zurück.

24:00
Während der Westen und die Ukraine bisher zu der gescheiterten Vermittlung schweigt, bleibt offen, ob man Vladimir Putin hätte trauen können. Doch eine Chance wurde vertan.

24:15
Die Kämpfe werden nun noch intensiver, beide Seiten suchen eine militärische Lösung, wobei auf der einen Seite Russland auf massive Feuerkraft setzt und auch bereit ist, seine Soldaten massenhaft zu verheizen, um militärische Ziele zu erreichen.

24:31
Auf der anderen Seite setzt die Ukraine moderne taktische Kriegsführung ein, und wird zunehmen mit westlichen Waffensystemen unterstützt.
Vor allem liefern vor allem die USA Aufklärungsdaten, also Informationen über russische militärische Bewegungen an die Ukraine. Die Ukraine selbst setzt erfolgreich neben schwerem militärischen Gerät auch auf kleinere Drohnen,

24:57 Übersetzung Mann Krivonos OT
Satelliten Informationen und Informationen von unbemannten Luftfahrzeugen können wir schnell umsetzen und schnell auf jede Bewegung des Feindes reagieren und sein offensives Vorgehen stören.

25:15
Drohnen, bestückt mit Sprengmittel stellen die Ukrainer in kleineren Werkstätten selbst her. Im Krieg geht es auch um Einfallsreichtum, um die Möglichkeit – so seltsam das klingt, - in Eigenregie kreative Waffen herzustellen, abseits der Millionen teuren schweren Waffen.

25:37
Odessa, Prachtstadt die Stadt am Schwarzen Meer,
mit seinen berühmten Stufen.

25:43
Hier wurde 1925 die berühmte Szene aus dem Film „Panzerkreuzer Potjomkin“ des Regisseurs Sergej Eisenstein über die russische Revolution von 1905 gedreht. Menschen sterben auf den Stiegen der Stadt.

26:05
Und auch hier hat die Stadt mehr als 100 Jahre später wieder Gewalt, Bomben und Tod getroffen.

26:13
Mit Sandsäcken und Barrikaden versuchen die Einwohner auch die Kulturgüter und die wertvollsten Gebäude ihrer Stadt zu schützen.

26:25
Freiwillige werden mit dem Umgang von Waffen eingeschult. An Aufgeben denkt hier niemand.

26:37
Zum Schutz der Bevölkerung werden hier an verschiedenen Plätzen so genannte mobile Bunker errichtet.
14 – 18 Menschen haben darin Platz. Bei Bedarf werden an anderen Orten noch weitere errichtet. Gerade 14 Tage dauert die Aufstellung einer solchen Schutzeinrichtung

27:05
Brandgefährlich wird die Situation im Atomkraftwerk Saporischa. Die gleichnamige Stadt wird von den Ukrainer gehalten. Das etwa 50 km entfernte Kernkraftwerk jedoch von den Russen. In dem Gebiet gibt es heftige Kämpfe. Es gibt gegenseitige Beschuldigungen für die Gefährdung des Kernkraftwerkes durch den Beschuss mit Raketen.

27:27 OT Georg Steinhauser

27:44
Doch es gibt auch Fortschritte. Im Juli des vergangenen Jahres vereinbaren die Ukraine und Russland in der Türkei ein Getreideabkommen, dass es ukrainischen Schiffen ermöglichen soll, 20 Millionen Tonnen Getreide über das Schwarze Meer, das von russischen Kriegsschiffen beherrscht wird, zu exportieren. Diese Nahrungsmittel werden vor allem in Afrika und Asien dringend benötigt.

28:09
Auf dem Land hingegen wird der Krieg mit 1000e Toten mit unverminderter Härte weitergeführt:

28:16
Der ukrainischen Armee gelingen Gegenschläge auch auf russisches Gebiet, etwa auf ein Öllager in Belgograd in Russland, nahe der der ukrainischen Grenze

28:28
Vor allem um die Charkiw, der 2. größten Stadt der Ukraine wird heftig gekämpft,

28:36
Den Ukrainer gelingt es überraschend im September des vergangenen Jahres Gebiete südlich von Charkiw zu befreien

28:46
Und es gelingt der Ukraine die 18 Km lange Kertsch Brücke, die das russische Festland mit der Krim verbindet und ein Prestigeprojekt von Vladimir Putin persönlich ist, durch einer Autobombe in einem LKW stark zu beschädigen. Eine Schmach für Russland, weil die Brücke unter strenger russischer Kontrolle steht und der Ukraine dennoch dieser Anschlag gelungen ist.

29:13
Durch diese ukrainischen Kriegserfolge gerät Vladimir Putin unter Druck. Als Reaktion kurbelt er die russische Waffenproduktion an und befiehlt eine Teil-Mobilmachung in Russland, 300 000 Reservisten sollen an die Front.

