× Logo Mobil

Vorläufig letzter Gefangenenaustausch in der Ostukraine

Radio
J17 J18
Berichte Ukraine

Im Krieg in der Ostukraine haben die Konfliktparteien heute neuerlich ein Zeichen gesetzt, das die Hoffnung auf Friedenstärkt. So tauschten die Führungen in Kiew und in den prorussischen Rebellengebieten von Donezk und Lugansk insgesamt 200 Gefangene aus. Die Übergabe erfolgte bei einem Kontrollposten an der Frontlinie auf ukrainischer Seite. Es war dies der zweite Austausch im heurigen Jahr, und vermutlich auch der letzte insgesamt, weil nun alle Gefangenen ausgetauscht worden sein dürften. Es berichtet unser Ukraine-Korrespondent Christian Wehrschütz:

Alle Konfliktparteien brachten ihre Gefangenen mit Autobussen zum Kontrollposten Majorsk, wo am Nachmittag der Austausch abgeschlossen wurde. Bis zuletzt dauerte die Befragung der Betroffenen an, ob sie überhaupt ausgetauscht werden wollten. Wie viele abgelehnt haben, ist nicht bekannt; die Rede war von jeweils etwa 20 Personen. Donezk übergab der ukrainischen Seite 51 Personen und bekamen 61 Gefangene; Lugansk übergab 25 und bekam 63 Personen. Die Haftdauer war unterschiedlich; einige Personen wurden bereits drei oder vier Jahre festgehalten. Unterschiedlich sind auch Alter und die Gründe für die Haft. So tauschten die Rebellen Personen aus, die gar nicht gekämpft hatten, sondern unter dem Vorwurf von Hochverrat inhaftiert waren. Auch auf ukrainischer Seite kann nicht von einem klassischen Austausch von Kriegsgefangenen gesprochen werden. So übergab Kiew den Rebellen auch fünf Angehörige der ehemaligen Polizeisondereinheit Berkut; sie standen wegen des Vorwurfs vor Gericht, bei der Maidan-Revolution im Jahre 2014 Zivilisten erschossen zu haben. Gegen diese Übergabe protestierten in der Ukraine Vertreter der Hinterbliebenen und ukrainische Nationalisten. Auch beim Austausch mit Russland vor drei Monaten hatte Kiew eine Person ausgetauscht, die als Kronzeuge beim Prozess in den Niederlanden zum Abschuss der malaysischen Passagiermaschine im Sommer 2014 hätte dienen können. Das zeigt, dass politische Motive oft weit wichtiger sind als die Gerechtigkeit für Opfer und Hinterbliebene des Krieges in der Ostukraine.

Facebook Facebook