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Reportage aus Kiew

Fernsehen
ZiB2
Berichte Ukraine

In der Ukraine bereitet sich die Hauptstadt Kiew so gut wie möglich auf den zu erwartenden russischen Großangriff vor. Während die Streitkräfte einen Vorstoß in die Stadt bisher verhindert haben, werden in ganz Kiew Barrikaden errichtet und Straßensperren gebaut. Trotzdem haben sehr viele Bewohner die Stadt verlassen; geblieben sind jedenfalls viele Personen, die entweder an den Sieg der eigenen Waffen glauben oder keine Alternative zum Bleiben haben. Sehen Sie eine Reportage von Christian Wehrschütz, der heute wieder auf einem Tagesausflug in Kiew war:

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Kiew

Insert1: Annabel (26), Tanzlehrerin in Kiew

Insert2: Julia, Bewohnerin von Kiew

Insert3: Ruslan, Arzt in Kiew

Gesamtlänge: 2’36

Der Maidan war und ist das Herzstücks Kiews in guten wie in schlechten Zeiten; daher wird auch dieser Platz soweit eben möglich zur Verteidigung vorbereitet. Straßensperren werden errichtet, Panzerigel stehen schon auf der noch vor zwei Wochen belebt Krestschatik und Freiwillige helfen mit beim Bau von Barrikaden. Sehr viele Bürger der ukrainischen Hauptstadt sind geflohen – warum ist Sie geblieben?

2'09'4 - Warum geblieben - 2'43'1

"Erstens ist das unser Land; zweitens haben wir in keiner anderen ukrainischen Stadt Verwandte; und drittens glauben wir an unsere Streitkräfte und an unsere Verteidigung. Außerdem helfen wir auch Menschen, die es nötig haben; so haben wir gestern einer alten Frau, die nicht gehen kann, Nahrungsmittel besorgt."

In der ganzen Stadt stoßen wir bereits auf Barrikaden und Straßensperren, die allerdings nicht gefilmt werden dürfen. Das gilt auch für das Haus, in dessen Garage sich die verblieben Bewohner so gut wie möglich eingerichtet haben. Von 1.500 Mitbewohner sind nur etwa 30 geblieben; dazu zählt dieses Ehepaar, das bereits im Sommer 2014 aus Donezk fliehen musste; warum sind sie nicht wieder geflohen?

 

Julia: 4'14 - Warum geblieben - 4'28

"Wir sind in Kiew geblieben, weil mein jüngerer Sohn an einem posttraumatischen Stress und an einer beschränkten Persönlichkeitsentwicklung leidet und ein sehr selbstmordgefährdeter Mensch ist."

Versorgungsprobleme gibt es für die verbliebenen Bewohner auch dank Spenden aus der Türkei nicht. Windeln und andere Gegenstände wurde auch an Krankenhäuser und Familien weitergegeben. Besonders schwierig sind aber die Lebensbedingungen chronisch kranker Menschen:

Ruslan 4'44'5 - Chronische Erkrankungen - 5'24'9

"Das ist eine Katastrophe; alle Menschen, die eine permanente medizinische Behandlung brauchen, sind ihren Problemen selbst überlassen. Das gilt für Diabetiker, psychische Erkrankungen und Krebspatienten; diese Medikamente gibt es nicht; ich fürchte mich auch sehr, dass bei uns eine Epidemie ausbrechen könnte."

Die Hoffnung auf den Sieg der eigenen Waffen besteht auch in dieser Tiefgarage weiterhin. Entschieden wird er aber an der Oberfläche; so gering die Friedenchancen auch sein mögen, bleibt für die Stadt zu hoffen, dass diese Barrikaden ihren Wert nicht unter Beweis stellen werden müssen.

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