29:32
Doch viele zig-Tausende junge Russen flüchten, sie wollen nicht in den Krieg ziehen, Vor allem Georgien ist das Ziel für viele, aber auch Finnland öffnet zunächst seine Grenzen für die flüchtenden Russen.

29:46
Die Rekrutierung gelingt dennoch
Dies ist zwar für viele russische Familien schmerzhaft, weil bisher der Krieg für die meisten weit weg war. Es geht jetzt nicht nur mehr um eine begrenzte militärische Spezialoperation, wie es bisher offiziell geheißen hat, jetzt ist klar, Russland befindet sich im Krieg.

Doch eines ist klar, es wird noch viel mehr russische Tote Soldaten geben.

30:15
Das weiß auch Vladimir Putin. Er lädt Mütter von gefallenen Soldaten in den Kreml ein, und erklärt ihnen die Notwendigkeit des Sterbens für Russland.
Er erklärt ihnen, dass die gefallenen Söhne gewusst hätten, wofür sie sterben. Es gäbe jährlich 30 000 Tote durch Verkehrsunfälle, man könne auch durch Alkohol zu Tode kommen. Doch wichtig sein wie wie man lebt und Ihre Söhne haben gelebt und sie haben ihr Ziel erreicht.
Eine Erklärung, die an Zynismus wohl kaum zu überbieten ist. Wie sich später herausstellt, waren die Frauen alles hohe Funktionärinnen von Putins Partei.

31:07
Putin setzt nun einen weiteren Schritt, in den südlichen und östlichen eroberten Gebieten lässt er ein Ende September ein Referendum organisieren, über den Status der Gebiete. Es ist natürlich ein Scheinreferendum,
manche stimmen gleich offen ab. Das erwünschte Ergebnis ist abzusehen. Natürlich sollen die Gebiete russisch werden, nach Sicht des Kreml.

31:35
Dies wird wohl ein Erschwernis für mögliche spätere Friedensverhandlungen

31:45
Der Krieg hat aber nicht nur direkte Auswirkung auf das Leben und Sterben in der Ukraine, sondern auch auf die wirtschaftliche Basis des Landes. Und diese Basis ist vor allem die Landwirtschaft. 60 Prozent der ukrainischen Erlöse vor dem Krieg bestehen aus Getreideexporten.

Einer der größte Produzenten im Land ist die Firma IMK, dies sind Bilder ihres Firmenvideos von 2017. Ein moderner Betrieb mit 120 000 Hektar Fläche und einem Jahresumsatz von 200 Millionen Euro.

32:23
Und so sieht der Betrieb heute aus. Teilweise zerstörte Hallen, unbearbeitete Felder.

32:29
Direktor Alex Lassitsa befürchtet eine Katastrophe, sollte das in der Türkei mit Russland geschlossene Getreideabkommen nicht funktionieren und sollte der Krieg wieder in den Norden der Ukraine zurück kommen, wo auch sein Betrieb liegt

32:46
Ot Lassitsa:

33:11
Eines der größten Probleme sind die vielen Minen, und Raketenreste, die auf den Feldern des Betriebes eine große Gefahr darstellen.
33:21 Ot Lissitsa

33:59
Minen, Mitarbeiter die zum Militär eingezogen werden sind Riesenprobleme, aber auch der zunehmende Kapitalmangel.

34:08
Die mit Abstand größte Bank in der Ukraine ist die so genannte ukrainische Privatbank, die allerdings 2016 verstaatlicht wurde. Direktor ist der Vorarlberger Gerhard Bösch. Die Bank hat 20 Millionen ukrainischen Kunden und 20 000 Mitarbeiter.

34:26 Ot Bösch

35:44
Während also die Betriebe und Banken alles tun um die ukrainische Wirtschaft trotz der Krieges am Laufen zu halten, kann das nur mit westlicher Hilfe geschehen. Erst vor kurzem hat die Europäische Union 18 Milliarden Euro als Hilfe für die Ukraine genehmigt., damit Züge fahren, Löhne und Pensionen bezahlt werden und Spitäler und Schulen arbeiten können. Doch es gibt Berichte über Korruption und Vetternwirtschaft in der Ukraine.
Die Vertreter der Europäischen Union sind jedenfalls überzeugt, das die Hilfsgelder für die Ukraine im wesentlichen korrekt und sinnvoll verwendet werden.

