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Rote Nasen in der Ostukraine

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Berichte Ukraine
Die „Roten Nasen“ sind eine Organisation, die vor allem durch ihre Betreuung von schwerkranken Kindern in Österreich bekanntgeworden ist. Doch die „Roten Nasen“ sind auch in zehn Ländern aktiv, von der Flüchtlingsbetreuung in Griechenland bis zur Ukraine, wo Kinder der Schwerpunkt sind, die durch den Krieg in der Ostukraine Heim und normales Leben verloren haben. Aufgetreten sind die Roten Nasen in der Ostukraine aber auch vor kranken und behinderten Kindern.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus der Ostukraine

Insert1: Pavel Mihalak, Clown „Dodo“

Insert2: Karola Sakotnik, Teamleiterin der „Roten Nasen“ in der Ukraine

Gesamtlänge: 3’09

Selidowo ist eine Industriestadt mit 50.000 Einwohnern. Stadt und Region leiden darunter, dass die zwei staatlichen Kohlegruben als Hauptarbeitgeber veraltet und unrentabel sind. Hinzu kommt die Nähe zum Kriegsgebiet. Von Selidowo ist die prorussische Rebellen-Hochburg Donezk nur 40 Kilometer entfernt. In der Stadt versorgt auch die UNO Binnenflüchtlinge mit Hilfsgütern. Für Kinder gibt es im Kulturhaus eigene Schulungen, um mit Aggression und den Folgen des Krieges friedlich umgehen zu lernen. Die Roten Nasen sind in Selidowo und Nachbarortschaften mit vier Clowns mehr als zehn Mal aufgetreten. Ausgewählt hat die Orte das ukrainische Rote Kreuz. Die Truppe ist bunt gemischt: die Teamleiterin stammt aus Österreich, der zweite weibliche Clown kommt aus Slowenien und die beiden Männer aus Tschechien und der Slowakei; der 40-jährige Slowake Pavel hat noch in kommunistischer Zeit Russisch gelernt; er ist der Träger der sprachlichen Kommunikation mit den Kindern:

„Im Gegensatz zur Arbeit mit Kranken, sieht man bei Flüchtlingen nicht sofort, wo das Trauma ist. Denn ein von Menschen hervorgerufenes Trauma ist wirklich ein enormes Unglück. Die Opfer fühlen weit mehr Aggression und Trauer als bei einer natürlichen Katastrophe oder einer Behinderung. Denn Kranke erwarten eine Behandlung, glauben dass es besser wird, oder wissen, etwa bei Krebserkrankungen, dass es nicht besser wird. Doch damit kann man irgendwie umgehen. Hier dagegen herrscht Ungewissheit, was morgen sein wird, und somit gibt es keine Zukunftsperspektive.“  

Aufgetreten sind die Roten Nasen auch vor diesen 60 Teilnehmern eines Ferienlagers; etwa ein Drittel der Kinder sind Binnenvertriebene aus den Kampfgebieten; ihnen erzählten die Clowns die Geschichte einer Musikgruppe, die in der Ukraine auftritt und sich abmüht, ein Lied perfekt zu spielen. Ausgewählt hat die Truppe ein Lied, das in der Ukraine aus einem Trickfilm für Kinder sehr bekannt ist. Warum ist gerade die Figur des Clowns prädestiniert dafür, Hoffnung zu geben und Aggressionen abzubauen?

„Diese ureigene Geschichte des Clowns – der hat die ganze Zeit einen Konflikt und kann ihn lösen; in der Regel löst er den sehr liebevoll und im Team, was ein großes Thema ist bei Krieg, dass es nicht nur eine Lösung durch Aggression und Gewalt gibt, sondern, dass man sich auch auf Dinge einigen kann. Wir trauen uns immer, an eine Lösung zu glauben. Das ist gerade für Binnenvertrieben, für Menschen, die wenig Vision haben, wo sie zurück hingehen können, und ob es dort eine Zukunft gibt, wo sie gerne sein würden, macht das relativ große Hoffnung.“

Nach der Aufführung standen oft auch Geschicklichkeitsübungen auf dem Programm. Damit wurde der direkte Kontakt noch intensiver. Für die Kinder waren es schöne Stunden der Entspannung in einer Region, von der man aus Artilleriebeschuss durchaus hören kann; denn Friede ist für die Ostukraine weiterhin nicht in Sicht.  

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