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IT Boom in der Ukraine

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Berichte Ukraine

Die Ukraine ist zweifellos ein Land, das man eher mit Krieg, Korruption und Oligarchen verbindet. Dass diese Assoziationen einseitig sind, zeigt der Umstand, dass das osteuropäische Land immer mehr zu einem Zentrum der IT-Industrie wird. Dieser Sektor wächst pro Jahr um 30 Prozent, bereits 40 Prozent der Exporterlöse entfallen auf diesen Industriezweig. Durch steuerliche Anreize versucht die politische Führung in Kiew diese Entwicklung zu verstärken. Das Land profitiert dabei von einem guten Bildungswesen, dessen Ingenieure bereits vor Beginn der Digitalisierung technische Höchstleistungen vollbracht haben. Über den IT-Boom berichtet aus Kiew unser Ukraine-Korrespondent Christian Wehrschütz:

Der IT-Boom in der Ukraine ist nicht nur darauf zurückzuführen, dass viele internationale Konzerne in diesem Land tätig sind. Vielmehr gibt es auch im Land selbst sehr innovative Unternehmer. Ein Beispiel ist die vor drei Jahren gegründete Firma „Reface“. Ihre App ermöglicht es Nutzern, ihr Foto in viele Bilder oder Videos zu kopieren und dabei auch singende Botschaften an Freunde zu verschicken. 190 Millionen Menschen haben die APP heruntergeladen, 10 Millionen nutzen sie jeden Monat. „Reface“ arbeitet mit Warner Brothers und vielen Größen der Musik- und Unterhaltungsbranche zusammen. Die Grundidee erläutert in Kire Firmen-Gründer Dmitri Schwetz so:

„Wie verstehen, welcher Inhalt den Menschen gefällt, doch die Grundidee unseres Produkts ist, dass man mit einem Click eine Berühmtheit oder ein Sportler werden oder sich einfach in persönlicher Form an seine Freunde wenden und ihnen etwa zu Silvester gratulieren kann."

250.000 Personen arbeiten in der Ukraine im IT-Sektor, und jährlich kommen weitere 30.000 Universitätsabsolventen hinzu. Der Bedarf an IT-Fachleuten ist sogar noch größer, weil der Wirtschaftszweig pro Jahr um 30 Prozent wächst. 40 Prozent aller Exporterlöse im Ausmaß von sieben Milliarden US-Dollar entfallen auf die IT-Branche. Motor der Digitalisierung ist Minister Michael Fedorow, der 2019 für den Wahlkampf von Präsident Volodimir Selenskij in den sozialen Netzwerken zuständig war. Er verweist darauf, dass die Ukraine sehr intensiv am Ausbau des Internets im ganzen Land arbeitet und betont, dass die Digitalisierung auch im Kampf gegen die Korruption helfen soll; Michail Fedorow:

"Im kommenden Jahr wollen wir ein einheitliches Register für Sozialleistungen schaffen, das Pensionen, Arbeitslosengeld und die vielen anderen Leistungen umfassen soll. Da geht es um Informationen guter Qualität und die Verhinderung von Sozialbetrug. Wer schwarz arbeitet hat zum Beispiel keinen Anspruch auf Arbeitslosenunterstützung. Dadurch sollen etwa Pensionisten mehr Geld bekommen können. Hinzu kommt ein Fokus auf die Bauwirtschaft, eben auf die Gebiete, wo die Korruption immer am größten war."

Bei der Nutzung des Internets liegt die Ukraine vor vielen entwickelten Staaten in der EU. Auch das zeigt, wie falsch viele Klischees über dieses Land sind, die von Krieg, Bürokratie und Korruption geprägt sind.

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