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Call Center in Lemberg mit mehr als 100 Beschäftigten

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Berichte Ukraine

Denkt man an die Ukraine, dann fällt einem Krieg, Korruption, Armut und Krise ein. Dass dieses Bild einseitig ist, zeigen auch Firmen aus Oberösterreich, die oft seit vielen Jahren bereits in diesem Land der ehemaligen Sowjetunion tätig sind. Dazu zählt ein Unternehmer, der in Linz vorwiegend deutsche Versandhäuser betreut, und in der ukrainischen Stadt Lemberg gemeinsam mit einem Partner ein Callcenter betreibt. Bedient wird von Lemberg aus vor wiegend der deutsche Markt, doch die Telefonisten in Lemberg betreuen auch Kunden aus Italien, Frankreich oder Polen. In Lemberg in der Westukraine betreiben auch große Konzerne Callcenter und die einst viertgrößte Stadt der K und K Monarchie ist mit 30.000 Beschäftigten auch ein ganz großes Zentrum der IT-Branche in der Ukraine.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Lemberg

Kamera: Alexander Alexejew

Schnitt: Jaroslaw Sawitzkij

Insert1: Hans, Student in Lemberg, (20 Jahre)

Insert2: Thomas Weigert, Sprachtrainer in Lemberg

Insert3: Kristina, (28 Jahre), lebte sieben Jahre in Deutschland

Insert4: Martin Sonntag, Unternehmer aus Oberösterreich

Insert5: Otto Gumpinger, Unternehmer aus Oberösterreich

Gesamtlänge: 3’10

Außen verkörpert der Firmensitz des Callcenters noch den kommunistischen Charme der verflossenen Sowjetunion – doch drinnen arbeiten die mehr als 100 Telefonistinnen, Agents genannt, mit modernster Software auf dem letzten Stand der Technik. Alle Kunden sind Firmen aus der EU; dazu zählen etwa Möbelzulieferer oder Autoersatzteilhändler, deren Kunden von Lemberg aus betreut werden und über Lemberg Ersatzteile bestellen können:

"Das ist eine echte Herausforderung solche Kunden zufrieden zu stellen, und es ist immer schwierig, dem Kunden eine Absage zu erteilen."

Die Einschulung der neuer Mitarbeiter dauert einen Monat; ausreichende Deutsch-Kenntnisse sind eine Grundvoraussetzung. Die meisten Mitarbeiter verwenden deutsche Pseudonyme als Namen in der Firma. An Hand von Beispielen wird der Umgang mit Kunden verbessert:

"Es kommt jetzt wieder eine neue Schulung, die starten wir nächste Woche; da geht es ganz massiv um Freundlichkeit, da geht es um Grammatik, da geht es darum die Artikel richtig zu setzen, die Wortreihenfolge richtig zu setzen; es wird ständig weiter geübt und verbessert."

Die Agents, die deutschsprachige Kunden betreuen, hatten bereits in der Schule deutsch. Viele studierten Germanistik und lebten einige Zeit vor allem in Deutschland. Diese Abteilung betreut deutsche Verlage, von der Abo-Bestellung bis zur Adressänderung. Die Bandbreite der Zeitschriften reicht vom Frauenmagazin bis hin zur Kochzeitschrift:

"Manches Mal kommen die Kunden, wenn sie sich etwas ausreden wollen; da sind ganz oft etwas ältere Omas, wenn sie über Rezepte reden wollen. Man muss Stress-resistent sein, aber am Ende bleiben beide Seiten zufrieden, hoffe ich."

Das Lohnniveau liegt etwa 30 Prozent unter dem in Österreich, obwohl die Firma weit höhere Löhne bezahlt als in der Ukraine üblich. Doch für Lemberg sprechen noch andere Faktoren:

"Das ist aber für uns nicht der einzige Punkt diese Lohnkostenersparnis. Wir finden hier Leute in einem Qualitätsniveau und in einer Qualifikation, die wir in Österreich gar niocht mehr bekommen und in Deutschland auch nicht mehr."

Denn die meisten Agents sind Akademiker. Groß geschrieben wird auch die Zufriedenheit der Mitarbeiter:

"Wir bieten eine private Krankenversicherung, weil in der Ukraine gibt es zwar offiziell kostenlose Krankenversorgung, aber das funktioniert nicht. Wir laden die Leute zu Reisen nach Österreich ein, es gibt hier eine Betriebsküche."

Auch bei der Feier zum 15 jährigen Bestehen der Firma zeigte sich das gute Betriebsklima. Verdiente Mitarbeiterinnen wurden ausgezeichnet. Für Stimmung sorgte auch die Musikgruppe der Agents, die Vielfältigkeit und Talente der Ukrainerinnen und Ukrainer zeigt, die unter oberösterreichischer Führung in dieser Firma in Lemberg vereint sind.

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