Fremdenverkehr und Sanktionen auf der Krim
Seit mehr als vier Jahren ist die Krim nun Teil Russlands, ein Anschluss den Ukraine, EU und USA nicht anerkennen und als Annexion durch Russland bewerten. Aus diesem Grund bestehen spezielle internationale Sanktionen gegen die Krim, die weder von einer internationalen Fluglinie angeflogen wird, und wo auch nicht mit internationalen Kreditkarten bezahlt werden kann und auch keine nicht-russischen Mobilfunknetze funktionieren. Ausgewirkt hat sich die Abtrennung der Krim von der Ukraine auch auf den Tourismus. Noch 2013 zählte die Krim sechs Millionen Touristen, darunter vier Millionen Ukrainer; im gesamten Vorjahr passierten nur 2,5 Millionen Personen die drei Übergänge von der Krim zur Ukraine. Doch langsam aber sicher entdecken nun auch die Russen die Krim für sich, ein Umstand, der auch mit der Brücke zu tun hat, die seit Mai das russische Festland mit der Halbinsel Krim verbindet; von der Krim berichtet unser Ukraine-Korrespondent Christian Wehrschütz
Die Brücke vom russischen Festland zur Halbinsel Krim ist mit 19 Kilometern die längste Brücke Europas; sie allein ist bereits für viele Russen ein Besuchermagnet, der aber auch positiv auf den Tourismus wirkt. 3,3 Millionen Touristen bevölkern heuer die Krim, ein Zuwachs von 25 Prozent nach Angaben des Tourismusministeriums. Die überwältigende Mehrheit sind Russen, nicht zuletzt wegen der Sanktionen, die auch den neuen Flughafen treffen. Ihn fliegen internationale Linien nicht an; jede zweite Maschine fliegt nach oder kommt aus Moskau, was natürlich auch einen gewissen Spielraum für westliche Touristen zulässt. Für sie wird nun auch die Auswahl guter Hotels schwerer, weil Booking.com seit einiger Zeit für die Krim nicht mehr nutzbar ist; dazu sagt der Generaldirektor des Hotels Mriya, Samuel Saruchanjan:
„Der Krim fehlt nun dieses Instrument, doch die Krim ist heute keine Destination, die gewählt wird, weil jemand Hotels auf der Krim mit Hotels auf Sotschi und Italien verglichen hat. Derartige Vergleiche finden nicht statt; unsere Besucher kommen, weil sie auf die Krim wollen. In den nächsten zwei, drei Jahren wird die Lage mit Booking nicht den Markt beeinflussen. Es wird nicht so bequem sein, ein Hotel zu buchen, und es kann Fälle geben, wo 4 Sterne ausgewiesen sind, und bei der Ankunft stellt der Gast fest, dass es nur zwei Sterne sind, weil nun die Kommentare zu den Hotels fehlen.
Das Hotel Mriya in der Nähe von Jalta ist ein Aushängeschild des Krim-Tourismus; in seinem SPA-Bereich arbeiten allein 60 Ärzte, trotzdem sind auch hier 90 Prozent der Gäste Russen. In der Verbesserung des Service sowie in der Entwicklung des Gesundheits- und Kulturtourismus liegt nach Ansicht des Generaldirektors von Mriya die Zukunft der Krim. Derzeit dürften aber weniger als 10 Prozent der Krim-Besucher Gesundheitstouristen sein; diesen Umstand bewertet der Tourismusminister der Krim, Wadim Woltschenko, so:
„In ukrainischer Zeit, ist praktisch nichts in die Infrastruktur und die Sanatorien investiert worden, und mit den Folgen haben wir jetzt zu kämpfen. Der Staat ist bereit die Infrastruktur bereit zu stellen, die Investitionen in die Sanatorien und SPA-Zentren sollen privat erfolgen, auch durch das Ausland. Denn Sanktionen sind Sanktionen, doch Geschäft ist Geschäft. Einige Projekte werden bereits umgesetzt, doch wegen der Sanktionen kann ich derzeit über Details nicht offen sprechen. Doch es gibt neben russischen auch internationale Investoren; natürlich hätten wir gerne mehr; doch es gibt etwa 100 Objekte, in die mit großer Rentabilität investiert werden könnte.“
Enorm ist auch das kulturhistorische Potential der Krim; so ist in Jalta das Schloss zu besichtigen, wo Roosevelt, Stalin und Churchill im Namen der USA, der Sowjetunion und Großbritanniens am Ende des Zweiten Weltkriegs das Schicksal Europas entschieden. Doch diese Allianz gibt es nicht mehr; und die Krim-Sanktionen haben eine breite Wirkung bis hin zum exklusiven Weingut, das nun seine Absatzmärkte in der Ukraine und in Europa verloren hat, obwohl die Qualität auch bei internationalen Wettbewerben Goldmedaillen bringt. Realpolitisch gehört die Krim nun fast fünf Jahre zu Russland, doch der Weg zu einer internationalen Lösung des Konflikts um die Halbinsel ist noch völlig ungewiss.