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Kleinrussland und die Lage in den Rebellengebieten

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Berichte Ukraine
Seit mehr als zwei Jahren wird in der weißrussischen Hauptstadt Minsk über einen Frieden für die Ostukraine verhandeln. Im Grunde liegen alle Vorschläge auf dem Tisch, doch der politische Wille der Konfliktparteien zur Umsetzung fehlt. Während Minsk immer mehr zur Verwaltung des Konflikts und zu Ort wird, wo versucht wird, die humanitären Folgen zu mildern, haben die prorussischen Rebellen in Donezk heute einen Vorschlag gemacht, der den Prozess in Minsk endgültig zu Grabe tragen würde. Die Rebellenführung schlug vor, einen Staat aus den Gebieten von Donezk und Lugansk mit dem Namen „Kleinrussland“ zu schaffen, der auch anderen ukrainischen Kreisen offen stehen solle. Der sogenannte Staat mit der Hauptstadt Donezk solle auf drei Jahre gebildet und in dieser Zeit den Ausnamezustand verhängen und bestrebt sein, den Krieg zu beenden. Während aus Moskau noch keine klare Reaktion dazu erfolgte, lehnten nicht nur Kiew und der Westen, sondern auch Lugansk den Vorschlag ab. Der Zivilbevölkerung an der Frontlinie und in den Kriegsgebieten dürfte der Vorschlag weitgehend gleichgültig sein; sie ist mit dem täglichen Überlebenskampf voll auf beschäftigt:

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus der Ostukraine

Insert1: Alexandra Iwanowna, Binnenflüchtling in der Ostukraine

Insert2: Alexander Hug, OSZE-Beobachtermission in der Ostukraine

Aufsager: Christian Wehrschütz aus der Ostukraine

Gesamtlänge: 2’07

Stanica Luganska liegt etwa 20 Kilometer von der Rebellenhochburg Lugansk entfernt; hier gibt es den einzigen Übergang vom und zum Rebellengebiet in diesem Abschnitt der Front; zweieinhalb Kilometer müssen die Zivilisten zu Fuß gehen, denn die Brücke wurde im Krieg zerstört, und nur ein schmaler Steg dient als Übergang. Für Familien mit Kindern ist das ebenso eine Zumutung wie für ältere Menschen; Alexandra Iwanowna kommt einmal im Monat nach Lugansk, um nach ihrer Wohnung zu sehen:

„Was schleppen Sie da mit sich?“

"Humanitäre Hilfe, die ich bekommen habe."

„Mussten Sie lange warten?“

"Heute nicht, manches Mal bis zu acht Stunden."      

Kurze Rast im Schatten macht auch diese Mutter mit ihrem einjährigen Säugling; all die Menschen sind gefangen in einem Alptraum, der seit drei Jahren kein Ende findet; überquert hat den Übergang heute auch Alexander Hug, stellvertretender Leiter der OSZE-Beobachter; würde sich der Vorschlag aus Donezk, einen neuen Staaten „Kleinrussland“ auszurufen und den Ausnahmezustand zu verhängen, auf das Mandat der OSZE auswirken?

"Ich kann nicht etwas von anderen kommentieren."

Klar war die Ablehnung der prorussischen Führung aus Lugansk; der Vorschlag sei nicht abgesprochen; Lugansk wolle den Friedensplan von Minsk umsetzen, ließ Rebellenchef Igor Plodnitzki mitteilen; an dem Treffen in Donezk habe kein offizieller Vertreter aus Lugansk teilgenommen. Was Alexander Sachartschenko, den Rebellenführer in Donezk, zu diesem Vorstoß veranlasst hat, bleibt vorerst ebenso unklar wie eine allfällige Rückendeckung aus Moskau. Sicher ist, dass die Bedrohung der OSZE-Beobachter in den Rebellengebieten zunimmt; sie weisen nicht nur ständig auf Verstöße gegen die Waffenruhe, sondern auch auf das Leiden der Zivilbevölkerung hin – bisher ergebnislos und ohne Aussicht auf Besserung.  
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