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Fußballspielen in der Ukraine im Krieg

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Berichte Ukraine
In Graz findet heute das Rückspiel in der dritten Qualifikationsrunde für die Champions League statt. Dabei muss Sturm Graz gegen Dynamo Kiew ein Null-zu-Eins aus dem Hinspiel in Polen wettmachen; der ORF überträgt das Spiel live. Grund dafür, dass das Hinspiel nicht in Kiew stattgefunden hat, ist der Krieg in der Ukraine. Daher finden internationale Bewerbe nicht in der Ukraine statt, und auch viele Klubs, so auch Dynamo Kiew trainieren im Ausland, von Polen bis hin zu Slowenien. Doch trotz des Krieges soll in der Ukraine am Ende August wieder Klubfußball gespielt werden. In Kiew hat unser Korrespondent mit Funktionären und Trainer gesprochen, wie diese Ligen durchgeführt werden sollen; hier sein Bericht:

Das Stadion des Kiewer Traditionsklubs Dynamo fasst 16.000 Zuschauer; sicher ist, dass es weiter leer bleiben wird, obwohl die sogenannte Premier League in der Ukraine am 23. August beginnen soll. Denn alle Spiele werden ohne Zuschauer stattfinden; das ist einer der wenigen Regeln, die bereits feststehen, erläutert Mikola Nesenjuk, der für Bürgerkontakte von Dynamo zuständig ist:

1'14'7 - Unbekannte mehr als Bekannte -2'14'9
"Es gibt keine Information darüber, wer wo gegen wen spielen wird; auch die Stadions sind noch nicht ausgewählt, und unklar ist auch noch, wer die Spiele übertragen wird. In einem Artikel habe ich scherzhaft geschrieben, dass man uns aus Sicherheitsgründen all das erst nach dem Spiel sagen wird. So manches verstehe ich nicht, weil jeder ein Mobiltelefon hat, sodass es völlig unmöglich ist, ein Spiel geheim zu halten. Die Regeln müssen zehn Tage vor dem ersten Spiel feststehen, sodass in fünf Tagen alles klar sein muss."

Fest steht, dass auch Dynamo unter Krieg und Wirtschaftskrise leiden; daher ist Mikola Nesenjuk dagegen, dass am 24. August, dem Tag der Unabhängigkeit der Ukraine, an dem der Kriegsbeginn genau sechs Monate zurückliegt, im Olympiastadion in Kiew gegen Schachtar Donezk, der langjährigen Rivalen gespielt wird; Mikola Nesenjuk:

3'49'9 - Gegen Olympiastadion – 4‘19‘1
"Ich sehe keinen Sinn darin, jetzt im Olympiastadion zu spielen, sondern es ist besser hier zu spielen. Das ist billiger, weil man im Olympiastadion Miete zahlen muss. Wir als Klub wollen hier spielen, und wir werden noch andere Klubs einladen, ebenfalls unser Stadion zu nützen, die kein eigenes haben. Doch all das hängt vom Fußballverband und von der Stadtregierung ab, die die Genehmigung erteilen muss."

Denn nicht nur größere Klubs der Premier League können kriegsbedingt nicht im eigenen Stadion spielen und trainieren. Dieses Schicksal haben auch kleinere Klubs, wie der FC-Mariupol, der aus der gleichnamigen Hafenstadt am Asowschen Meer kommt, die unter dem Krieg enorm gelitten hat. Dieser Klub bereitet sich nun etwas außerhalb von Kiew bei einem kleineren Klub auf die erste Liga vor. Der Kader umfasst etwa 20 Spieler, die nach fast fünf Monaten Pause nun wieder fast täglich trainieren. Die Bedeutung des Fußballs in Zeiten des Krieges, sieht der 42-jährige Trainer Oleg, der ebenfalls aus Mariupol stammt, so:

2'40'8 - Bedeutung des Sports - 3'00'2
"Jeder weiß, was vor sich geht, doch das Leben geht weiter; und da muss man Momente finden, wo man seinen Charakter zeigt, wo man zeigt, dass in alle Richtungen gearbeitet wird. Wir ergeben uns nicht, kann ich nur wiederholen."

Dieser Kampfeswille beseelt auch Dynamo Kiew, eine Stimmung, die die Aufgabe von Sturm Graz heute Abend nicht leichter macht.

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