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Dnipro Territorialverteidigung und Flüchtlingsstrom

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Berichte Ukraine

Die Stadt Dnipro und der Landkreis von Dnipropetrowsk sind seit der Übernahme von Donezk durch prorussische Separatisten das industrielle Herzstück der Ukraine. Mit 3,5 Millionen Einwohnern ist der Landkreis nun auch der bevölkerungsreichste der Ukraine. Sollten die russischen Angreifer bis zu Stadt und an den Fluss Dnipro vorstoßen, käme das einer Niederlage der Ukraine im Krieg gegen Russland gleich. Beschossen hat die russische Artillerie bereits den Flughafen der Stadt, die auch eine Anlaufstelle für Flüchtlinge aus dem Norden, dem Osten und dem Süden ist. In Dnipro hat unser Ukraine-Korrespondent Christian Wehrschütz mit dem Leiter der Territorialverteidigung gesprochen, und sich ein Bild von der Flüchtlingssituation gemacht; hier sein Bericht:

Die Stadt Dnipro und der Landkreis Dnipropetrowsk haben große strategische Bedeutung. So liegt die Stadt einerseits am Fluss Dnipro; andererseits zielen alle drei Frontabschnitte in Richtung Dnipro, wobei derzeit der Osten und der Nordosten von besonders großer Bedeutung sind. Trotzdem sieht man in der Stadt kaum Kontrollposten; dazu sagt der Leiter des Stabes der Territorialverteidigung, Gennadi Korban:  

3'12'3 - Vorbereitung TO - 5'08'2 (45)

"Wir haben die Territorialverteidigung früher als in allen anderen Landesteilen gebildet, weil wir auf die Warnungen aus den USA und Großbritannien gehört haben; als der Krieg begann, waren wir bereits bereit, Waffen zu bekommen. Im Unterschied zu Kiew waren wir nicht nur vorbereitet, sondern bei uns gibt es in der Stadt keine Kontrollposten. In Kiew und im Westen haben sie einen Kontrollposten nach dem anderen errichtet und bemannt und dann gesagt, das ist die Territorialverteidigung. Das ist nicht deren Aufgabe! Sie soll sich auf den Kampf vorbereiten, die Truppe unterstützen und an die Grenze des Landkreises gehen; damit haben wir uns befasst."

Einzelheiten kann Korban aus Gründen der militärischen Geheimhaltung nicht nennen; doch sollen sich bereits 55.000 Ukrainer nur in diesem Landkreis zur Territorialverteidigung gemeldet haben. Gennadi Korban gibt sich überzeugt davon, dass die russische Offensive im Osten scheitern wird:

10'02'8 - Ganz anders als 2014 - 10'57'2 - Neptun - 11'50'9 (34)

"Das ist ein ganz anderer Krieg; 2014 waren nur Wenige bereit, für ihr Land zu kämpfen. In den acht Jahren danach hat sich sehr viel verändert, und wir selbst waren überrascht, wie sehr die Menschen motiviert sind. Bis jetzt haben wir Schlangen vor den Meldestellen für Streitkräfte und Territorialverteidigung. Somit ist die Kampfmoral sehr hoch; ja, es gibt nicht ausreichend Waffen, und auch die Logistik ist noch nicht sehr gut, doch die Motivation ändert alles."

Hinzu kommen die massiven Lieferungen von Waffen aus dem Westen, die dem russischen Angreifer zu schaffen machen. Das zeigt auch das Beispiel der Hafenstadt Mariupol, die nach wie vor nicht vor nicht völlig erobert ist. Welche Lehren hat Dnipro aus der Stadt Mariupol gezogen? Gennadi Korban antwortet so:

14'47'3 - Evakuierung und Vorbereitungen - 15'42'8 (32)

"Sofort nach Kriegsbeginn haben wir mit der Evakuierung durch Züge begonnen, allein in den ersten zwei Wochen haben wir aus der Stadt mehr als 400.000 Menschen herausgeführt, das ist die halbe Stadt. Jetzt kommen viele zurück, doch wir bleiben am Puls der Zeit. Wir können mehr als zehn Züge pro Tag für Evakuierungen bereitstellen, wobei auch derzeit zwischen 1.500 und 2.000 Personen täglich evakuiert werden."

Andererseits leben nun 60.000 Flüchtlinge in Dnipro; das ist auch eine logistische Herausforderung für Stadt und Landkreis, die zusätzliche humanitäre Hilfe benötigen.

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