Reportage aus Lugansk
Fernsehen
ZiB24
Berichte Ukraine
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Lugansk
Insert1: Sergej Obrosenko Generaldirektor der Fabrik Marschal in Lugansk
Insert2: Manolis Pilawow, Bürgermeister von Lugansk
Gesamtlänge: 2’20
Gestern hielt die sogenannte Volksmiliz von Lugansk wieder ein Manöver ab; auffallend ist, wie in weniger als zwei Jahren aus schlecht ausgerüsteten Landsknechten - wohl auch mit russischer Hilfe – eine disziplinierte Truppe wurde. Die Feuerpause wird immer wieder gebrochen, doch die Stadt Lugansk ist davon nicht betroffen, zu weit ist die Frontlinie entfernt. Im Zentrum sind Kriegsschäden kaum mehr sichtbar, viele Bewohner kehrten, obwohl soziale und wirtschaftliche Probleme groß sind. Vor dem Krieg beschäftigte diese Firme 1.200 Personen; jetzt sind es 600; die Gehälter sanken von fast 500 US-Dollar auf 80 Dollar im Monat. Durch die Blockade aus Kiew brach der ukrainische Markt weg, der 25 Prozent ausmachte, während 60 Prozent nach Russland exportiert wurden. Dort führten sechs Monate Krieg zum Verlust von Marktanteilen:
"Diese Absenz hat sich auf den Verkauf ausgewirkt. So hat sich der Umfang der Produktion im Vorjahr praktisch halbiert. Unser Ziel ist es daher, heuer wieder voll auf den russischen Markt zurückzukehren."
Auf den Märkten sind Waren aus der Ukraine fast verschwunden; einige Grundnahrungsmittel werden wieder selbst erzeugt, doch die Masse der Waren stammt aus Russland und Weißrussland. Generell ist die Stadt bestrebt, so weit wie möglich die ukrainische Blockade zu überwinden:
"Früher bekamen wir etwa 70 Prozent des Wassers von der ukrainischen Seite; jetzt sind es weniger als 30 Prozent. Wir haben unsere Quellen erneuert, die vor dem Krieg geschlossen waren. In einigen Bezirken haben wir Wasser nur jeweils vier Stunden in der Früh und am Abend."
Versucht wird, so weit wie möglich zu einem normalen Leben zurückzukehren; dazu zählt, dass die Miss Universität Lugansk zum ersten Mal wieder gekürt wurde. Dagegen ist es den Konfliktparteien in der Ukraine noch immer nicht gelungen, sich auf Lokalwahlen für Lugansk und Donezk zu einigen. Solange die politische Lösung ausbleibt, bleibt die Gefahr, dass aus einem weitgehend eingefrorenen Konflikt wieder ein heißer Krieg werden könnte.