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Leihmutterschaft im Krieg

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Berichte Ukraine

Der russische Großangriff kam für die Bevölkerung der Ukraine weitgehend unvorbereitet und löste am ersten Tag auch Panik aus. Das zeigten die enormen Staus, die etwa in Kiew zehntausende Bürger verursachten, die einfach nur nach Westen fliehen wollten. Getroffen hat der Krieg aber auch viele schwangere Frauen, die nun mit viel Ungewissheit der Geburt ihrer Kinder entgegensehen müssen; eine besondere Gruppe bilden dabei Leihmütter, weil in der Ukraine Leihmutterschaft erlaubt ist und von vielen kinderlosen Paaren aus aller Welt in Anspruch genommen wird. Unser Korrespondent Christian Wehrschütz hat mit den Mitarbeitern einer auf Leihmutterschaft spezialisierten Klinik gesprochen; hier sein Bericht:

Ein Kellergeschoß in einem Außenbezirk von Kiew dient seit Anfang März als behelfsmäßige Unterkunft für Babys, die Leihmütter geboren haben, von ihren genetischen Eltern aber kriegsbedingt nicht abgeholt werden konnten. Etwa 20 Kinder im Alter von wenigen Tagen bis zu sechs Monaten warten bei unserem Besuch hier; die größte Einzelgruppe bilden Chinesen, die bereits wegen Corona enorme Probleme hatten, in die Ukraine zu kommen. Betreut werden die Babys von sieben Pflegerinnen rund um die Uhr; zur Versorgung der Säuglinge sagt Svitlana:

"Wir haben keine Versorgungsprobleme, wie sie selbst sehen können. Unsere Unternehmensführung kümmert sich sehr darum, steht mit uns ständig in Verbindung, und wenn etwas nicht reicht, besorgt sie es. Wie sie das in dieser Kriegszeit macht, weiß ich nicht, doch wir haben alles. Sehr geholfen haben uns auch Freiwillige."

Die Klinik selbst liegt im Zentrum von Kiew; sie ist die größte und bekannteste der Ukraine. Nach Angaben ihres Chefarztes, Igor Petschenoga, gab es zu Kriegsbeginn am 24. Februar 30 Babys, seit damals wurden 49 geboren; die große Mehrheit konnte zu ihren genetischen Eltern gebracht oder von diesen abgeholt werden, betont der Chefarzt; doch die Klinik betreut noch 500 Leihmütter, die auch für einige genetische Eltern aus Österreich Ungeborene in sich tragen; dazu sagt Igor Petschenoga:

"Von sechs und acht Wochen bis praktisch hin zum Geburtstermin haben wir Frauen; sie sind in Kiew oder in der Stadt Kirowograd, wo wir gemeinsam mit dem Pränatalen Zentrum ebenfalls Bedingungen für die Unterkunft geschaffen haben, und einige sind zu Hause. Am ersten Tag des Angriffs herrschte Panik; daher fuhren viele Frauen heim oder in die Westukraine; nun haben wir auch Rückkehrer nach Kiew, weil diese Stadt jetzt die am besten geschützte ist; das ist eine Festung. Es ist jetzt komplizierter, weil die Frauen über die gesamte Ukraine verstreut sind."

In Sicherheit gebracht hat die Klinik auch alle Embryonen, über die sie verfügt. Doch ihre Tätigkeit hat die Klinik derzeit zwangsläufig auf Eis gelegt, weil die Zukunft der Ukraine durch den russischen Angriff völlig unklar ist.

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