Gedenkkonzert für Joseph Roth in Brodi
Zu den großen Schriftstellern der Zwischenkriegszeit gehört Joseph Roth, der mit seinen Werken „Radetzkymarsch“ und „Kapuzinergruft“ auch seine Trauer über den Zerfall der Habsburger Monarchie verarbeitete. Geboren wurde Roth vor 125 Jahren in der galizischen und nun ukrainischen Kleinstadt Brodi, die damals durch ihre jüdische Bevölkerung geprägt war. 1939 starb Roth im Pariser Exil. Diese Jahrestage nahm die ukrainische Dirigentin Oksana Lyniv zum Anlass, ihr MozArt-Festival heuer mit einem Gedenkkonzert für Joseph Roth zu beginnen.
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus der Ukraine
Insert1: Oksana Lyniv, Dirigentin und Leiterin des MozArt-Festivals
Gesamtlänge: 1’11
Die Kleinstadt Brodi liegt einhundert Kilometer östlich von Lemberg. Zwei Weltkriege, der Holocaust und 45 Jahre Sowjetunion haben die Stadt völlig verändert. An Joseph Roth erinnerte bislang nur eine Gedenktafel an dem Gymnasium, das der Schriftsteller besuchte. Auf Initiative der Dirigentin Oksana Lyniv steht beim Eingang nun seine Büste. Lyniv stammt selbst aus Brodi. Die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Synagoge diente ihr als Kulisse für das Konzert zu Ehren von Joseph Roth. Dem Geist des Ortes entsprechend dirigierte Lyniv Kaddisch, die dritte Symphonie von Leonard Bernstein. Das Konzert soll zur Wiederentdeckung von Joseph Roth in Brodi beitragen:
"Ich denke schon, dass die Stadt und unsere Regierung verstehen, dass die Kultur eine sehr wichtige tragende Rolle nach außen sein soll, und das auch weiter entwickeln wird."
Die Bewohner von Brodi waren jedenfalls ebenso begeistert wie die geladenen Gäste, doch der Weg zu einer Joseph-Roth- Renaissance in Brodi ist noch weit.