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Mit einer Österreicherin auf Patrouille im Raum Lugansk

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Mittag in Österreich
Berichte Ukraine

Seit mehr als fünf Jahren herrscht Krieg in der Ostukraine; und sehr mehr als fünf Jahren sind auch etwa 800 OSZE-Beobachter im Einsatz, um die Lage in der Ostukraine zu überwachen. Dazu zählen Patrouillen an der Frontlinie, an der Grenze zu Russland aber auch im Hinterland der prorussischen Rebellengebiete. Eine der größten OSZE-Mission ist die Überwachungsmission im Raum Lugansk mit mehr als 300 Personen, von denen zwei Drittel Ausländer sind. Diese Mission überwacht beide Seiten der Frontlinie. Zu Stab in der Rebellen-Hochburg Lugansk zählen auch drei Österreich, zwei Männer und eine Frau. Sie hat unser Ukraine-Korrespondent Christian Wehrschütz bei einer Patrouille ins Hinterland des prorussischen Rebellengebietes begleitet:

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus der Ostukraine

Insert1: Emma Vincent, Österreichische OSZE-Beobachterin

Insert2: Ljuba, Bewohnerin des Dorfes Metschetka

Insert3: Alexej, Bewohnerin des Dorfes Metschetka

Insert4: Alexej, Bewohnerin des Dorfes Metschetka

Insert5: Emma Vincent, Österreichische OSZE-Beobachterin

Gesamtlänge: 3’25

Metschetka liegt 50 Kilometer südlich von Lugansk. Ein Drittel der Häuser sind verlassen; Grund ist die massive Landflucht, denn seit 2015 herrscht hier kein heißer Krieg mehr, obwohl die Kriegsfolgen natürlich weiter spürbar sind. Metschetka war das Ziel einer Patrouille der OSZE-Beobachter; 150 Patrouillen werden pro Woche durchgeführt. Diese führt die Österreicherin Emma Vincent; gemeinsam mit ihrer Dolmetscherin nimmt sie Kontakt mit einer Bewohnerin auf; gefragt wird nach den Lebensumständen oder nach humanitärer Hilfe. Diese Befragungen dienen dem Lagebild und fließen in die Berichte der OSZE-Beobachter ein:

"Im Winter werden hier die Straßen nicht geräumt, die nächste Bushaltestelle ist einen Fußmarsch entfernt; hier im Ort sind fünf Kinder, die in den Kindergarten gehen; wenn jemand ein Auto hat, dann setzt man sie in ein Auto; dieser Ort hat das Glück, ein Geschäft zu haben, es gibt kein Postamt, es gibt keine medizinische Grundversorgung."

Hausbesuche sind den OSZE-Beobachtern nicht gestattet. Das Team besteht neben der Österreicherin aus einem Albaner aus Mazedonien und einem Bulgaren. Probleme mit einem der gepanzerten Fahrzeuge geben uns mehr Zeit, unsere Bewegungsfreiheit zu nutzen; die alte Frau hat sechzig Euro Pension im Monat:

„Schwierig; das Geld geht für Medikamente auf, ich hatte einen Infarkt.“

Die 70-jährige Ljuba läd uns in ihr Haus ein; dort lebt sie mit ihrem 69 Mann Alexej; er leidet unter hohem Blutdruck und hat fast 50 Jahre als Kraftfahrer in einer Kolchose gearbeitet; von dort bekommt er jedes Jahr eine Tonne Getreide; seine Pension beträgt ebenfalls 60 Euro im Monat; das Geld bekommen beide von Russland, denn für die ukrainische Pension müsste er die Frontlinie queren:

„Wir waren vier Mal auf der anderen Seite; doch seit dem Infarkt meiner Frau nicht mehr.“

Aufgewartet wird uns der traditionelle ukrainische Speck; das Ehepaar ist durch eine kleine Landwirtschaft Selbstversorger; hinzu kommt Selbstgebrannter mit 50 Prozent. Ein äußerst bescheidenes Leben ist möglich:

„Wir hungern nicht; wir haben alles, nur eben kein Geld; alles brauchen wir für die Medikamente.“

In der Zwischenzeit haben die OSZE-Beobachter ihr Auto wieder in Gang gebracht, doch ein Besuch in einem anderen Dorf ist nicht möglich, weil das Fahrzeug zum Service muss. Die regionale Zentrale der OSZE-Mission ist in Lugansk; auf den Einsatz werden die Österreicher durch Kurse beim Bundesheer und in Kiew vorbereitet:

"Wie man sich sicher verhält; die oberste Prämisse der Mission ist unsere Sicherheit; es ist eines der am stärksten verminten Gebiete der Welt, man muss ständig die Augen offenhalten."

Im April 2017 starb ein amerikanischer Sanitäter als sein Fahrzeug auf eine Mine auffuhr. Zum Glück hat die OSZE aber auf Patrouillen bisher sonst keine Opfer zu beklagen.

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