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Kurs Moskau statt Kiew in Donezk

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ZiB24
Berichte Ukraine


Der Krieg in der Ostukraine dauert nun schon fast drei Jahre. Während ein Friede nicht in Sicht ist, wird der Einfluss Kiews auf die prorussischen Rebellen-Gebiete von Donezk und Lugansk immer geringer. Verloren haben Kiew und ukrainische Unternehmer nun auch noch ihre Kontrolle über die Betriebe, die in diesen Gebieten noch arbeiten und bisher ihre Steuern nach Kiew abgeliefert haben. Denn Donezk und Lugansk nahmen eine wochenlange Blockade der Transportwege durch ukrainische Veteranen und Nationalisten zum Anlass, um die Firmen unter sogenannte Zwangsverwaltung zu stellen. Kiew beseitigte zwar die Blockade der Eisenbahnlinien, antworte aber darauf mit einer totalen Wirtschaftsblockade. Trotzdem musste der ukrainische Präsident Petro Poroschenko einräumen, dass Kiew nun seinen letzten Einfluss auf diese Gebiete verloren hat, während der Einfluss Russlands immer stärker wird:



Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus der Ostukraine



Insert1: Wasilij Prosenok, Schuldirektor in Stepanowka



Insert2: Alexander Chodakowski, ehemaliger Rebellenkommandant in Donezk



Gesamtlänge: 2’13



Der Ort Stepanowka wurde bei den Kämpfen im August 2014 stark in Mitleidenschaft gezogen. Nun ist es ruhig, weil der Ort weit weg von der Front liegt. Die Mehrheit der 1000 Bewohner sind Ukrainer; Ukrainisch war in der Schule Unterrichtssprache. Nun ist es Russisch und alle Schulbücher kommen aus Russland. Ukrainisch-Unterricht gibt es nur mehr eine Stunde die Woche. Andererseits zeigt die Schule auch die enorme Landflucht, die der Krieg noch verstärkt hat:  



„1996 hatten wir noch 298 Schüler; im Vorjahr waren es 103; jetzt haben wir 94 Kinder, weil eine große Klasse die Schule abgeschlossen hat und in der ersten Klasse haben wir nur mehr drei Schüler.“



Donezk selbst zählt nun aber wieder mehr Einwohner als am Höhepunkt des Krieges, obwohl die Stadt beschossen wird. Viele können sich das Leben auf Ukrainisch kontrolliertem Gebiet nicht leisten und kehren zurück, obwohl die Wirtschaftslage trist ist. Die zwangsenteignete Brauerei Sarmat zeigt das deutlich; zwar wird nun wieder produziert, doch die Auslastung liegt bei einem Fünftel der Kapazität, vor allem weil der ukrainische Markt fehlt. Klartext redete auf seinem YouTube-Kanal Mitte März ein ehemaliger Rebellenkommandant:



„Absatzmärkte kann uns nur Russland zur Verfügung stellen. Wenn die mit der sogenannten Verstaatlichung in Russland getroffene Entscheidung umgesetzt wird, werden auch alle großen russischen Oligarchen den Auftrag erhalten, hier die Kontrolle zu übernehmen, und Rohstoffe, Geld und Märkte bereitstellen. Wenn wir jetzt die Chance zur Integration in Russland nicht nutzen, wird dieses Gebiet in einiger Zeit nur mehr von Almosen leben.“



Russische Investoren wie diese Handelskette versuchen die lokale Produktion zu stimulieren. Von den 20.000 Artikeln kommen 20 Prozent von lokalen Erzeugern; 80 Prozent sind aus Russland. Im Vergleich zur Vorkriegszeit ist Donezk aber nur ein Schatten seiner selbst, wobei unter seinem Niedergang auch die Gebiete des Kreises leiden, die von Kiew kontrolliert werden.
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