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Reportage aus der Ostukraine

Fernsehen
ZiB2
Berichte Ukraine

In der Ostukraine rückt der russische Großangriff auf ukrainische Stellungen immer näher. Ihren Aufmarsch werden die Russen in einigen Tagen abgeschlossen haben; parallel dazu liefert auch der Westen verstärkt Waffen an die ukrainischen Streitkräfte. Angesichts der bevorstehenden Großoffensive verlassen auch immer mehr Menschen die bedrohten Städte der Ostukraine; dazu zählen etwa Kramatorsk und Slowjansk, die bereits im Krieg im Jahre 2014 umkämpft waren. Wegen der massenhaften Evakuierungen werden diese Städte immer mehr zu Geisterstädten:

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus der Ostukraine

Insert1: Konstantin Tschernikow, Büro des ukrainischen Ombudsmannes für Menschenrechte in Slowjansk

Insert2: Nina, Bewohnerin von Slowjansk

Mann und Frau ohne Namen

Gesamtlänge: 3’08

In der Bahnhofshalle von Slovjansk warten Ukrainer aus der Region auf ihre Evakuierung. Die Reise führt nach Lemberg, denn in der Westukraine ist es derzeit noch am sichersten. Interviews will diese Familie keines geben; die Anspannung ist spürbar; sie kommen aus Kramatorsk, wo am Bahnhof noch die Spuren des russischen Raketenangriffs sichtbar sind, bei dem mehr als 50 Zivilisten getötet wurden. Den Bewohnern der Ostukraine hilft auch das Büro des ukrainischen Ombudsmannes, das für die Kreise von Donezk und Lugansk zuständig ist:  

"Leute fragen bei uns nach humanitären Korridoren und bitten um Hilfe aller Art. Das betrifft eine Hilfe bei der Evakuierung, bei der Beschaffung von Medikamenten und Lebensmitteln. Da arbeiten wir auch intensiv mit privaten Organisationen zusammen."

Zu diesen privaten Organisationen zählen auch Baptistische Kirchen; diese hat bereits mehrere Tausend Zivilisten aus verschiedenen Landesteilen evakuiert und ist nun auch in der Ostukraine tätig. Bewohner melden sich telefonisch an, kommen selbständig zum vereinbarten Treffpunkt oder werden abgeholt, wenn es nötig ist.

Städte wie Slowjansk werden immer mehr zu Geisterstädten.

Sie könnten bereits in wenigen Tagen Teil des Kessels sein, den die russischen Streitkräfte um die ukrainischen Verteidiger bilden wollen. Leere und Trostlosigkeit prägen das Bild; trotzdem gibt es Bewohner, die bleiben wollen oder müssen:

"Wohin sollte ich? Meine Tochter lebt in Russland, doch dorthin lassen mich "Unsere nicht durch."

Wenige hundert Meter entfernt warten Bewohner von Slowjansk auf humanitäre Hilfe; dieses Mal leider vergeblich. Doch aus sie sind zum Bleiben entschlossen:

Mann

"Keiner wartet auf uns woanders; hier wurden wir geboren, hier leben wir."

Frau

"Wie kommt man dann zurück? Jetzt leben wir in der Ostukraine; wenn wir in den Westen fahren, und hier herrscht Krieg kannst Du nicht nach Hause zurück, und musst bis zum Ende warten."

In der Nachbarstadt Kramatorsk versorgt die Caritas noch alte Menschen, die nicht wegwollen oder können. Im konkreten Fall sind es Pensionisten, die in Häusern am Stadtrand leben. Doch wie russisch besetzte Städte zeigen, kommt auch für die Helfer der Augenblick, wo ein Ausharren nicht mehr möglich ist.

Hinzu kommen Personen, die auf keinen humanitären Listen stehen; ihr Schicksal ist noch viel ungewisser, weil ihre Nöte unerkannt bleiben.

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