Mariupol zwischen Frontstadt und Modernisierung
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ZiB24
Berichte Ukraine
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Mariupol
Insert1: Enwer Zkitischwili, Generaldirektor von Asowstal
Insert2: Juri Sintschenko, Generaldirektor des Kombinats Ilitsch
Insert3: Jaroslaw Chotnjanskij, Vizebürgermeister von Mariupol
Gesamtlänge: 2’30
Die Kombinate Ilitsch und Asowstal sind zwei Industriegiganten aus sowjetischer Zeit. Die Stahlwerke haben 60.000 Mitarbeiter. In Mariupol arbeitet jeder dritte Beschäftigte in der Metallindustrie, sprich im Konzern Metinvest des Oligarchen Rinat Achmetow. Große Probleme bereitet der Krieg in der Ostukraine. Kohlegruben liegen in den prorussischen Rebellengebieten; Lieferungen nach Mariupol sind oft unmöglich, Transportwege wurden länger. Die Kokerei liegt in Frontnähe und wird immer wieder beschossen. Hinzu kommen der Handelskrieg zwischen Kiew und Moskau sowie der Konkurrenzkampf mit China:
"Bis zum Jahre 2013 exportierten wir 30 Prozent nach Russland und in die ehemalige Sowjetunion und 35 Prozent in die EU. Jetzt exportieren wir mehr als 60 Prozent in die EU, während China den Markt in Südostasien geschlossen hat. Nur noch fünf Prozent entfallen auf die ehemalige Sowjetunion."
Auch das Stahlwerk Ilitsch exportiert nun fast 40 Prozent in die EU. In seine Modernisierung investiert das Werk nun bis Herbst 2018 150 Millionen Euro. Federführend ist die Firma Primetals in Linz, deren Ingenieure nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit verbessern sollen:
"Unsere Produktionskapazitäten werden größer. Zweitens werden die neue Stranggießanlage und alle anderen Maschinen allen EU-Umweltstandards entsprechen. Drittens ist das eine völlig neue Technologie. Das ist ein Resultat der berühmten österreichischen Ingenieurskunst, die hier verwirklicht wird."
Ehemalige Mitarbeiter von Metinvest regieren seit der Wahl im Vorjahr auch die Stadt Mariupol. Ihre Probleme haben die vielen Flüchtlinge verstärkt, für die es keine rasche Perspektive zur Rückkehr gibt. Daher muss Mariupol so rasch wie möglich modernisiert werden:
"Der Zustand der Infrastruktur ist teilweise zum Weinen. Das hat nichts mit dem Krieg, sondern nur damit zu tun, dass sich die frühere Führung völlig unwirtschaftlich verhalten hat. Wir bekämpfen nun die Korruption. Doch es ist sehr schwer all das nachzuholen, was 20 Jahre versäumt wurde."
So versickern 40 Prozent des Wassers in den desolaten Wasserleitungen. Erste Projekte wie die Beschaffung neuer Müllwägen wurden umgesetzt; doch der Weg zu einer modernen europäischen Stadt ist weit.