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Die neue Schutzhülle von Tschernobyl steht

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ZiB24
Berichte Ukraine
Die Welt ist heute um ein kleines Stück sicherer geworden. Ort des Geschehens war ausgerechnet die von Krise und Krieg heimgesuchte Ukraine. Dort beim Unglücksreaktor von Tschernobyl wurde heute eine neue Schutzhülle der Öffentlichkeit präsentiert. Diese Konstruktion ist doppelt so lange wie zwei Verkehrsflugzeuge und so hoch, dass die Pariser Kathedrale Notre Dame darin Platz findet. Die Hülle soll Betonsarkophag und den vierten Reaktorblock vor Wind und Wetter schützen und das Austreten von Strahlung verhindern. In der Nach vom 25. Auf den 26. April 1986 führten Unfähigkeit und Schlamperei der sowjetischen Bedienungsmannschaften zum Supergau im ukrainischen Atomkraftwerk Tschernobyl. Die ausgetretene Strahlung war in ganz Europa meßbar, große Landstriche um das Kraftwerk wurden unbewohnbar, viele selbstlose Retter bezahlten ihren Einsatz mit dem Leben. Im selben Jahr baute die Sowjetunion einen Schutzmantel aus Beton um das Kraftwerk, der mehr als 30 Jahre später schon brüchig und einsturzgefährdet ist:



Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Tschernobyl



Insert1: Balthasar Lindauer, Experte für atomare Sicherheit der EBRD



Insert2: Balthasar Lindauer

Insert3: Ostap Semirak, Umweltminister der Ukraine



Gesamtlänge: 1’58

Die neue Schutzhülle ist das größte bewegliche Bauwerk der Welt; es wiegt 36.000 Tonnen; der Bau dauerte knapp vier Jahre; er war ein Gemeinschaftsprojekt von mehr als 20 internationalen Firmen. Beschritten wurde technisches Neuland, doch das war nicht die einzige Herausforderung für die Konstrukteure:



"Eine große Herausforderung ist natürlich die Strahlenbelastung hier; deswegen wurde das new safe confinement nicht an Ort und Stelle zusammengebaut, sondern 300 Meter entfernt und dann auf Scheinen an den jetzigen Standort geschoben. Das bedarf in der Tat sehr stabiler Fundamente, die hier gebaut worden sind, die tief im Boden verankert sind. Weitere Komplikation dabei war, dass wenn man hier Erde aushebt, findet man überall hoch radioaktive Abfälle, die dann entsprechend geborgen werden mussten."



Warum kann man sich hier jetzt ohne Schutzbekleidung aufhalten?



"Das ist problemlos möglich für relativ kurze Zeiträume. Man sollte sich hier nicht ewig aufhalten. Also die Strahlung ist hier höher als in der Innenstadt von Kiew, das ist in der Tat der Fall.“



Während vor Ort die Spuren der Katastrophe von vor 30 Jahren nicht mehr sichtbar sind, besteht um den Reaktor weiter eine Sperrzone mit einem Radius von 30 Kilometern; die Geisterstadt Pripjat, 20 Kilometer von Tschernobyl entfernt, ist ein stummes der Katastrophe. Hierher kehrt niemand mehr zurück; doch Teile der Sperrzone sollen dort wieder genutzt werden, wo das die Strahlung zulässt:



„Vor einigen Tagen haben zwei große chinesische Unternehmen bekanntgegeben, dass sie die Möglichkeit in Betracht ziehen, hier ein großes Solarkraftwerk zu bauen, dessen Kapazität mindestens einem Viertel des früheren AKW von Tschernobyl entspricht.“



Baubeginn soll nächstes Jahr sein. Ebenfalls sehr rasch sollen die instabilsten Teile des Betonsarkophags beseitigt werden, den nun die neue Hülle vor Wind und Wetter schütz.
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