× Logo Mobil

Russen und Ukrainer zwei verfeindete Brudervölker

Fernsehen
ZiB2
Berichte Ukraine

Um die Ukraine tobt zwischen dem Westen und Russland weiter ein massiver Krieg der Worte. Einerseits warnte heute Großbritannien Russland vor den massiven Folgen einer Invasion, andererseits beschuldigte Russland den Westen, die Spannungen anzuheizen. Der französische Präsident Emmanuel Macron will in den kommenden Tagen Vladimir Putin treffen, um Wege für einen Abbau der Spannungen zu finden. Streit gibt es aber auch in der NATO; so wird Deutschland von Polen kritisiert, weil es Waffenlieferungen an die Ukraine verhindert. In den Hintergrund getreten ist derzeit der eigentliche Grund für die Spannungen, der langwierige aber auch emotional verwurzelte Konflikt zwischen Kiew und Moskau. So war die Ukraine fast 300 Jahre unter russischer Herrschaft und spielte beim Zerfall der Sowjetunion aber ein Schlüsselrolle. Einen Blick auf die politische und historische Dimension des Konflikts hat unser Ukraine-Korrespondent Christian Wehrschütz geworfen

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus der Ukraine

Insert1: Leonid Krawtschuk, erster Präsident der Ukraine (Archiv)

Insert2: Konstantin Bondarenko, Politologe in Kiew

Insert2: Konstantin Bondarenko, Politologe in Kiew

Gesamtlänge: 2’44

Als die Sowjetunion vor 30 Jahren zerfiel wurde die Ukraine über Nacht zur drittgrößten Atommacht der Welt. Davon zeugt noch ein Museum, das einst eine sowjetische Raketeneinheit beherbergte. Der letzte Schacht wurde im Oktober 2001 zerstört; bereits 1996 wurde auf massiven Druck der USA der letzte Atomsprengkopf nach Russland geliefert. Washington und Moskau versicherten Kiew im Gegenzug, die ukrainische Grenze nicht zu verletzten. Die Annexion der Halbinsel Krim und der Krieg in der Ostukraine zeigten 20 Jahre später, wie wenig diese Zusage im Budapester Memorandum wert war. In Kiew sorgt das Verhalten Moskaus weiter für Verbitterung, wie auch die Aussage des ersten Präsidenten der Ukraine zeigt:  

Leonid Krawtschuk 2014 Interview

31'005 - Putin Wirkung - 32'00'2

„Vladimir Putin hat das Schlimmste getan; er hat zwei slawische Völker verfeindet. Putin bezeichnet den Zerfall der Sowjetunion als größte geopolitische Tragödie des 20 Jahrhunderts. Die Tragödie, die er verursacht hat, besteht darin, dass er 40 Millionen Slawen der Ukraine zu Feinden Russlands und die Russen zu Feinden dieser 40 Millionen gemacht hat.“

Zweifellos ist Russland bestrebt, seinen Einfluss auf die Ukraine nicht völlig an den Westen zu verlieren. Doch für Russland geht es bei den Gesprächen mit den USA und der NATO um mehr als nur um Einflusssphären

9'02'2 - 9'29'9 - Ukraine als eigene Nation - 10'19'0

"Russland glaubt, dass die Ukrainer jene Russen sind, die der Ketzerei des Ukrainertums verfallen sind, wie sie sagen. Die Russen verstehen nicht, dass es sehr wesentliche Unterschiede gibt; Russland glaubt, dass früher oder später die Ukrainer in den Schoß Russlands zurückkehren werden. Man versteht nicht, dass Russen und Ukrainer in der Perspektive durchaus befreundete Völker aber niemals ein Volk sein können."

Von der Ideologie der Brudervölker zeugt in Kiew noch dieses Denkmal aus kommunistischer Zeit. Andererseits bestehen viele verwandtschaftliche Beziehungen über alle Gräben hinweg. Real herrscht weder Krieg noch Frieden:

Konstantin Bondarenko

Dezember 2021

15'25'8 - Beziehungen Ukraine und RF - 16'29'6

"Formell herrscht kein Kriegszustand, andererseits hat das Parlament in Kiew Russland zum Aggressor erklärt; andererseits gibt es noch immer Handelsbeziehungen. Das ist eine sehr seltsame Lage, eben weder Krieg noch Frieden."

Wohin sich das Pendel neigen wird, werden die kommenden Wochen und Monate zeigen.

Facebook Facebook