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Dnipro Interview mit dem Bürgermeister

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Berichte Ukraine

Im Osten der Ukraine leisten ukrainische Truppen den Angreifern aus russischen Soldaten und prorussischen Separatisten nach wie vor zähen Widerstand. Dieser Widerstand könnte in den kommenden Tagen und Wochen auf eine harte Probe gestellt werden, weil Moskau seine Angriffe nun auf das Donezbecken und den Vorstoß aus dem Süden konzentrieren will. Damit soll den ukrainischen Truppen der Rückzug an den Fluss Dnipro abgeschnitten werden. Dort liegt auch die Stadt Dnipro, die früher Dnipropetrowsk hieß; in sowjetischer Zeit war die Stadt als Zentrum der Rüstungs- und Rauffahrt-Industrie für westliche Ausländer nicht zugänglich; das ist schon lange Geschichte und so war auch unser Ukraine-Korrespondent Christian Wehrschütz wiederholt in dieser Stadt; so auch gestern, wo er mit dem Bürgermeister über die Vorbereitungen auf einen möglichen russischen Angriff gesprochen hat; hier sein Bericht:

Die Stadt Dnipro liegt am gleichnamigen Fluss im Herzen der Ukraine. Die Stadt ist ein entscheidendes Industriezentrum der Ukraine. Dnipro ist auch eine Anlaufstation für Flüchtlinge aus Charkiw und anderen Städten; wie viele von ihnen geblieben sind, ist ebenso schwer zu schätzen wie die Zahl der Bewohner. Bürgermeister Boris Filatow schätzt, dass ein Fünftel der eine Million Einwohner Dnipro verlassen hat; trotzdem seien Wirtschaft und kritische Infrastruktur nicht gelähmt, betont Boris Filatow:

6'10'3 - Leben in der Stadt - 7'54'5 (45)

„Alle großen Betriebe arbeiten; kleinere, private Firmen öffnen sogar wieder; dazu zählen Geschäfte, Kaffees und Friseurläden. Es gibt sogar Rückkehrer aus der Westukraine oder dem Ausland. Natürlich gibt es Schwierigkeiten, die aber vor allem damit verbunden sind, dass Logistikketten unterbrochen sind. Dazu zählen Engpässe mit teuren Medikamenten zur Behandlung von Krebs, doch von einem Kollaps der Stadt kann man nicht sprechen. Zu den Problemen zählt, dass viele qualifizierte Kräfte an die Front gegangen sind. Dazu zählen 30 Busfahrer, die gesagt haben, dass sie auch einen Panzer fahren können, und sich daher zu den Streitkräften gemeldet haben."

Der Eingang in das Rathaus ist durch Sandsäcke geschützt, das Büro des Bürgermeisters selbst, bewachen zwei Männer mit Kalaschnikow. Details über die Vorbereitungen auf einen russischen Angriff will Filatow nicht nennen, doch erläutert der Bürgermeister:

2'27'6 - Vorbereitung auf den Krieg - 3'43'3 (50)

"Wir haben alle möglichen Luftschutzkeller gereinigt; das gilt nicht nur für jene, die in sowjetischer Zeit geplant worden sind. Dazu zählen Keller und die U-Bahn. Leider gibt es Gebäude aus den 70iger Jahren des vorigen Jahrhunderts, wo es keine Schutzräume gibt; da muss man andere Orte suchen wie Lager oder Garagen. Wir haben in die Luftschutzkeller bereits ein stationäres Internet eingeleitet, damit die Menschen Verbindung haben. Außerdem haben wir eine enorme Menge an haltbaren Nahrungsmitteln beschafft, die dezentral gelagert wird, damit sie nicht ein Feuerschlag vernichtet kann. Eingelagert haben wir Treibstoff und technische Geräte; wir wissen, dass die Russen die Infrastruktur zerstören wollen, um uns zu lähmen."

Der Bürgermeister spricht Russisch wie die meisten Bewohner von Dnipro; auch das zeigt, wie absurd die Kriegspropaganda Moskaus über die Verfolgung russisch-sprachiger Ukrainer ist. Boris Filatow gibt sich siegessicher:

1'04'1 – Dnipro, Verteidigung - 1'25'8 (25)

"Die heldenhafte Erhebung von Charkiw, Mariupol und Tschernihiv haben uns die Zeit verschafft, um uns vorbereiten zu können. Glauben Sie mir, für die Angreifer wird es hier nicht nur schwierig, sondern überhaupt tödlich sein. Es würde nicht tausende, sondern zehntausende Soldaten kosten, um Dnipro zu nehmen."

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