36:21 Übersetzung Frau Ot: Mathernova

„In Kriegszeiten wäre es wohl überall auf der Welt schwierig, Beschaffungen ohne Korruption abzuwickeln, wobei dieses Problem ja auch im Frieden bei vielen anderen Staaten mit einer demokratische Tradition besteht. Diese Probleme gibt es nicht nur in der Ukraine. Die entscheidende Frage ist jedoch ob diese Korruption mit Entschlossenheit bekämpft wird, und das passiert tatsächlich“

36:56
Doch Geld an die Ukraine fließt nicht nur für Hilfsgüter, sondern auch für den Kauf von Waffen. Ob es da zu Korruption kommt, kann aber nicht ausgeschlossen werden

37:08 Übersetzung Frau Ot Maternova

Diese Hilfsgelder werden auch zum Kauf von Waffen verwendet, das Geld geht aber an die Regierung der Eu-Mitglieder als Kompensation für Waffenlieferungen an die Ukraine. Ich kann nicht garantieren, dass es bei diesen Beschaffung keine Korruption gibt, aber das betrifft nicht das ukrainische Militär, das ist ganz klar.

37:39
Im Oktober des vergangenen Jahres kann die Ukraine ihre Offensive fortsetzen und es gelingt ihr, den nördlichen Teil der Oblast Cherson ohne Kampftätigkeit einzunehmen.

30 000 russische Soldaten ziehen sich über den Dnjepr nach Süden zurück.

38:02
Es ist dies eine Triumphstunde für den ukrainischen Präsidenten Selensky, der selbst die Stadt unter strengsten Sicherheitsvorkehrung die Stadt besucht.
38:13
Er dankt den Soldaten für den heroischen Einsatz zur Befreiung des Landes und gedenkt aller, die für die Freiheit in diesem Kampf gefallen sind.

38:32
und es folgt die ukrainische Beschwörungsformel: „Ehre der Ukraine“

38:56
Cherson wieder in ukrainischer Hand, das soll zu einem Symbol der Kehrtwende im Krieg gegen die russischen Okkupanten werden.

39:12
Eine Kehrtwende im Krieg sollen auch westliche Waffenlieferungen bewirken
Geliefert wurden bereits viele Geräte, am allermeisten von den USA, aber auch von Deutschland und anderen westlichen Staaten. Doch die Ukraine verlangt und braucht immer mehr Waffen.

39:32
Und in westlichen Depots, wie hier in Belgien gibt es noch viele Panzer. Wie schnell sie lieferbar sind ist allerdings unklar.

39:41
Ot: Mangott

40:30
Doch unter dem Druck der Ereignisse, der russischen Erstarkung auf dem Schlachtfeld und dem Drängen der Länder vor allem Osteuropas, aber auch Großbritanniens hat sich die deutsche Regierung Ende Jänner dieses Jahres doch entschlossen ihre modernen Leopard 2 Kampfpanzer nach monatelangem Zögern nun doch zu liefern.

40:47
Ot Scholz

41:12
Deutschland sagt 14 Leopard 2 Kampfpanzer zu, doch die angekündigte „Panzerkoalition“ mit anderen europäischen Staaten scheitert. Also weniger Panzer und die erst nach Monaten. Die Zeit drängt und wird zu einem entscheidenden Faktor.

41:29
Moskau, eine Zeitfrage sind auch die Wirkungen der westlichen Sanktionen.
Die Geschäfte sind voll, auch westliche Waren gibt es noch zur Genüge.

41:40
Die Einkaufszentren sind weniger besucht als in früheren Zeiten,

41:45
manche Geschäfte sind geschlossen, mit einigem Luxus ist es vorbei.

41:51
Doch die russische Bevölkerung ist Entbehrungen gewöhnt. Vor allem die älteren Menschen.

41:57
Ot Übersetzung Frau
Wir haben solche Perioden schon öfter überstanden, das überstehen wir auch jetzt, vor allem wir von der älteren Generation

42:07
Von der russischen Bevölkerung ist wegen der Sanktionen und der damit verbundenen bisherigen Einschränkungen, die nach einem Jahr Krieg geringer sind, als der Westen erwartet hat, kein Widerstand gegen die Kriegspolitik Putins zu erwarten. Auch finanziell dürfte Russland noch Kapazitäten für seine Kriegsmaschinerie haben.

42:28 Ot Kochnev

42:49
Die russischen Kriegsressourcen dürften also nicht so schnell zu Ende gehen, Daher ist Putin nicht gewillt den Krieg zu beenden und sich aus der Ukraine einschließlich der Krim zurückzuziehen. Und die Ukraine besteht auf die Unverletzlichkeit ihrer staatlichen Grenzen

43:05 Ot Mangott:

43:30
Es gibt also weder einen politischen Kompromiss, noch ist militärisch eine Entscheidung abzusehen, es droht ein langer Abnutzungskrieg

43:40 Ot Reisner

44:18
DIE ZAHL DER GEFALLENEN UND VERWUNDETEN ZÄHLT ZU DEN STRENG GEHÜTETEN GEHEIMNISSEN! MEHR ALS 100.000 SOLLEN ES AUF UKRAINISCHER SEITE SEIN; NOCH DEUTLICH MEHR AUF RUSSISCHER.
UND DAS STERBEN GEHT WEITER – IM ZWEITEN KRIEGSJAHR, DENN FRIEDE IST NICHT IN SICHT.

 

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