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Der Krieg in der Ukraine und die Wirtschaft

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Berichte Ukraine

Mehr als 50 Tage dauert der Krieg bereits, den Russland gegen die Ukraine vom Zaun gebrochen hat. Gefordert hat dieser Krieg nicht nur viele zivile Opfer und auch die Infrastruktur des Landes wurde massiv getroffen, sondern auch die Wirtschaft. So können über die Häfen am Schwarzen Meer keine Waren mehr exportiert werden, was vor allem die Landwirtschaft massiv trifft. Doch stark getroffen sind auch viele lokale Produzenten, wie etwa große Bäckereien. In der Stadt Saporoschije hat unser Ukraine-Korrespondent Christian Wehrschütz mit dem Eigentümer derartiger Fabriken gesprochen – hier sein Bericht:

Die Stadt Saporoschije ist vom Krieg bisher weitgehend verschon geblieben; das gilt aber nicht für den gleichnamigen Landkreis, denn Teile dieses Territoriums sind von russischen Truppen besetzt. Doch die wirtschaftlichen Folgen des Krieges sind viel tiefgreifender. Das spürt auch ein Konzern aus 15 Betrieben, der dem österreichischen Honorarkonsul Boris Schestopalow gehören. Sein Schwergewicht liegt auf der Erzeugung von Brot und Gebäck. Vier Fabriken sind auf Russisch besetztem Gebiet; dort verblieben 30 Prozent der Aktiva, 500 Mitarbeiter und 40 Prozent der Transportmittel. Das erschwert die Zustellung von Gebäck und die Zulieferung von Rohstoffen betont Boris Schestopalow:

6'36'2 - Schäden Belastung Transport und Fahrer - 7'46'2

"Ich muss sagen, dass die Fahrer für mich heute die größten Helden sind, weil das, was eine einfache Arbeit war, nun zu einem Kunststück wurde. So hat die russische Artillerie eines unserer Autos beschossen, das Brot auf einem humanitären Korridor zustellen wollte. Zwei Fahrer wurden schwer verletzt, das Auto wurde zerstört. Ein weiteres Auto, das auf dem Weg nach Berdjansk war, haben die Russen weggenommen; die zwei Fahrer wurden einige Tage in der russischen Kommandantur schwer verhört. Dann stülpte man ihnen Säcke über den Kopf und führte sie auf ein Feld wie zur Erschießung, ließ sie aber zurück."

Zu den Herausforderungen der Brotfabriken zählt, dass viele Zulieferer aufgehört haben, zu arbeiten, oder durch Luftangriffe beschädigt wurden. Was das konkret bedeutet, erläutert Boris Schestopalow so:

10'05 - Lieferanten (Germ) 11'35'9

"Am schwierigsten ist es jetzt mit den Verpackungen für die Waren; doch auch mit den Rohstoffen gibt es Schwierigkeiten, insbesondere mit den Zutaten. Hatten wir früher mehrere Lieferanten und führten eine Ausschreibung durch, so gibt es heute für die Germ, ohne die kein Brot gebacken werden kann, nur mehr einen Hersteller in der Ukraine, und zwar in Lemberg. All das hat dazu geführt, dass wir das Sortiment drastisch einschränken müssen und nur mehr die Produkte mit einfachen Rezepten erzeugen. Das betrifft Brot und alle Arten von Keks."

Andererseits ist die Produktion sogar gestiegen, weil andere Bäckereien aufgehört haben, zu produzieren. Aus Saoproschije wird sogar in die Nachbarstaaten und nach Deutschland weiter exportiert, weil die Käufer dort, dem Betrieb in der Ukraine in dieser schweren Zeit die Treue gehalten haben. Boris Schestopalow hofft, dass die EU die Quoten für die Einfuhr von Getreide, Brot und Gebäck aufheben wird, damit die Ausfälle gemindert werden, die durch die Blockade der Häfen entsteht, und damit so die Ukraine Waren auch auf Drittmärkte weiter exportieren kann.

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