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an der Mündung des Dnipro

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Berichte Ukraine


20221221 MiJ Reportage von der Mündung des Dnipro Wehrsch Mod

So wie der Fluss Dnipro die Ukraine von Norden nach Süden teilt, teilt dieser Fluss auch den Landkreis von Cherson – allerdings von Norden nach Südwesten. Dieser Fluss teilt nun auch den Landkreis, ukrainisch Oblast, in einen russisch besetzten größeren Teil im Süden und einen nördlichen Teil, den seit Anfang November wieder die Ukraine kontrolliert, weil die Russen abziehen mussten, um eine Einkesselung zu vermeiden. Unmittelbar nach der Befreiung war der Ansturm internationaler Medien auf die Kreisstadt Chersons enorm; dieser Sturm ist nun verebbt; unser Ukraine-Korrespondent hat nun westlich von Cherson einen Gemeindeverband besucht, der ebenfalls befreit wurde, und de facto am Ufer des Dnipro liegt. Über einen Ort zwischen Befreiung, Aufatmen und dem Kampf mit Kälte und Winter berichtet nun Christian Wehrschütz:

Die Gemeinde Stanislav liegt etwa eine Halbe-Autostunde von der Kreisstadt Cherson entfernt am westlichen Zipfel des Landeskreises bei der Mündung des Dnipro ins Schwarze Meer. Die Gemeinde besteht aus vier Dörfern, in denen vor dem Krieg mehr als 10.000 Personen lebten; nun sind es etwa wieder 4000, sagt mir der Leiter der Militärverwaltung, Olexandar Babutzki; … ihn treffe ich auf dem Hauptplatz von Stanislav, der kleiner ist als ein Fußballfeld; trotzdem herrscht geschäftiges Treiben vor allem vor dem Kulturhaus; der Ausgabestelle für humanitäre Hilfe; begehrt sind vor allem warme Sachen, von der Decke über Bettzeug bis hin zu Matratzen sowie Hygieneartikel; die humanitäre Hilfe sei in den ersten Wochen nach der Besatzung der Rettungsanker gewesen, erläutert Olexandar Babutzki

7'08'7 - Humanitäre Hilfe und Lage - 8'30'0
„Die Menschen konnten zunächst kein Gehalt bekommen und auch die Versorgung war zusammengebrochen; sie haben internationale Organisationen und Freiwillige sichergestellt; alle zwei Wochen bekommen die Menschen bis zu 15 Kilo an Lebensmittel pro Person. Noch nicht gelöst ist das Problem mit dem Holz und der Kohle für Personen, die kein Gas haben. Drei Dörfer haben Gas, dort friert man nicht, sollte nicht wieder Beschuss eine Leitung zerstören. Das vierte Dorf, Olexandrivka, hat weder Strom noch Gas, und auch mit dem Trinkwasser ist es schwierig."

Olexandrivka liegt fünf Kilometer von Stanislav entfernt direkt an der Mündung des Dnipro in das Schwarze Meer; gestört wird die schöne Landschaft durch den Zustand des Dorfes, das an der Hauptkampflinie lag. Von 900 Häusern und Gebäuden sind nur eine Handvoll nicht massiv beschädigt; wenn das abgenutzte Bild von der Spür der Verwüstung angebracht ist, dann in diesem Dorf, in dem vor dem Krieg 2.150 Menschen lebten; nun sind es etwa 80. Trotzdem glaubt Natalja, die energische und freundliche Vorsteherin von Oleksandriva an die Zukunft des Ortes; denn die russische Aggression habe die Entwicklung nur unterbrochen und erschwert, aber nicht unmöglich gemacht, betont Natalja:

2'12'3 - Perspektive 2'54'2
"Hier waren drei Sonnenkraftwerke geplant; eins war schon gebaut, die anderen in der Phase der Projektierung. Außerdem sollte hier ein Windkraftwerk ebenso gebaut werden wie ein Jachthafen sowie ein Hafen für den Export von Getreide; ein Projekt, das ebenfalls in Vorbereitung war."

Und was braucht Olexandrivka am dringendsten? Nataljia sagt kurz und knapp:

1'15'2 - Prioritäten Wiederaufbau - 1'20'3
"Strom, Kindergarten und Schule."

Und natürlich eine Entminung sowie ein Kriegsende, damit das enorme touristische Potential endlich entwickelt wird, das der Dnipro bietet; warum der ebenfalls geplante Jachtklub nicht schon besteht und das touristische Potential nicht schon vor vielen Jahren genutzt, fragt man sich nicht nur am Dnipro sondern auch bei vielen anderen Potentialen in der Ukraine.

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